So entwickeln sich die Zuschauerzahlen der Klubs #3
Sechs Wochen Pause – eine quälend lange Zeit für alle Vereine steht in der 3. Liga aufgrund der Coronavirus-Pandemie bevor. Vor allem jene, die von ihren Zuschauereinnahmen überproportional viel Geld generieren, stehen vor einer ungewissen Zukunft. Wir nehmen in fünf Teilen die Entwicklung der Besucherzahlen aller 20 Klubs unter die Lupe. Dabei arbeiten wir uns im Ranking dieser Saison umgekehrt voran.
Schnitt: 6.104 Zuschauer
Die Euphorie, mit der Carl Zeiss Jena in die Spielzeit nach dem sensationellen Endspurt zum Klassenerhalt 2018/19 gegangen ist, war verständlicherweise riesig. 8.400 Besucher kamen gegen den vermeintlich unattraktiven FC Ingolstadt zum allerersten Saisonspiel – es sollte bis heute die höchste Zuschauerzahl im Ernst-Abbe-Sportfeld bleiben. Es gibt nur einen Grund: die sportliche Talfahrt der Thüringer, die längst für die Regionalliga Nordost 2020/21 planen. Um 16 Punkte Rückstand aufzuholen, bräuchte es wohl neun Siege aus elf verbleibenden Partien. Ein nahezu unvorstellbares Szenario.
Daher ist auch fraglich, ob der Schnitt der Vorsaison (5.800 Zuschauer) am Ende noch erreicht wird – ein frühzeitiger Abstieg wäre der wohl ultimative Motivationstöter für einen Stadionbesuch. Noch ein Jahr davor lag der Wert bei erst 5.400 Besuchern, Jena hatte eigentlich einen soliden Aufwärtstrend verzeichnet. Und das, obgleich das zum Großteil nicht überdachte, noch nicht renovierte Stadion im Vergleich zu vielen anderen Drittliga-Spielstätten stark abfällt – bis 2023 soll das Stadion grundlegend umgebaut werden. Es bleibt abzuwarten, ob sich Jena in der Regionalliga das Vertrauen seiner Fans neu erarbeiten müsste.
Schnitt: 6.551 Zuschauer
Schon seit einigen Jahren bewegt sich der Zuschauerschnitt des SC Preußen Münster bei rund 7.000 – dieses Jahr fällt er wohl etwas, im Vergleich zur Vorsaison (7.700) sogar deutlich niedriger aus. Das liegt nicht nur daran, dass das Derby gegen den VfL Osnabrück aufgrund des Aufstiegs der Lila-Weißen vorerst nicht mehr stattfindet, sondern auch an der prekären sportlichen Lage. Erst unter Sascha Hildmann ist ein Aufwärtstrend erkennbar, in der Hinrunde haben die abstiegsbedrohten Westfalen viele Punkte verschenkt und müssen arg um den Klassenerhalt bangen.
So ist es wenig verwunderlich, dass die 10.000-Besucher-Marke bislang nicht überschritten worden ist. 8.903 Karten verkaufte der SCP für die 1:4-Heimniederlage gegen den MSV Duisburg, gegen 1860 München und den 1. FC Kaiserslautern fiel ebenfalls die 8.000er-Grenze. Wie auch bei Jena spielt in Münster die Stadionthematik eine gewichtige Rolle: Der Komfort im in die Jahre gekommenen Preußenstadion ist für das Gros der Gäste überschaubar, der anvisierte Umbau lässt allerdings weiter auf sich warten.
Schnitt: 6.730 Zuschauer
Für den FCI ist die 3. Liga zumindest im derzeitigen Stadion Neuland: Der 15.800 Zuschauer fassende Audi-Sportpark, in dem Ingolstadt zwischen 2015 und 2017 sogar zwei Jahre in der Bundesliga spielte, wurde erst nach dem Zweitliga-Aufstieg 2010 eröffnet. So hinkt der Vergleich zwischen damals (3.520 Besucher pro Spiel) und heute ein wenig – zumal sich die Zeiten bei den Schanzern geändert haben. Eigentlich, so war es der Plan, wollten die Bayern schließlich nach dem Abstieg rasch zurück in die Erstklassigkeit, rüsteten sich mit ordentlichem Etat und starken Spielern. Allerdings passte dieses Konstrukt in der Saison 2018/19 so gar nicht mehr zusammen, ein bitterer Abstieg war die Folge.
So ratterte auch der Zuschauerschnitt nach unten: Von 14.600 zu Bundesliga-Zeiten 2016/17 über 10.200 (2017/18, 9.000 in der vergangenen Saison) bis zur jetzigen Momentaufnahme, die zudem vom fast ausverkauften Haus gegen 1860 München noch positiv beeinflusst ist. Tatsächlich bleiben insbesondere auf den Sitzrängen gegen unattraktivere Gegner viele, viele Plätze leer. Beim letzten Heimspiel gegen Köln Anfang März kamen keine 5.000 Fans – Negativrekord. Ob der FCI den Schnitt nochmal nach oben korrigieren kann? Noch ist fraglich, ob in dieser Saison überhaupt noch mal mit Zuschauern gespielt werden kann.
Schnitt: 7.720 Zuschauer
Ein Abbruch der Saison träfe den SV Meppen als derzeitigen Vierten durchaus – gerne würden die Emsländer ihre starke Ausgangslage in den finalen elf Saisonspielen dafür nutzen, sich sportlich für die 2. Bundesliga zu empfehlen. Zumal auch die Fans mehr und mehr mitgerissen werden: Schon jetzt bewegt sich der Schnitt knapp über dem der Vorsaison (7.576 Zuschauer), obgleich dem SVM das Derby gegen den VfL Osnabrück abhandengekommen ist. In Rostock und Braunschweig warten zudem noch zwei vielversprechende Nordduelle vor eigenem Publikum im Saisonendspurt auf die Niedersachsen.
Bislang resultierte der Bestwert nach Zuschauern aus dem Heimspiel gegen den MSV Duisburg, das den Charakter eines echten Spitzenspiels hatte: 10.784 Menschen wollten dabei sein. Dahinter schließen sich die Partien gegen Bayern II (9.023) und Preußen Münster (8.815) an. Im Vergleich zur ersten Drittliga-Spielzeit 2017/18 wurde der Durchschnittsbesuch bereits um 900 Personen gesteigert – Erfolg macht auch im Emsland sexy.
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