Irre 3. Liga! Nur sechs Punkte zwischen Rang 1 und 11
Es ist ein echtes Phänomen: Jahr für Jahr besticht die 3. Liga durch einen unvergleichlich engen Wettbewerb. Immer wieder findet sich gleich die halbe Liga in Auf- oder Abstiegskampf wieder. In dieser Saison allerdings scheint es besonders eng zu werden. Gerade um die vorderen Ränge herrscht ein gnadenloses Hauen und Stechen, gleich zehn Vereine (Bayern II darf nicht aufsteigen) schielen auf die 2. Bundesliga.
Von Zebras und Löwen im Wechselbad
Schon nach dem 28. Spieltag dürfte sich der geneigte Drittliga-Fan beim Blick auf die Tabelle gedacht haben: Spannender geht es nun wirklich nicht mehr. Doch die Vereine der Spielklasse verstehen es außerordentlich gut, ihre Anhänger diesbezüglich immer wieder eines besseren zu belehren. Also legte die Liga noch einen drauf: Platz eins und fünf trennt nach der 29. Runde nur noch ein (!) mickriges Pünktchen, bis Rang sieben sind es drei. Und auch der Tabellenelfte (!) aus Rostock befindet sich mit sechs Zählern Rückstand auf die Tabellenspitze noch mitten im Aufstiegskampf. Es ist zweifellos die enge Leistungsdichte in der Spielklasse, die immer wieder für Höchstspannung sorgt. Beste Beispiele: Der MSV Duisburg und Eintracht Braunschweig.
Während die Zebras zwischenzeitlich schon sechs Zähler zwischen sich und Rang vier legen konnten, schienen die Löwen im Aufstiegskampf abreißen lassen zu müssen. Doch der einst unangefochtene Tabellenführer aus Duisburg verlor mal eben vier der letzten sechs Partien und erreichte am Mittwoch auch im Heimspiel gegen den abgeschlagenen Tabellenletzten aus Jena nur ein 1:1-Unentschieden. Die Folge: Bis Platz 5 ist es nur noch ein Punkt. Braunschweig hingegen kam vor der Corona-Zwangspause noch mit 0:3 in Rostock unter die Räder, ließ nach dem Re-Start aber erst Köln, dann Halle abblitzen und gehört nun zum an Quintett an der Tabellenspitze.
Es ließe sich problemlos eine ganze Reihe weiterer Vereine aufzählen, die im Laufe der Saison ähnliche Wechselbäder durchmachen mussten – man denke nur an die Rostocker Kogge, die sich erst in den wilden Gewässern der Abstiegszone verlor, mittlerweile aber ebenfalls auf die seichten Seen der zweiten Liga schielt – auch wenn ein Punkt aus zwei Spielen zu wenig ist. Die U23 des FC Bayern nimmt derweil eine Sonderrolle ein. Zwar gingen die Münchener in acht von neun Partien in diesem Jahr als Sieger vom Platz und gewannen die letzten vier Partien in Serie, doch aufstiegsberechtigt sind zweite Mannschaften nicht. Sollten die Bayern Amateure am Saisonende einen der ersten drei Plätze belegen, würde die nächstplatzierte Mannschaft aufsteigen beziehungsweise in der Relegation spielen.
Tabellenmittelfeld? Gibt es nicht
Lässt man den Blick auf der Tabelle einmal von oben nach unten schweifen, fällt eine weitere Besonderheit auf: Ein Mittelfeld scheint diese Liga nicht zu kennen. Hinter Rostock rangiert der 1. FC Kaiserslautern auf Rang 12 – und damit auf dem Tabellenplatz, der den Beginn der abstiegsgefährdeten Teams markiert. Nur fünf Punkte sind es von hier bis Rang 17. In der gefährlichen Zone befinden sich mittlerweile auch einstige Liga-Größen wie der Hallesche FC und der 1. FC Magdeburg wieder. Der HFC grüßte im Oktober sogar noch von der Tabellenspitze, ist nun aber seit zwölf Partien sieglos und holte in diesem Zeitraum gerade mal zwei Punkte – Vereins-Negativrekord!
Und selbst die vermeintlich abgeschlagenen Klubs am Tabellenende weigern sich vehement aufzugeben. Jena punktete beim Tabellenführer, Großaspach sackte in Chemnitz zuletzt gleich die volle Punktzahl ein und liegt "nur" noch neun Punkte hinter dem rettenden Ufer. Es erwartet uns also nichts weniger das vielleicht spannendste Saisonfinale der Drittliga-Geschichte.