Ehemalige Drittligisten #7: Alemannia Aachen

Insgesamt 57 Mannschaften spielten seit der Saison 2008/2009 in der 3. Liga. Während einige Klubs den Sprung in die Bundesliga geschafft haben, sind andere Vereine vom Radar der breiten Öffentlichkeit verschwunden. liga3-online.de holt diese Klubs nun wieder hervor. Heute: Ex-Bundesligist Alemannia Aachen, der bloß ein Jahr in der 3. Liga kickte.

Durchgereicht von der 2. bis in die 4. Liga

Das einzige Jahr von Alemannia Aachen in der eingleisigen 3. Liga war geprägt von Tristesse. Nach dem Abstieg 2011/12 aus der 2. Bundesliga, in der der frühere Bundesligist fünf Spielzeiten hintereinander am Ball war, ging die Alemannia in der 3. Liga sang- und klanglos unter. Als abgeschlagenes Schlusslicht mit nur 26 Zählern stieg Aachen 2012/13 erneut ab – diesmal in die Regionalliga West, in der die Schwarz-Gelben bis heute am Ball sind.

Seit nun sieben Jahren spielen die Aachener, die in ihren erfolgreichsten Jahren in der Europa League (damals UEFA-Cup) vertreten waren und in ihrer Vereinsgeschichte gleich dreimal das DFB-Pokal-Finale erreichten (alle Endspiele gingen verloren), in der 4. Liga. Nur einmal schaffte es die Alemannia in dieser Zeit, um den Wiederaufstieg in die 3. Liga mitzuspielen. 2014/15 wurden die Rheinländer Vizemeister, Titelträger Borussia Mönchengladbach II hatte bloß einen Punkt mehr auf dem Konto. In allen anderen Saisons – auch in der aktuell unterbrochenen Spielzeit 2019/20 – reichte es für Aachen nicht, ganz oben mitzumischen. Am Ende stand maximal ein Platz im oberen Tabellenmittelfeld zu Buche.

Kurzfristig werden kleine Ziele verfolgt

Die vielen Jahre abseits der großen Fußball-Bühne hatten auch finanzielle Konsequenzen. Gleich zweimal stellte die Alemannia einen Insolvenzantrag, den jüngsten 2017. Zuletzt zeigte die Kurve aber sowohl sportlich als auch wirtschaftlich wieder nach oben. Finanziell sieht es mittlerweile wieder besser aus, in der Regionalliga rangierte Aachen zum Zeitpunkt der Saison-Unterbrechung immerhin auf Platz sechs. Dennoch gebe es laut Ex-Bundesligaprofi Thomas Hengen (u.a. Borussia Dortmund und 1. FC Kaiserslautern), seit März neuer Sportdirektor der Alemannia, keinen Grund für große Euphorie beim Traditionsverein.

"Man sollte vorsichtig damit sein, eine erfolgreiche Vergangenheit eines Vereins dafür zu nutzen, große Zukunftsziele zu formulieren", betont der 45-jährige Fußball-Lehrer, der seine aktive Laufbahn 2006 verletzungsbedingt in Aachen beendet hatte: "Sicher hat die Alemannia eine große Tradition, eine starke Fanbase und ein großartiges Stadion. Kurzfristig verfolgen wir aber erst einmal kleinere Ziele. Wir möchten die Infrastruktur verbessern und den Etat schrittweise erhöhen, um sportlich und wirtschaftlich bald wieder konkurrenzfähiger zu sein."

Mittelfristig will Aachen zurück in den Profifußball

Dass kurzfristig in Aachen nicht vom Aufstieg in die 3. Liga gesprochen wird, ist nach den vielen sportlichen Misserfolgen und finanziellen Problemen in den zurückliegenden Jahren verständlich. Mittelfristig hat ein so großer Klub, der lange Zeit zweitklassig spielte und vier Jahre in der 1. Bundesliga aktiv war, aber natürlich die Ambition, in den Profifußball zurückzukehren.

Das will auch Thomas Hengen nicht verneinen: "Auf längere Sicht gesehen sollte es schon der Anspruch von Alemannia Aachen sein, in der 3. Liga zu spielen“, so der frühere Verteidiger, der 1996 mit dem 1. FC Kaiserslautern DFB-Pokalsieger wurde und zuletzt lange als Scout arbeitete – unter anderem in der Premier League für den FC Everton und West Ham United.

Hengen fügt aber gleichzeitig an, dass "der Schritt von der Regionalliga in die 3. Liga riesig ist. Man spielt deutschlandweit und hat dadurch bei Auswärtsfahrten deutlich längere An- und Abreisen. Außerdem sind die Anforderungen des Deutschen Fußball-Bundes an Drittligavereine hoch. Die Mehrkosten für einen Drittliga-Aufsteiger darf man nicht unterschätzen." Damit will der in der Pfalz geborene Sportdirektor aber nicht etwa sagen, dass ein Aufstieg in den kommenden Jahren nicht zu stemmen sei. "Die Vereinsverantwortlichen in Aachen haben in den zurückliegenden Jahren gezeigt, dass sie mit Geld umgehen können. Ich bin optimistisch, dass wir den positiven Weg weiter gehen und uns finanziell kontinuierlich besser aufstellen."

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