Kallnik schimpft: "Werden als Verweigerer in die Ecke gestellt"

Der Aufschrei bei vielen Fans war groß, nachdem DFB-Vizepräsident Erwin Bugar rechtliche Konsequenzen für all jene Vereine ankündigte, die sich im Falle einer Liga-Fortsetzung dem Spielbetrieb verwehren würden. Zu jenen Gegnern des Saison-Restarts zählt bekanntermaßen auch der 1.FC Magdeburg, dessen Geschäftsführer Mario Kallnik nun irritiert auf die Aussagen Bugars reagierte und die Folgen eines Neustarts aus Sicht der Elbestädter erläutert.

Aussagen Bugars "inhaltslos"

"Die Aussagen von Herrn Bugar habe ich überrascht und erstaunt zur Kenntnis genommen, weil diese für mich inhaltslos sind", kritisiert der 45-Jährige im Interview mit dem "MDR" und führt aus: "Es geht definitiv nicht darum, hier irgendetwas zu verweigern, sondern um gesetzliche Beschlüsse. Nur scheint es mir derzeit so, dass der ein oder andere Kollege langsam den Überblick zu verlieren scheint. Wir haben seit Mittwoch eine rechtliche Lage, was den Fußballsport anbelangt und zwar, dass die 36 Vereine der DFL ab 15. Mai wieder spielen dürfen. In allen anderen Fällen wurde bislang noch keine Entscheidung gefällt, sodass man hier nicht von Verweigerung sprechen darf, sondern eine klare rechtliche Lage vorliegt."

Kallnik sieht in einer Fortführung der Saison zwei grundlegende Probleme. Zum einen seien Vereine wie etwa der 1.FC Magdeburg aus rein infrastruktureller Sicht gar nicht in der Lage, den umfangreichen Hygienebestimmungen nachzukommen. "Wir haben unsere Probleme dem DFB aufgezeigt und arbeiten an einer Lösung, sind aber noch nicht soweit, dass wir das Hygiene-Konzept so umsetzen können, wie es derzeit verlangt wird", legt der Magdeburger Geschäftsführer den Finger in die Wunde und macht die angesprochene Problematik am Beispiel seines Vereins deutlich: "Das Problem mit dem Hygienekonzept liegt darin, dass es ganz klar für die Erst-und Zweitligisten gestrickt wurde, für die Drittligisten aber viel zu anspruchsvoll ist."

740.000 Euro Mehraufwand

Anspruchsvoll vor allem aus dem Blickwinkel, welcher finanzielle Mehraufwand den Vereinen durch eine Fortführung der Saison mit Geisterspielen und kontinuierlichen zu gewährleistenden Hygienemaßnahmen entstünde, was Kallnik auch als zweiten großen Mangel hervorhebt: "Ein Geisterspiel-Szenario würde zu enormen finanziellen Verlusten führen. Für uns als 1. FC Magdeburg bedeutet ein solches Szenario, dass wir oben drauf auf die ohnehin schon großen Verluste, die durch die Pandemie entstanden sind, weitere 740.000 Euro draufzahlen müssten. Außerdem muss man ja auch einmal darüber sprechen, wieviel Kosten es verursacht, mehrere Mannschaftsbusse zu den Spielen zu organisieren, separierte Hotelräume zu buchen und so weiter."

Man habe zwar Verständnis für all jene Vereine, die auf eine Fortführung der Saison und einen sportlich fairen Abschluss der Saison plädieren, müsse aber auch bedenken, dass "bei einer Fortführung billigend in Kauf genommen wird, dass man vier Vereine in die Regionalliga schickt, die zudem aber noch einmal erheblich mehr wirtschaftlich belastet werden. Und das ist aus meiner Sicht heraus nicht vertretbar."

"Werden als Verweigerer in die Ecke gestellt"

Der Geschäftsführer kritisiert weiter: "Da muss ich auch sagen, dass es mich wundert, dass in den letzten Wochen kein konstruktiver Vorschlag erarbeitet wurde, wie man mit der Situation umgehen kann, um die einen ins Boot zu holen, die anderen aber auch nicht in den Ruin zu schicken." Ihn bestürze zudem sehr, dass seitens des DFB versucht würde, "Vereine wie uns als Verweigerer in die Ecke zu stellen. Ich kann das so aber nicht stehen lassen und vielmehr nur darauf hinweisen, dass wir nicht bereits sind, 740.000 Euro mehr zu bezahlen. Dass der DFB mit der Spielfortsetzung so auf die Tube drückt, kann ich mir nur damit erklären, dass es um viel Geld gehen muss."

Die einzig vernünftige Lösung sei es, "jetzt den Spielbetrieb einzustellen, eine Lösung zum Auf-und Abstieg zu suchen und den Vereinen Zeit zu schaffen, um mit den derzeitigen Planungssicherheiten fertig zu werden", pocht Kallnik weiterhin auf einen Saisonabbruch. Was die Auf-und Abstiegsregelung angehe, sei dies "Aufgabe des DFB-Präsidiums. Ich weiß, dass dem DFB auch schon mehrere juristisch geprüfte Modelle vorliegen, wobei keines davon natürlich einem ordentlichen, sportlichen Auslaufen der Saison entspricht. Man darf aber nicht über eine zweigleisige Dritte Liga diskutieren, was für den deutschen Fußball fatal wäre, weil die 3. Liga nachgewiesen hat, dass sie im Stande ist, Spieler qualitativ so zu entwickeln, dass sie auch in der ersten Bundesliga bestehen können." Diese und weitere weitreichende Entscheidungen müsse letztlich aber "der DFB beim außerordentlichen Bundestag nun beschließen." Dieser wird bekanntlich am 25. Mai stattfinden – einen Tag später soll der Ball wieder rollen.

   

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