Haching-Präsident Schwabl fordert finanzielles Umdenken
Als Präsident der SpVgg Unterhaching steht Manfred Schwabl vor derselben finanziellen Herausforderung wie alle Verantwortlichen in diesen Tagen. In der Krise erneuert der Haching-Boss jedoch auch die Kritik, dass die finanziellen Schwierigkeiten für viele Klubs hausgemacht seien. Kurzarbeit kommt für Schwabl derweil nicht infrage.
"Vor der eigenen Tür kehren"
Als Tabellendritter der 3. Liga steht die SpVgg Unterhaching in einer sportlich günstigen Situation, auch finanziell droht den Oberbayern in der spielfreien Zeit nicht der GAU. "Wir werden die Gehälter weiter zahlen, auch wenn es eng ist", sagte Schwabl bei "Blickpunkt Sport" im Bayerischen Fernsehen. Demnach stünde in Unterhaching ein Antrag auf Kurzarbeitergeld nicht zur Debatte, wenngleich ein Saisonabbruch auch die Spielvereinigung finanziell hart treffen würde. Dennoch wollen die Spieler Geld spenden: “Die Jungs sind dann von sich aus auf mich zugekommen und haben gesagt: Im Gegenzug spenden wir was, und der Verein wird was drauflegen, auch für die Gemeinde Unterhaching, die ein super Krisenmanagement momentan macht."
Anders, als bei vielen anderen Drittligisten, fürchtet Schwabl aber keine existenziellen Sorgen. "Es heißt immer, der DFB muss einspringen. Der wird sicher alles tun, um uns zu unterstützen", kritisierte der 53-Jährige viel mehr den Umgang vieler Kollegen mit der aktuellen Coronakrise. Schließlich sei jeder Klub immer noch selbst für sein Wirtschaften verantwortlich: "Die Vereine müssen vor der eigenen Tür kehren. Man muss sich fragen, ob das Rad nicht überdreht wurde."
Schwabl will Nachwuchsarbeit fördern
Im Umkehrschluss erneuert Schwabl seinen Wunsch, dass die aktuelle Krise im deutschen Fußball den einen oder anderen Verein zum Umdenken bewegt. In den Augen des Haching-Präsidenten gibt es einfache Lösungen: "Die Verantwortungsträger aller Klubs sollten ehrlich in sich gehen und sich fragen, ob sie in Sachen Nachwuchsarbeit und Gehaltskosten zuletzt nicht auf dem Holzweg waren." Die SpVgg Unterhaching selbst setzte in dieser Saison fünf Eigengewächse ein, dazu stehen bei den Oberbayern gleich zehn U23-Spieler unter Vertrag. Vier Nachwuchsspieler wurden zeitgleich in die Regionalliga Bayern nach Rosenheim verliehen, um sich auf den Profi-Fußball vorzubereiten.
"Wir werden das noch mehr intensivieren", sieht Schwabl deshalb in der Coronakrise auch die Chance gekommen, dass man den Einsatz für die Nachwuchsarbeit verstärken kann. Finanziell seien die Personalkosten geringer, gleichzeitig würde die Identifikation steigen. "Wir beschweren uns immer, dass wir in Europa im Nachwuchsbereich hinterherlaufen. Aber da brauchen wir uns nicht beschweren. Ich hoffe, dass ein Umdenken stattfindet", will Schwabl einen Grundstein für die Zukunft legen. Angefangen am besten in Unterhaching selbst.