Schnorrenberg: "Über die Regionalliga nur kurz gesprochen"
Im Interview mit liga3-online.de spricht Trainer Florian Schnorrenberg über seine Rettungsmission beim Halleschen FC, Coaching von der Tribüne und seinen Unterschiedsspieler.
"Das war die Initialzündung"
liga3-online.de: Während der Hallesche FC einen 5:3-Sieg gegen Carl Zeiss Jena einfahren konnte, haben Konkurrenten wie Zwickau und Chemnitz gepatzt. Würden Sie von einer perfekten englischen Woche sprechen, Herr Schnorrenberg?
Florian Schnorrenberg: Nein. Den Auftakt in München hatten wir verloren und zu einer perfekten Woche gehört auch der bevorstehende Samstag. Wer weiß, was noch kommt? Klar ist aber: Die Mannschaft hat einen wichtigen Schritt gemacht und ist nun im Regenerations-Modus, um die jüngste Leistung in Duisburg zu bestätigen.
Gab es bei fünf Punkten Vorsprung auf Rang 17 schon jemanden, der (voreilig) zum Klassenerhalt gratuliert hat?
Bis jetzt nicht und ich nehme auch keine Glückwünsche an. Wenn wir alle in der 3. Liga in den vergangenen Jahren eines gelernt haben, dann wie verrückt sie ist. Dazu haben wir alles andere als alltägliche Umstände. Gefühlt gehen doch 20 Teams auf dem Zahnfleisch und in jedem Spiel entscheidet die Tagesform.
Woran machen Sie die Entwicklung und den Aufwärtstrend Ihrer Mannschaft fest, die bei Ihrem Amtsantritt Anfang Juni drei Punkte hinter dem rettenden Ufer gelegen hatte?
Die aktuelle Lage lässt wie gesagt wenig Training und konkrete Inhalte zu. Daher haben wir uns von Beginn an mehr auf den Kopf als Basis jeder Leistung und auf analytische Dinge abseits des Platzes konzentriert. Als Beispiel: Wie verteidigen unsere Gegner Standardsituationen? Welche Räume können wir nutzen? Im Jena-Spiel waren wir so zweimal nach einer Ecke erfolgreich. Auf der anderen Seite stehen wir bei Ecken und Freistößen auch defensiv sicherer.
Sie sprechen die Umstände nach der Corona-Zwangspause an: Gab es vor diesem Hintergrund keine Hemmungen, den Job beim HFC anzunehmen?
Mir war bewusst, dass ich das erste Spiel (3:0 gegen Waldhof Mannheim, Anm. d. Red.) nicht aktiv an der Seitenlinie coachen darf. Wenn man den Geisterspielen etwas Positives abgewinnen will: Auch von der Tribüne kann die Mannschaft Anweisungen gut verstehen (lacht). Als Trainer kann man zwar eine gewisse Lockerheit vermitteln. Wenn dann aber im ersten Spiel ein Sieg gegen eine Mannschaft herausspringt, die zweieinhalb Jahre kein Auswärtsspiel verloren hat, ist jedem anzumerken, wie viel mehr da noch von den Spielern abgefallen ist. Das war die Initialzündung.
"Haben alles in eigener Hand"
Nicht zuletzt Terrence Boyd, von Ihrem Vorgänger für seinen Fitnesszustand kritisiert und kurzzeitig sogar suspendiert, geht auf dem Platz voran und erzielte vier Treffer in den zurückliegenden fünf Spielen. Was hat ihm wirklich gefehlt?
Im Nachhinein war es vielleicht eher eine Frage des Selbstvertrauens. Ich weiß genau, was ein Stürmer denkt und fühlt, wenn er über viele Wochen kein Tor erzielt hat. Terrence Boyd hat hier vom ersten Training an Gas gegeben. Es gibt keine Zweifel, dass er in dieser Verfassung ein Spieler ist, der in der 3. Liga den Unterschied ausmachen kann.
Wie viele Punkte müssen in den drei ausstehenden Partien gegen Duisburg, Kaiserslautern und Würzburg für die Rettung noch her?
Wenn große Überraschungen ausbleiben, könnten drei Zähler schon reichen. Was für uns aber am Wichtigsten ist: Wir brauchen nicht auf Chemnitz, Münster oder sonstwen zu schauen, sondern haben alles in der eigenen Hand.
Der kommende Gegner Duisburg steckt zwar im Aufstiegskampf, steht aber nach dem Sturz auf Rang 5 unter Zugzwang. Ein Vorteil?
Wir kennen die Situation umgekehrt aus dem Jena-Spiel, wo von uns jeder einen Sieg erwartet hat und wir für das 5:3 mächtig ackern mussten. Ich habe großen Respekt vor der individuellen Klasse dieser MSV-Mannschaft. Durch die Ausfälle in Verbindung mit dem ungewohnten Drei-Tage-Rhythmus sind wir auch in Duisburg keineswegs chancenlos.
Im Falle des Klassenerhalts verlängert sich Ihr Vertrag automatisch. Wie sehen Ihre mittelfristigen Ziele mit dem HFC aus?
Das oberste Ziel bleibt es, Planungssicherheit zu schaffen. Deshalb gilt der Fokus weiterhin dem Klassenerhalt. Erst danach beschäftigen wir uns mit der Zukunft. Ideen für den Kader gibt es immer. Wir haben zu Beginn notgedrungen auch mal kurz über die Regionalliga gesprochen. Aber wie auch immer es ausgeht: Für mich ist der Hallesche FC keine Dreieinhalb-Wochen-Mission!