Hygienekonzept stellt Klubs vor Probleme
Auf 51 Seiten hat eine Task Force von DFB und DFL bis in kleinste Detail festgehalten, wie der Spielbetrieb mit Geisterspielen unter strengen Auflagen wieder aufgenommen werden kann. Einige Drittligisten stellt das Konzept allerdings vor Probleme.
Arzt als Hygienebeauftragter
Von einer individuellen Anreise zu Heimspielen, über eine Maskenpflicht in der Kabine, personalisierten Trinkflaschen, einem eigenen Hygienebeauftragten bis hin zu der Lufttemperatur in Räumen: Es gibt kaum etwas, was im Hygienekonzept von DFB und DFL nicht genau festgehalten ist. Während die Umsetzung des Konzepts für die Erst- und Zweitligisten keine allzu große Herausforderung darstellen dürfte, stehen einige Klubs der 3. Liga vor Problemen – vor allem mit Blick auf die zusätzlichen Kosten und das notwendige Personal. Etwa sollen die Vereine einen Arzt benennen, der als Hygienebeauftragter die Gesamtverantwortung für die Umsetzung des medizinischen Konzepts trägt.
Einen hauptamtlichen Mannschaftsarzt haben die Klubs in der Regel nicht. Beim 1. FC Magdeburg etwa führen Dr. Stefan Wiegand, Dr. Jan Philipp Schüttrumpf und Oliver Poranzke diese Tätigkeit nebenberuflich aus. Daher haben sie den Job als Hygienebeauftragter nach Angaben der "Volksstimme" abgelehnt: "Letztendlich sind wir für alles verantwortlich – ob es läuft oder nicht. Diese Verantwortung können und wollen wir aber in Bezug auf das vorgestellte Konzept nicht übernehmen", betont Wiegand gegenüber der Zeitung. Zu den Aufgaben würden beispielsweise das Durchführen der Tests (zweimal wöchentlich) sowie die Sichtung von Hotels bei Auswärtsspielen gehören. "Wir müssten demnach eine Vollzeitstelle ausschreiben", sagt FCM-Geschäftsführer Mario Kallnik.
Offen ist noch, ob bei einem positiven Corona-Fall nur die betroffene Person oder die komplette Mannschaft in Quarantäne muss. Derzeit sieht das Konzept vor, lediglich die infizierte Person für 14 Tage isolieren, während die übrigen Spieler weiterhin trainieren und spielen sollen. Das Bundesinnenministerium fordert aber, die Quarantäne-Maßnahme bei einem positiven Test auf das komplette Team auszuweiten. Inwiefern dann noch ein geregelter Spielbetrieb möglich wäre, ist jedoch fraglich.
Organisatorische Hürden
Ein weiteres Problem sind die zusätzlichen Kosten für das angedachte Quarantäne-Trainingslager, in das sich alle Klubs etwa sieben Tage vor dem Re-Start begeben sollen. Hinzukommen organisatorische Hürden. So sollen sich die Spieler in separaten Kabinen umziehen und zu mehreren einem Physiotherapeuten zugeordnet werden. "Das können wir nicht leisten, weil wir zum Beispiel nur einen Physiotherapeuten haben. Das ist der große Unterschied zu den Bundesligen", gibt Kallnik zu Bedenken. Zu Auswärtsspielen sollen die Klubs in mehreren Bussen anreisen, darüber hinaus ist ein eigener Mannschaftskoch vorgesehen – auch den haben die meisten Drittligisten nicht. "Das Konzept ist nicht umsetzbar", äußert sich auch FCC-Geschäftsführer Chris Förster gegenüber dem "MDR" kritisch.
Zudem ist die Infrastruktur in vielen Drittliga-Stadien nicht mit der in den Bundesligen zu vergleichen. Es dürfte vielerorts an den nötigen Räumen fehlen, um die Einhaltung der Abstandsregeln gewährleisten zu können – etwa beim Umziehen. Und somit scheint offen, inwiefern das Konzept in der 3. Liga vollständig umsetzbar ist. Die Stadt Halle hat bereits abgewunken und Geisterspiele im Erdgas-Sportpark abgelehnt. Es müssen kreative Lösungen her. Und die dürften die Klubs, die weiterspielen wollen, eher finden als die Vereine, die für einen Abbruch plädieren. Ob das Konzept aber überhaupt genehmigt wird, darüber wollen Bund und Länder am Mittwoch beraten. Die Zeichen für eine Zustimmung stehen aber gut. Das letzte Wort haben am Ende jedoch die Gesundheitsbehörden in den einzelnen Städten. Meppens Mannschaftsarzt Dr. Thomas Keese-Röhrs sieht derweil keine Probleme, was die Umsetzung des Konzepts angeht, wie er der "Neuen Osnabrücker Zeitung" sagte.