Die Gewinner und Verlierer des Re-Starts
Die ersten drei Spieltage liegen hinter uns, und nach den Bundesligisten gewöhnen auch wir uns allmählich an den neuen Alltag im Profifußball: Keine Fans, keine Stimmung, sterile Rahmenbedingungen außerhalb des Spielfelds. Wer von den 20 Klubs die neue Umgebung am Besten aufgenommen hat und wer schwach aus der langen Pause gekommen ist, haben wir hier aufgelistet.
Gewinner
Die perfekte Bilanz mit gleich neun möglichen Punkten holte zwar kein Verein, aber mit jeweils sieben Zählern kamen die drei oben genannten Drittligisten dem Traumstart am nächsten. Eintracht Braunschweig durfte sich sogar ein wenig ärgern: Nach den beiden Siegen über Viktoria Köln (4:2) und beim Halleschen FC (1:0) war gegen die Bayern-Reserve, die ihrerseits zunächst beim FC Ingolstadt (2:1) und dann daheim gegen Preußen Münster (3:2) durch späte Treffer jeweils einen Dreier eingefahren hatte, für den BTSV mehr drin gewesen. Schließlich hatte der Münchner Josip Stanisic beim 1:1-Remis der beiden Spitzenmannschaften schon nach elf Minuten in einem Rutsch die früheste gelb-rote Karte der Drittliga-Geschichte gesehen. Doch Braunschweig war am Ende trotz der langen Überzahl sogar noch im Glück, einen Punkt behalten zu dürfen. Die Konsequenz: Der FC Bayern II bleibt auf dem dritten Platz, was für den Aufstiegskampf bekanntlich aber nicht maßgeblich ist. Nur ein Tor dahinter und ebenfalls mit 48 Punkten ausgestattet würde die Eintracht momentan als Vierter in das Relegationsspiel gehen.
Dritter im Bunde ist der 1. FC Kaiserslautern, der aufgrund des getauschten Heimrechts mit Carl Zeiss Jena derzeit viermal (!) in Folge auf dem Betzenberg antreten darf. Durch ein 1:0 in Magdeburg, ein 1:1 gegen 1860 und das 2:1 gegen Jena, das der FCK am Sonntag über die Zeit rettete, hat sich Lautern acht Punkte Vorsprung auf den ersten Abstiegsplatz erarbeitet und kann allmählich für ein weiteres Jahr 3. Liga planen.
Mit der Ankündigung, gegen die 2:3-Niederlage beim FC Bayern II aufgrund einer ungleichen Vorbereitungszeit Einspruch einzulegen, überraschten die Westfalen und zogen sich den Unmut der Liga-Konkurrenz auf sich. Sportlich haben die Adlerträger aber mit Ausnahme dieser 90 Minuten eine starke Bilanz aufs Parkett gelegt: Das 4:2 gegen den Halleschen FC und jüngst das 2:1 über Unterhaching sorgten für sechs Punkte, die dem abstiegsbedrohten Sportclub bitter Not taten. Auffällig: In allen drei Spielen schenkte der SCP dem Gegner enorm viele Spielanteile, nutzte seine eigenen Angriffe und Gegenstöße aber mit teils brutaler Effizienz – und verteidigte selbst aufopferungsvoll. Preußen Münster, obwohl weiterhin mit drei Punkten unter dem Strich, bietet derzeit ein Musterbeispiel dafür, wie Abstiegskampf funktioniert. Und sollte daher von allen Kontrahenten, die derzeit knapp über dem Strich stehen, aufmerksam beobachtet werden.
Waldhof ging einen bemerkenswerten Weg während der Corona-Krise, scheute nicht den Gang an die Öffentlichkeit und machte sich mit seinem Willen, die Saison nicht fortführen und als Zweiter aufsteigen zu wollen, durchaus angreifbar. Umso mehr genossen es alle Verfolger, als der SVW direkt das erste Spiel gegen den KFC Uerdingen mit 1:2 verlor und seinen temporären Aufstiegsplatz abgeben durfte. Doch was folgte, war eine umso beeindruckendere Reaktion: Zugegeben glücklich durch einen strittigen Elfmeter siegte Mannheim mit 1:0 in Rostock und baute seine zwei Jahre andauernde Auswärtsserie ohne Niederlage nochmals aus, nun folgte ein 2:1-Sieg über Köln. Sechs Punkte aus drei Spielen: Der Neustart der "Buwe" ist mehr als geglückt – und das, obwohl mehrere Stammspieler verletzt ausfallen. Und daher steht der Waldhof nun auch wieder auf dem so wichtigen zweiten Tabellenplatz.
Verlierer
Manche Teams haben es geschafft, trotz der langen Pause ihre Form – ob gut oder schlecht – beizubehalten. Der SV Meppen aber scheint richtig aus der Bahn geworfen: Nachdem die Emsländer vor dem Corona-Stopp elf Punkte aus fünf Pflichtspielen geholt hatten, folgte jetzt nur ein einziger aus dem unspektakulären 0:0 beim KFC Uerdingen. Daheim holte sich Meppen gegen Würzburg (1:3) und nun beim 0:3 gegen Rostock deftige Niederlagen ab. Der Grund liegt auf der Hand, entsteht doch gerade in der engen, traditionsreichen Meppener Spielstätte oft eine besondere, spielbezogene Atmosphäre, die ohne Zuschauer nun natürlich ausbleibt. Tabellarisch hat das Folgen: Statt Vierter ist Meppen im ungeheuer engen Verfolgerfeld auf den elften Rang abgerutscht. Und doch beträgt der Rückstand auf den Relegations-Berechtigten Braunschweig "nur" fünf Punkte – die Saison ist noch nicht abgehakt.
Auch Jena hatte irgendwie gehofft, dem sportlich allemal verdienten Abstieg durch die Hintertür entgehen zu können – wahrscheinlich vergeblich. Denn da die Politik den Thüringern weiterhin die Nutzung des Ernst-Abbe-Sportfelds untersagt, bestreitet Carl Zeiss Jena derzeit ein Auswärtsspiel nach dem anderen: Zunächst in Würzburg gegen Chemnitz, dann in Duisburg, ehe nun der Tausch des Heimrechts mit Kaiserslautern folgte. Respektabel waren die Auftritte des Tabellenletzten, der in allen drei Spielen zumindest phasenweise ebenbürtig war, aber nur Spitzenreiter Duisburg beim 1:1-Remis einen Punkt abzuknöpfen wusste. Mit 18 Punkten auf dem Konto und ebenso großem Rückstand auf das rettende Ufer ist der Abstieg nicht mehr vermeidbar – offiziell könnte er schon am kommenden Wochenende werden.
Dass ausgerechnet jener Verein keinen einzigen Punkt holt und noch dazu zehn Tore in drei Spielen kassiert, der ohnehin schon seit Dezember auf einen Sieg wartet, ist bezeichnend und für alle HFC-Fans doch ein bitteres Schicksal. Nach 30 Minuten war der Restart schon hinüber, als beim „Sechs-Punkte-Spiel“ in Münster bereits ein 0:3 auf der Anzeigetafel stand, das Spiel endete 2:4. Auf das 0:1 gegen Braunschweig folgte jetzt das miserable 1:5 beim FSV Zwickau – ein Offenbarungseid. Halle reagierte rasch und griff zu einem unpopulären Mittel: Nach nur fünf Spielen, aus denen lediglich ein Punkt resultierte, wurde Trainer Ismail Atalan am Montag bereits wieder entlassen und durch Florian Schnorrenberg ersetzt. Es ist das wohl letzte Mittel der HFC-Verantwortlichen, um eine völlig außer Form befindliche Mannschaft im Abstiegskampf wachzurütteln.