Streit unter den Vereinen: Keine Einigung in Aussicht
Soll die Saison mit Geisterspielen fortgesetzt oder abgebrochen werden? Über diese Frage befinden sich die 20 Klubs der 3. Liga schon seit einigen Wochen in einem Streit. Eine Einigung ist nicht in Sicht – im Gegenteil.
Bayern-Klubs legen vor
Streit unter den Vereinen? Meppens Geschäftsführer Roland Maul zeigt sich in der "Neuen Osnabrücker Zeitung" verwundert: "Es gab am letzten Donnerstag nicht einen einzigen Verein, der sich zum aktuellen Zeitpunkt komplett dafür ausgesprochen hat, mit aller Gewalt die Saison abzubrechen." In der Tat war in der anschließenden DFB-Mitteilung die Rede davon, dass alle Klubs Bereitschaft signalisiert hätten, aktiv an der Erarbeitung und Umsetzung von Lösungen für den weiteren Spielbetrieb der 3. Liga mitwirken zu wollen. Doch auch wenn es im Rahmen der Managertagung am vergangenen Donnerstag möglicherweise nicht so offensichtlich war: Dass zwischen den Klubs keine Einigkeit in der Frage besteht, ob die Saison fortgesetzt werden soll, wurde in den letzten Tagen immer deutlicher.
Die fünf bayrischen Drittliga-Klubs sind am Donnerstag vorgeprescht und haben sich in einer gemeinsamen Stellungnahme für eine Fortsetzung der Saison mit Geisterspielen ausgesprochen. Dieser Weg sei alternativlos, andernfalls sei die Existenz der 3. Liga gefährdet, so die klaren Worte der Klubs. Auch Hansa Rostock sprach sich unter der Woche erneut für ein sportliches Ende der Saison aus. Insgesamt sollen 13 Klubs erklärt haben, sich eine Saison-Fortsetzung mit Geisterspielen vorstellen zu können. Es sind vor allem die Vereine, die entweder finanziell solide aufgestellt sind oder die bei einem Abbruch keinen Chance mehr auf den Aufstieg hätten – etwa Rostock, Würzburg, Braunschweig, Meppen und 1860.
"Können uns Geisterspiele nicht leisten"
Auf der anderen Seite stehen Klubs wie Magdeburg, Jena, Zwickau, Halle und Mannheim, die für einen Abbruch der Saison plädieren. "Wir würden die Saison auch gern sportlich zu Ende spielen, aber das ist aus unserer Sicht einfach nicht umsetzbar", sagt Zwickaus Sportchef Toni Wachsmuth in der "Bild". Vorstandssprecher Tobias Leege hatte zuletzt – wie auch die anderen Klubs – vor allem wirtschaftliche Bedenken geäußert, sollte die Saison fortgesetzt werden. Es drohe die Insolvenz.
Auch der SC Preußen Münster, der sich zu Wochenbeginn zunächst nicht öffentlich äußern wollte, erklärt in Person von Geschäftsführer Bernd Niewöhner gegenüber den "Westfälischen Nachrichten" nun: "Ein Saisonabbruch wäre für uns noch der beste Fall. Wir können uns Geisterspiele nicht leisten." Ähnlich äußert sich Großaspachs Vorstandsmitglied Philipp Mergenthaler im "Kicker": "Eine Wiederaufnahme des Spielbetriebs, so sehr wir uns diese auch wünschen, kann nur im gesellschaftlichen Kontext stehen. Den sehen wir Stand heute nicht." Was die Klubs, die einen Abbruch fordern, verbindet: Sie würden allesamt auch sportlich profitieren: Mannheim hofft auf den Aufstieg, Magdeburg, Jena, Zwickau, Halle, Großaspach und Münster wären gerettet, sollte es – so wohl die Erwartung – keine Absteiger geben.
Einigung wohl unmöglich
Es wird deutlich: Die Liga ist gespalten, eine Einigung ist nicht in Sicht. Das zeigt sich allein daran, wie unterschiedlich die drohenden Verluste beider Szenarien bewertet werden. Während Mario Kallnik als Geschäftsführer des 1. FC Magdeburg errechnet hat, dass Geisterspiele teurer wären, kommt Hansa Rostock um Vorstandschef Robert Marien zu einer ganz anderen Rechnung. Was einen Konsens zusätzlich erschwert, sind die unterschiedlichen Voraussetzungen aufgrund der behördlichen Vorgaben. Während Hansa, Duisburg, 1860, Ingolstadt, Köln und Unterhaching bereits in Kleingruppen wieder trainieren, ist andernorts an ein Training in den kommenden Wochen nicht zu denken. Von Wettbewerbsverzerrung ist die Rede.
Und so ist völlig offen, wie es ab Mai weitergeht. Noch scheint es eine Mehrheit pro Geisterspiele zu geben. Nicht ausgeschlossen aber, dass sich das Bild ändern könnte. Sicher ist: Auf eine gemeinsame Linie werden sich die Klubs wohl nicht einigen können. Um die Lage zu beruhigen, soll der DFB die Vereine nach "Bild"-Angaben mittlerweile darum geben haben, sich nicht weiter zu äußern.