90.+6! Nürnberg entreißt Ingolstadt spät den Aufstieg
Der FC Ingolstadt verpasste den Aufstieg in die 2. Bundesliga am Samstag um Millimeter. Bis spät in die Nachspielzeit hielt die Oral-Elf gegen den 1. FC Nürnberg ein 3:0, dann jedoch trat der eingewechselte Fabian Schleusener in Aktion und stürzte Ingolstadt mit dem 3:1 in der sechsten (!) Minute der Nachspielzeit ins Tal der Tränen.
Beim FCI regiert die Vorsicht
Nach dem 0:2 im Hinspiel stand der FC Ingolstadt im Relegationsrückspiel am Samstagabend mit dem Rücken zur Wand. Um das Unwahrscheinliche doch noch möglich zu machen, veränderte Ingolstadts Trainer Tomas Oral seine Mannschaft auf drei Positionen: Kutschke rückte nach überstandener Verletzung wieder in die Startelf. Auch dabei waren Heinloth und Bilbija. Auf der Bank fanden sich hingegen Kaya und Eckert Ayensa wieder. Beister stand verletzungsbedingt nicht einmal im Kader. Nürnbergs Interimscoach Michael Wiesinger sah nach dem überzeugenden Hinspiel-Auftritt kaum Grund für Veränderungen. Er musste lediglich den angeschlagenen Mavropanos ersetzen, Mühl spielte von Beginn an.
Der einzig positive Aspekt aus Sicht der Ingolstädter war nach der klaren Pleite im ersten Duell der folgende: Kaum einer setzte noch auf die Oberbayern, entsprechend frei konnte der FCI nun aufspielen. Ein Offensivspektakel brannten die Hausherren in den Anfangsminuten allerdings nicht ab. Dennoch entwickelte sich schnell eine intensive Begegnung. Leichte Vorteile verbuchte zunächst der FCN, Ishak (9.) und Behrens (10.) köpften jeweils am Gehäuse vorbei. Auch in der Folge wirkte es nicht, als müsse Ingolstadt zwingend Tore erzielen. Vielmehr standen die Gastgeber tief und ließen Nürnberg gewähren.
Das änderte sich erst in der 27. Spielminute. Nürnberger hatte Gaus kurz vor dem FCN-Sechzehner gefoult – Freistoß für Ingolstadt. Krauße trat an und schlenzte das Leder nur knapp neben den rechten Pfosten. Anschließend stellte sich erneut viel Leerlauf ein. Nürnberg hatte das Geschehen im Griff, Ingolstadt tat sich im eigenen Angriff enorm schwer. Kurz vor dem Pausenpfiff drückten die Gäste noch einmal, Ishaks Abschluss aus rund 20 Metern Torentfernung geriet allerdings zu zentral, sodass der Angreifer die Vorentscheidung verpasste (44.).
Schleusener lässt FCI-Tränen fließen
Nach einem äußerst dürftigen Auftritt im ersten Abschnitt war der FCI mit Wiederanpfiff umso mehr gefordert. Die Schanzer störten den Gegner auch durchaus früher, trotzdem blieb Nürnberg die präsentere Mannschaft. Ishak zog über links in den Strafraum und suchte per Querpass den Mitspieler, Zrelak verpasste im Zentrum nur knapp (50.). Doch Ingolstadt lebte noch. Wenig später schlug Gaus einen Freistoß aus dem Halbfeld in die Gefahrenzone, FCN-Keeper Mathenia hechtete aus seinem Kasten, faustete das Leder aber nur an die Hüfte von Erras. Der Ball sprang vor die Füße von Kutschke, der unorthodox zum Anschlusstreffer einschoss (53.).
Der FCI schnupperte nun wieder am Aufstieg und agierte prompt überlegen. Nürnberg hingegen war von der Rolle, und präsentierte sich auch in der nächsten Szene fahrig. Knapp hinter der Mittellinie trat Gaus zum Freistoß an und chippte in den Sechzehner. Kein FCN-Verteidiger fühlte sich zuständig, sodass Schröck einlief und per Kopf auf 2:0 stellte (62.). Wie aus dem Nichts war das Hinspiel-Ergebnis egalisiert. Der Club jedoch war vollends von der Rolle und brachte erst einmal keine Antwort zustande. Ganz anders Ingolstadt: Gaus legte sich den Ball im linken Halbfeld erneut zum Freistoß zurecht, fand dann Krauße. Der Mittelfeldmann ließ die Kugel über den Schädel in Richtung langes Eck rutschen – und der Wahnsinn war perfekt (66.).
Nach Minuten der Schockstarre rappelte sich Nürnberg noch einmal auf. Doch die Gegentore hatten Spuren hinterlassen. Kaum einmal gelangen geradlinige Angriffsaktionen, meist wurde die Kugel nur lang nach vorne geschlagen. Zu Tormöglichkeiten kam der Club damit nicht. Für Gefahr sorgte erst wieder der kurz zuvor eingewechselte Dovedan, indem er eine Handwerker-Flanke auf das Tor köpfte. Antonitsch war zur Stelle und klärte auf der Linie. Der anschließende Abschluss von Nürnberger verfehlte das Tor nur knapp (80.). Wenig später tauchte der ebenfalls eingewechselte Frey im FCI-Strafraum auf, zielte per Drehschuss jedoch ebenfalls vorbei (86.). Die Nachspielzeit lief, alles deutete auf den FCI-Aufstieg hin, da brachte Erras den Ball noch einmal in den Sechzehner. Schleusener startete durch und kam vor Schlussmann Knaller an die Kugel. Diese rollte tatsächlich über die Linie (90.+6). Nürnberg jubelte wie entfesselt, Ingolstadt war am Boden.