Diese vier "Alten Herren" haben die 3. Liga beeindruckt

Zu alt für den Profifußball? Mindestens vier Stürmer aus der 3. Liga könnten über diese Aussage wohl nicht einmal müde lächeln. Sie haben in der nun beendeten Saison das Gegenteil bewiesen, gezeigt, dass man auch im zweiten oder sogar dritten Frühling noch munter knipsen kann. Wir stellen euch das treffsichere "Oldie-Quartett" vor.

Albert Bunjaku: 36 Jahre, 20 Tore

Im November wird der Kosovare 37, doch für die vielleicht beste Saison seiner Karriere hat sich Albert Bunjaku reichlich Zeit gelassen: 20 Tore steuerte er zum Klassenerhalt von Viktoria Köln bei und sorgte erst recht mit seiner Vertragsverlängerung um ein weiteres Jahr für viel gute Laune am Höhenberg.

Bunjaku schaffte es über die gesamte Saison hinweg, ein latenter Gefahrenherd zu sein. Schon bei der Drittliga-Premiere der Kölner, dem spektakulären 3:3-Remis bei Hansa Rostock nach 0:3-Rückstand, traf der ehemalige Nürnberger und Lauterer zweimal und bereitete das dritte Tor vor, zwei weitere Doppelpacks sollten bis zum 4. Spieltag folgen: Das war ein Spitzenstart ins Jahr. Und selbst als die Viktoria in der Adventszeit in eine tiefe Krise stürzte, traf Bunjaku einfach weiter: 13 Mal netzte er vor dem Jahreswechsel und immerhin noch siebenmal im Jahr 2020. Und wie sollte es anders sein, ließ er sich nach dem allerersten Viktoria-Saisontor in Rostock auch das letzte zum 1:1-Remis in Uerdingen nicht nehmen.

Einen kleinen Makel kann Bunjaku nun noch beseitigen: Bislang schaffte er es stets nur, in jeder Spielklasse für genau eine Saison Höchstleistung abzurufen. 2009/10 mit Nürnberg in der Bundesliga, 2012/13 mit Kaiserslautern in der zweiten Liga und eben nun mit Köln. Gelingt ihm noch eine Überflieger-Saison? Immerhin lockt nach dem Wechsel von Bayern-Scharfschütze Kwasi Okyere Wriedt nach Holland nach wie vor ein Rekord: Mit 37 Jahren ist noch kein Drittliga-Profi je zum besten Torjäger der Spielklasse geworden…

Mike Wunderlich: 34 Jahre, 17 Tore

Womöglich droht Bunjaku allerdings Konkurrenz aus dem eigenen Stall. Denn auch Mike Wunderlich hat eine weitere Spitzensaison hinter sich – bei ihm hat eine solche Quote nämlich keinen Seltenheitswert. 17 Tore und zehn Vorlagen bedeutet 27 Scorerpunkte, ein Wahnsinnswert. Und doch bedeutete zumindest zu Regionalliga-Zeiten eine solche Ausbeute für den 34-Jährigen, dessen Standardstärke als auch die Spielmacher-Fähigkeit in der 3. Liga herausragend ist, Normalzustand.

Wo hätte die Karriere des Mike Wunderlich hinführen können, wenn er 2011 nicht am Burnout-Syndrom erkrankt wäre und sich entschloss, zu Vater Franz und Viktoria Köln ins vertraute, heimische Umfeld zu wechseln? Stammspieler in der 2. Bundesliga war er bereits, und die Leistungsdaten und das spielerische Vermögen machten in der Folge Jahr für Jahr deutlich, dass sich hier ein Kicker mit Bundesliga-Fähigkeiten bewusst dafür entschieden hat, sich der Hektik und der psychischen Belastung des Fußballs auf der großen Bühne nicht hinzugeben.

So erfreuen wir uns weiter an diesem genialen Spieler, der einst 32 Tore in einer Saison schoss, dann 48 Torbeteiligungen in einem Jahr erreichte und nun – gemeinsam mit Albert Bunjaku – die Lebensversicherung des spielfreudigen Kölner Aufsteigers darstellt. Auf dass Wunderlich noch einige Jahre auf diesem Niveau wird spielen können. Eine Bereicherung für die Liga ist er allemal.

Sascha Mölders, 35 Jahre, 15 Tore

Die Sprüche rund um seinen Bauchansatz nimmt Sascha Mölders in den finalen Tagen seiner Profikarriere gelassen hin. Er lieferte spätestens in dieser Saison den lebenden Beweis dafür, dass der geborene Stürmer seinen Urinstinkt auf dem Rasen findet und nicht im Fitnessstudio. 15 Mal traf Mölders selbst, 15 weitere Tore bereitete er vor. Sein größter Streich gelang ihm vielleicht beim Derby in Unterhaching, als er den 3:2-Sieg mit zwei Treffern und einer Vorlage fast im Alleingang in die Wege leitete – einem emotionalen Last-Minute-Jubel inklusive.

Sascha Mölders. Dieser Mann steht mittlerweile für mehr als 450 Pflichtspiele und fast 190 Tore. Duisburg, Essen, der FSV Frankfurt, Augsburg und nun 1860 München. Das Kind des Ruhrgebiets wurde mehr und mehr ein Bayer, ist mittlerweile ein Idol bei den Löwen und eine Identifikationsfigur zugleich. Eigentlich, das hatte er bereits angekündigt, wollte er seine Karriere im Sommer beenden – zumindest jene im Profibereich. Denn ganz dem Fußball lossagen kann sich ein Typ wie Mölders ohnehin nie.

Doch nach der Erfolgssaison scheint alles möglich. Mölders soll mehrere Anfragen besitzen, 1860 selbst zögert, das Geld fehlt offenbar wieder einmal. Selbst ein Wechsel zum Lokalrivalen SpVgg Unterhaching scheint möglich. Es wäre ein Gewinn für die 3. Liga, ihn weiter spielen zu sehen – egal, bei welchem Verein.

Moritz Stoppelkamp: 33 Jahre, 15 Tore

Bei Moritz Stoppelkamp scheiden sich die Geister. Er hat bei mittlerweile acht verschiedenen Klubs gespielt und hinterließ längst nicht überall bleibenden Eindruck. Beim SC Paderborn traf er einst aus mehr als 80 Metern Distanz, was ihm sogar einen Bundesliga-Rekord einbrachte. Andernorts, etwa in Hannover oder in Karlsruhe, funktionierte es nicht so recht mit ihm. Und auch beim MSV verlief die Vorsaison, vorsichtig formuliert, unauffällig.

Weil Stoppelkamp kein gelernter Mittelstürmer ist, war es nie seine primäre Rolle, als Torjäger zu fungieren. Beim MSV Duisburg gelang es ihm allen voran in der überragenden Hinrunde dennoch. An jedem der ersten sechs Spieltage traf der mittlerweile 33-Jährige mindestens einmal, legte dazu munter Treffer auf. Es war zunächst eine fantastische Saison für die Zebras als auch ihren Rechtsaußen, der je nach Gegner allerdings auch im offensiven Mittelfeld auflief und seine Sache fast immer gut machte.

Der Bruch folgte zum Zeitpunkt, als die gesamte Mannschaft allmählich an Souveränität und spielerischer Klasse vermissen ließ – und der Aufstieg schleichend verspielt wurde. Drei Tore und drei Vorlagen schaffte Stoppelkamp noch, Duisburg holte fünf Siege aus 18 Spielen. Das war maximal Durchschnitt, und die Quittung folgte durch den Nichtaufstieg. Wodurch wir mit Spannung beobachten können, ob Moritz Stoppelkamp im Spätsommer zu seiner bestechenden Vorjahresform zurückfinden wird.

   

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