HFC-Fans kritisieren DFB: "An Perversität kaum zu überbieten"
Genau wie der Verein sind auch die Fans des Halleschen FC gegen eine Fortführung der Saison. In einer Stellungnahme übt die Fanszene harsche Kritik am DFB.
"Erschreckend"
"Wie oft schon waren wir Fußballfans im Glauben, dass sich die Schere zwischen dem 'Milliardengeschäft Profifußball' und dem eigentlichen Sport gar nicht weiter öffnen kann?", heißt es in dem Statement. Es sei "erschreckend", wie sorglos sich die Verantwortlichen im Hinblick positiver Tests bei mehreren Profivereinen geben würden: "Dann spielt halt Club x erst einmal nicht, den restlichen Spielplan kann man ja durchziehen", kritisieren die Fans. "Hauptsache der Ball und der Rubel rollen!" Da möge aus Sicht der Anhänger die Frage erlaubt sein, "ob uns die gnädigen Herren von DFB und DFL verarschen wollen".
Die gesundheitliche Unversehrtheit der aktiven Sportler sowie aller anderen Beteiligten sowie deren Angehöriger gerate gegenüber dem Faktor Geld in den Hintergrund. "Was hat das mit sozialer Verantwortung zu tun?", fragen die Fans. "Da lässt man die Spieler lieber einen Haftungsausschluss unterschreiben, für den Fall, dass das eigene Hygienekonzept nicht für 100% Sicherheit sorgt." Weiter heißt es: "Mit welchem Recht soll der Profifußball eine (…) Sonderstellung genießen dürfen? Noch dazu, wenn er aufgrund des Ausschlusses der Fans nur noch den finanziellen Interessen eines kleinen Personenkreises zugute kommt." Längst habe sich der Fußball von der Basis entfernt.
"System ist krank geworden"
Ungeachtet der "wichtigen sozialen Komponente" werfe eine Weiterführung der Saison auch für beteiligte Vereine viele Fragen auf. "Die von HFC-Präsident Jens Rauschenbach besagten Spiele '… auf dem Mond oder in Weißrussland…' wirken auf den ersten Blick amüsant, sind auf den zweiten aber keineswegs zum Schmunzeln." Was den betroffenen Vereinen auferlegt werde, grenze an Unzumutbarkeit. "Ganz abgesehen davon, wie verschieden die Voraussetzungen für die einzelnen Vereine sind." Bei einem Umzug seien zudem "situationsbedingte Mehrkosten" bei zeitgleich ausfallenden Zuschauereinnahmen die Folge. "Welche finanziellen Hürden dies nach sich zieht, haben die Vereine, welche sich neben unserem HFC bereits öffentlich gegen eine Weiterführung dieser Spielzeit positioniert haben, klar erläutert."
Uns dass man "ernsthaft einen Ministerpräsidenten unter Druck setzt und im gleichen Atemzug Klubs mit Lizenzentzug droht, obwohl diese aufgrund behördlicher Auflagen gar nicht selbst über ihr Vorgehen während der Pandemie entscheiden können", sei an "Perversität kaum zu überbieten"! Der Verband, der sonst in der Öffentlichkeit so viel Wert auf Chancengleichheit, Fairness und ein gesundes Miteinander lege, "tritt für satte Millionen all diese Werte mit Füßen, anstatt dieser Tage mit Zurückhaltung, Solidarität und verantwortungsbewusstem Handeln für positive Ausrufezeichen zu sorgen". In dieser schwierigen Zeit habe es der Profifußball "schlichtweg verschlafen, ohne große Medienkampagnen echte Werbung für sich selbst zu machen". Stattdessen offenbare sich nur immer deutlicher, "wie krank das von der Devise 'höher, schneller, weiter' getriebene System geworden ist." Daher rufen die HFC-Anhänger alle Fußball-Fans dazu auf, "sich bewusst gegen diesen Irrsinn zu stellen!" Es sei an der Zeit, "den Verbänden deutlich aufzuzeigen, dass der sprichwörtliche Bogen längst überspannt ist."