"Alles hinterfragen": Schwabl vermeidet Schromm-Bekenntnis

Drei Spielzeiten in Folge musste die SpVgg Unterhaching ihre Aufstiegsträume wegen einer miserablen Rückrunden-Bilanz aufgeben. Präsident Manfred Schwabl kündigt deshalb im "Merkur"-Interview eine genaue Analyse jeder Schraubstelle im Projekt der Oberbayern an – auch die Zukunft von Cheftrainer Claus Schromm ist deshalb offen. Nicht umsonst erinnert der Ex-Profi an harte Hunde seiner aktiven Karriere.

"Frage ist, ob es noch an der Linie passt"

"Wenn bei Lorant oder Lattek was nicht funktioniert hat, dann sind wir gelaufen, bis keiner mehr stehen konnte", erinnert sich Manfred Schwabl als Präsident der SpVgg Unterhaching an seine eigenen Trainer in der aktiven Zeit. Ins Gespräch brachte der 54-Jährige die Trainerlegenden in Bezug auf seine Saisonanalyse, in der Schwabl ein klares Bekenntnis zu Cheftrainer Claus Schromm vermied. "Ein Cheftrainer muss auch mal dazwischen funken. Das erwartet eine Mannschaft. Wenn du nur gut bist zu allen, dann geht der Schuss nach hinten los. Nur mit Streichelzoo kommst du da definitiv nicht weiter."

Ist Claus Schromm zu nett für die Seitenlinie? "Bei uns wird es das nie geben, dass man Fehler sucht, um jemanden loszuwerden, aber ich bin an einem Punkt angelangt, wo ich sage: Künftig werden andere Regeln gelten", kündigt Schwabl vielsagend an und betont: "Ich werde ganz sicher nicht mehr zuschauen, wie hier alles vor sich hin dümpelt." Deswegen gerät nun auch Schromm auf den Prüfstand, obwohl der Cheftrainer im März noch mit einem Vertrag bis 2023 ausgestattet wurde. Dieser gilt positionsübergreifend: "Weil der Claus für den ganzen Verein so wertvoll ist, dass ich ihn nie verlieren möchte. Unabhängig von der Position, die er bekleidet. Die Frage ist halt, ob es noch an der Linie passt."

Aus für Wohlfühl-Oase

Schwabl forciert mit seinem Team langfristig nämlich den Aufstieg in die 2. Bundesliga, zuletzt beschrieb er die Spielvereinigung sogar als ICE. "Zuletzt wirkte er eher wie ein Bummelzug", rudert der 54-Jährige jetzt aber zurück, aber "irgendein Zug wird in Haching wieder losfahren". Nun steht die Analyse auf dem Tagesplan, mit welchem Personal dieses Gefährt fahren darf. Schwabl fehlte zuletzt "vor allem Herz und Leidenschaft" – was sich auch in den Ergebnissen widerspiegelt.

In den letzten beiden Jahren sammelte die Spielvereinigung 32 Punkte in der Hinrunde, vor drei Jahren war es nur ein Punkt weniger. Die Rückrundenbilanz in den letzten drei Jahren ist dagegen mager: 19, 16 und 23 Punkte gab es zwischen 2018 und 2020 für die Oberbayern. Deswegen müsse man nun "alles und jeden hinterfragen", denn die Wohlfühl-Oase in Unterhaching, die als einziger Klub in der Corona-Pandemie keine Kurzarbeit beantragte, brachte zuletzt nicht den gewünschten Erfolg. Schwabl wird daher deutlich: "Der Wind wird definitiv rauer werden. Nicht unmenschlich, aber in der Sache wesentlich klarer."

   

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