Mit Lizenzentzug gedroht? DFB weist Vorwürfe zurück

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) hat in Person von Generalsekretär Dr. Friedrich Curtius Vorwürfe, wonach der Verband Druck auf Politik und Vereine ausgeübt und sogar mit dem Lizenzentzug gedroht haben soll, zurückgewiesen. Zudem warnt Curtius vor den Folgen eines freiwilligen Abbruchs.

"Unzutreffendes Bild"

Es waren durchaus schwere Anschuldigungen, die Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff am Dienstag erhob. Wie er im Rahmen einer Pressekonferenz zu weiteren Lockerungen sagte, soll der DFB in einem Telefonat mit Lizenzentzug für den 1. FC Magdeburg und den Halleschen FC gedroht haben, falls diese den Spielbetrieb aufgrund des bis zum 27. Mai bestehenden Wettkampfsverbots in Sachsen-Anhalt nicht wieder aufnehmen können.

Äußerungen, auf die Curtius in einem Beitrag auf der DFB-Homepage "mit Verwunderung" reagiert: "Richtig ist, dass DFB-Präsident Fritz Keller und ich gemeinsam mit dem Ministerpräsidenten telefoniert haben." Nicht aber, "um Druck auf die Politik auszuüben" und schon gar nicht, "um mit Zulassungsentzug und Konsequenzen für Vereine zu drohen", die sich gegen die Wiederaufnahme des Spielbetriebs aussprechen. "Das weisen wir zurück, hier wird ein unzutreffendes Bild gezeichnet", so Curtius. Vielmehr sei es darum gegangen, die Perspektive des DFB zu hinterlegen, der allein aus statuarischen Gründen dazu verpflichtet sei, "alle Möglichkeiten zu prüfen, den Spielbetrieb wiederaufzunehmen". Zudem berichtet der DFB-Generalsekretär: "Wir haben die Gesprächsatmosphäre als konstruktiv und lösungsorientiert empfunden." Darüber hinaus habe Haseloff signalisiert, "aktiv in einer Arbeitsgruppe zur wirtschaftlichen Stabilität der 3. Liga mitzuarbeiten".

Der Fußball sei der Politik "sehr dankbar, dass im Rahmen der Lockerungen auch Wiedereinstiegsszenarien konkret in der Prüfung und Vorbereitung sind, auch über die Bundesliga hinaus", betont Curtius. "Allen Entscheidungsträgern ist die Verantwortung absolut bewusst." Das grundsätzliche Ansinnen müsse immer sein," dass die sportlichen Entscheidungen auf dem Spielfeld fallen und nicht am grünen Tisch". Gleichzeitig, so Curtius weiter, sollte es das Ziel eines jeden sein, "wieder seinen Beruf ausüben zu können – immer in dem Rahmen, der durch die Politik und Gesundheitsbehörden vorgegeben wird". Daran will der DFB arbeiten.

Bei Abbruch: Existenz der 3. Liga gefährdet

Die Forderung einiger Vereine nach einem Abbruch der Saison kann der DFB-Generalsekretär nicht nachvollziehen. Denn was bisher in der Diskussion ausgeblendet werde, sei die Frage nach der Alternative: "Wie soll es eigentlich in der 3. Liga weitergehen, wenn wir die Saison nicht abbrechen müssen, sondern aus freien Stücken abbrechen?" Die angeführten Kritikpunkte, etwa das Spielen ohne Zuschauer oder die Umsetzung eines Hygienekonzepts würden "wahrscheinlich auch in einigen Monaten" gelten. Daher fragt Curtius: "Wollen diese Klubs dann bis nächstes Jahr mit der 3. Liga aussetzen?" Diese Antworten würden alle Befürworter des Saisonabbruchs schuldig bleiben. "Die Risiken wären enorm, die Auswirkungen in vollem Ausmaß kaum abzuschätzen, angefangen von erheblichen Regress- und Schadenersatzrisiken für die Liga und ihre Vereine", gibt Curtius zu bedenken und warnt: "Die 3. Liga wäre bei einem freiwilligen Saisonabbruch in ihrer kompletten Struktur als Profiliga gefährdet und in Frage gestellt."

Dass die Umsetzung der Konzepte in der kompletten Frauen-Bundesliga oder auch bei Viertligist Saarbrücken im DFB-Pokal möglich sei, bei einigen Klubs der 3. Liga aber nicht, sei "rein sachlich und faktisch nicht nachvollziehbar", so der Generalsekretär. "Und es muss auch die Frage erlaubt sein: Kann man nicht oder will man nicht?" Ähnlich hatte sich zuletzt schon DFB-Vizepräsident Peter Frymuth geäußert.

Ausgang offen

Wie es nun weitergeht, ist offen. Haseloff will sich mit den anderen Ministerpräsidenten in Verbindung setzen. Geben die anderen Länder grünes Licht für den Spielbetrieb in der 3. Liga, zieht Sachsen-Anhalt möglicherweise nach. Zumindest könnten der Hallesche FC und der 1. FC Magdeburg dann Ausnahmeregelungen beantragen, so Sport- und Innenminister Holger Stahlknecht. Gleichzeitig stellte er aber auch klar: "Über den Spielbetrieb in den Fußballligen entscheidet der DFB und nicht das Kabinett von Sachsen-Anhalt."

   

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