Gesundheitsminister: Fan-Rückkehr hat "keine Priorität“

Die Fans in ganz Deutschland müssen sich möglicherweise noch bis mindestens Ende Oktober auf Geisterspiele einstellen. Aus Sicht von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn und seiner Amtskollegen aus den Ländern jedenfalls hat eine Rückkehr von Fans in die Stadien angesichts der Entwicklung der Corona-Infektionszahlen "keine Priorität".

"Aktuell falsches Signal“

Für die Hoffnungen der Vereine aus der Deutschen Fußball Liga (DFL) auf eine Genehmigung zur Öffnung der Arenen für eine begrenze Zahl von Zuschauer schon zu Beginn der neuen Saison am dritten September-Wochenende bedeutet die Positionierung der Fachminister einen herben Dämpfer. Weil der für die 3. Liga zuständige DFB in derart grundsätzlichen Fragen in der Regel der DFL folgt, könnten vorerst auch die ersten Drittliga-Runden der bevorstehenden Spielzeit wie schon vor der Sommerpause ohne Zuschauer stattfinden.

Angesichts der seit mehreren Tagen wieder steigenden Infektionsfälle in Deutschland hielten die Gesundheitsminister trotz ihrer Anerkennung für das DFL-Konzept zur schrittweisen Wiederzulassung von Zuschauern in den Stadien auf ihrer Konferenz am Montag die Austragung von Spielen mit Besuchern auf den Tribünen nach dpa-Angaben mehrheitlich "aktuell für ein falsches Signal“. Deswegen seien Zuschauer in den Stadien "nicht vor dem 31. Oktober vorstellbar“. Ende Oktober laufen in vielen Bundesländern die Corona-Verordnungen zu Großveranstaltungen aus.

Bayerns Ministerpräsident Markus Söder zeigt sich ebenfalls skeptisch: "Ich habe mich sehr für den Start von Geisterspielen eingesetzt, das läuft auch hervorragend. Aber bei vollen Stadion zum Bundesliga-Start bin ich außerordentlich skeptisch. Ich kann es mir derzeit nicht vorstellen", sagte der CSU-Chef in Nürnberg und betonte: "Es hätte auch eine verheerende Signalwirkung an die Öffentlichkeit. Sowohl was Kapazitäten im Medizinischen betrifft als auch gegenüber kulturellen Veranstaltungen."

Spahn: "Keine vermeidbaren Risiken eingehen“

Spahn machte die Position der meisten Gesundheitsminister nach ihrer gemeinsamen Konferenz am Montag via Twitter nachdrücklich klar. "Tausende Zuschauer in den Stadien – das passt nicht zum aktuellen Infektionsgeschehen. Jetzt heißt es, keine vermeidbaren Risiken einzugehen. Wir spüren, dass wir wachsam bleiben müssen. In der jetzigen Situation wären Zuschauer auf den Rängen das falsche Signal“, schrieb der CDU-Politiker.

Auch der Ärzteverband Marburger Bund warnt vor einer schnellen Fan-Rückkehr: "Die Gefahr von Massenansteckungen wäre real. Wenn wir Pech haben, sitzt ein Superspreader unter den Fans, und das Virus breitet sich wie ein Lauffeuer aus", sagte die Vorsitzende des Marburger Bundes, Susanne Johna, der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Die Bestrebungen seien zwar mehr als nachvollziehbar. "Aber dass ihr Konzept Ansteckungen verhindert, halte ich für unrealistisch. Johna könne sich nicht vorstellen, dass Fans auf ihren Sitzen hocken blieben, wenn ihre Mannschaft ein Tor schieße. "Da liegt man sich in den Armen und denkt nicht an Corona. Alles andere wäre geradezu unmenschlich."

Die DFL-Vereine hatten in der vergangenen Woche eine Strategie mit verringerten Zuschauerzahlen sowie Verboten von Stehplätzen, Gästefans und Alkohol beschlossen. Man wolle bereit sein, wenn die Politik wieder grünes Licht für Zuschauer gebe, hieß es seitens des Liga-Verbandes. Die Drittliga-Vereine erhielten zuletzt vom DFB eine Einladung zu einer Konferenz zur Abstimmung einer gemeinsamen Position in der Zuschauerfrage sowie zur Erörterung von darüber hinaus gehenden Möglichkeiten auf lokaler Ebene. Eine Entscheidung, ob der Saisonstart tatsächlich ohne Fans stattfindet, könnte im Rahmen einer Konferenz zwischen Bund und Ländern in der letzten August-Woche fallen.

   

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