Wer steigt auf? Die Lage in den Regionalliga-Staffeln

Üblicherweise fallen Ende April in den Regionalliga-Staffeln erste Entscheidungen im Kampf um den Drittliga-Aufstieg. Doch aufgrund des unterbrochenen Spielbetriebs ist die Lage derzeit offen, zumal unterschiedliche Regelungen getroffen werden.

West-Staffel: Deutliche Mehrheit für Abbruch 

In der Regionalliga West sind die Vorzeichen am klarsten: 16 der 18 Vereine sprachen sich am Mittwoch für einen Abbruch der Saison aus, den der Westdeutsche Fußball-Verband nun in Kürze beschließen dürfte. Da Tabellenführer Rödinghausen aufgrund zu hoher Hürden beim Stadion keine Drittliga-Lizenz beantragt hat, dürfte der SC Verl als Tabellenzweiter nachrücken. Die Ostwestfalen liegen zwar nur zwei Punkte vor dem Dritten aus Essen, haben aber zwei Partien weniger absolviert. Auch nach der Wertung der Hinrunden-Tabelle stünde Verl vor Essen. Ob der SCV direkt in die 3. Liga aufsteigen wird, ist aber fraglich, da der West-Qualifikant in dieser Saison eigentlich noch in der Relegation gegen den Meister der Nordost-Staffel gefordert ist.

Nordost-Staffel: Altglienicke oder Lok?

Der Darstellung des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes, wonach sich die Mehrheit der Klubs im Rahmen einer Video-Konferenz für eine Fortsetzung der Saison ohne Fans ausgesprochen haben soll, widersprachen in den vergangenen Tagen einige Klubs. Wie es weitergeht, ist offen. Erster ist momentan die VSG Altglienicke, hat gegenüber Lok Leipzig auf Platz zwei aber ein Spiel mehr absolviert – bei gleicher Punktzahl. Lok-Trainer Wolfgang Wolf sprach sich im Falle eines Abbruchs daher für das "norwegische Modell" aus (Punkte durch Anzahl der Spiele teilen). Dann wäre Leipzig Meister – und müsste in die Relegation gegen Verl. Wann diese Partien ausgetragen werden könnten, ist aber offen.

Nord-Staffel: Noch keine Erkenntnisse

Wie der "Sportbuzzer" berichtet, ist der Norddeutsche Fußball-Verband derzeit dabei, ein Meinungsbild der Klubs einzuholen – das soll bis Ende April stehen. Eine Tendenz gibt es noch nicht. Sollte die Saison abgebrochen werden, dürfte der VfB Lübeck sehr gute Karten auf den Aufstieg besitzen. Zwar haben die Hansestädter gegenüber dem VfL Wolfsburg II bereits ein Spiel mehr auf dem Konto, der Vorsprung beträgt aber fünf Punkte. 

Südwest-Staffel: Noch keine Erkenntnisse

Auch in der Südwest-Staffel ist bisher kein Meinungsbild der Klubs bekannt: "Die konkrete Frage haben wir noch nicht gestellt, weil wir uns noch mit den Vereinen und den Gremien austauschen und die verschiedenen Szenarien noch der Rechtsprüfung unterliegen", berichtet Sascha Döther, Geschäftsführer der Trägergesellschaft Regionalliga Südwest GbR, im "Kicker" und betont: "Wir hängen auch an der 3. Liga. Bevor da nichts entschieden ist, können auch wir nicht entscheiden." Bei einem Abbruch könnte der 1. FC Saarbrücken angesichts eines Vorsprungs von sechs Punkten auf die SV Elversberg zum Aufsteiger erklärt werden.

Bayern-Staffel: Geisterspiele ausgeschlossen

Der Bayrische Fußball-Verband hat für sämtliche Ligen unter seiner Verwaltung eine Aussetzung des Spielbetriebs bis zum 31. August beschlossen. Während anschließend ab der Bayernliga (5. Liga) abwärts wieder gespielt werden soll, ist das weitere Vorgehen in der Regionalliga noch offen. Klar ist aber: Geisterspiele sind definitiv ausgeschlossen. "Das haben wir mit den Vertretern der Regionalligisten herausgearbeitet und gemeinsam einstimmig vereinbart", so BFV-Präsident Dr. Rainer Koch. Der Verband will nun abwarten, wie die 3. Liga entscheidet. Problem: Sollte die Saison in der Regionalliga Bayern ebenfalls erst ab September fortgesetzt werden, wäre völlig offen, wer zur Saison 2020/21 in die 3. Liga aufsteigt. Daher könnte es auch auf einen Abbruch hinaus laufen, zumal Türkgücü München ohnehin mit großem Vorsprung an der Tabellenspitze liegt.

 

Aufstiegsregelung: Mehrere Varianten möglich

Da noch offen ist, ob die 3. Liga weiterspielt, der Abstieg möglicherweise ausgesetzt wird und ob die Relegationsspiele zwischen dem West- und Nordost-Meister stattfinden, ergeben sich mehrere Varianten für die Aufstiegsregelung. Sechs Modelle stellen wir im Folgenden vor – jeweils unter der Annahme, dass die Bayern-Staffel ihr Aufstiegsrecht zur Saison 2020/21 wahrnimmt. 

Variante 1: Vier Absteiger, vier Aufsteiger: Die 3. Liga spielt die Saison zu Ende, vier Teams steigen ab, vier Teams aus der Regionalliga steigen auf. Die Relegation zwischen West- und Nordost-Meister findet statt.

Variante 2: Vier Absteiger, fünf Aufsteiger: Um das Relegationsspiel um den vierten Aufstiegsplatz zu umgehen, steigen fünf Teams in die 3. Liga auf, während aus der 3. Liga wie geplant vier Teams absteigen. Entsprechend würde die 3. Liga auf 21 Teams aufgestockt werden.

Variante 3: Keine Absteiger, vier Aufsteiger: Die Saison in der 3. Liga wird ohne Absteiger abgebrochen oder ohne Absteiger zu Ende gespielt, vier Regionalligisten steigen auf (Relegation findet statt), sodass die 3. Liga in der kommenden Saison auf 24 Teams aufgestockt wird.

Variante 4: Keine Absteiger, fünf Aufsteiger: Die Relegation findet nicht statt, fünf Teams steigen direkt in die 3. Liga auf, während es aus der 3. Liga keine Absteiger gibt. So würde die 3. Liga in der nächsten Saison mit 25 Teams an den Start gehen. 

Variante 5: Keine Absteiger, keine Aufsteiger: Nicht ausgeschlossen scheint auch, dass es weder Ab- noch Aufsteiger gibt. Dagegen dürften die Regionalligisten allerdings vehement protestieren.

Variante 6: Zweigleisige 3. Liga: Die 3. Liga wird auf zwei Staffeln aufgeteilt, um möglichst vielen Regionalliga-Klubs den Sprung in den Profifußball zu ermöglichen. Die Wahrscheinlichkeit für diese Variante tendiert allerdings gegen Null.

 

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