Trainer-Umfrage: Das sind die Top-Favoriten auf den Aufstieg
Bevor Mitte September die neue Saison beginnt, hat liga3-online.de alle 20 Trainer nach ihren Aufstiegsfavoriten befragt. Das Ergebnis: Anders als im letzten Jahr gibt es mit Dynamo Dresden einen eindeutigen Favoriten: Gleich 14 Mal wurden die Sachsen nominiert. Auch dem FC Ingolstadt (acht Stimmen) sowie dem MSV Duisburg und Viktoria Köln (jeweils sieben) werden gute Chancen eingeräumt.
Dynamo ist der Top-Favorit
Spannender hätte die vergangene Saison kaum verlaufen können, selbst drei Spieltage vor dem Ende hatten noch immer sieben Mannschaften die Chance auf den Aufstieg. Erst am vorletzten Spieltag stand mit Eintracht Braunschweig der erste Aufsteiger fest, die letzten beiden Entscheidungen fielen auf überaus dramatische Weise an Spieltag 38 erst in der allerletzten Sekunde. Ob es in der kommenden Spielzeit erneut so spannend wird? Zumindest gibt es in diesem Jahr einen eindeutigen Favoriten. 14 Trainer benannten die SG Dynamo Dresden als größten Anwärter auf die 2. Bundesliga. Zum Vergleich: In der vergangenen Saison lagen Braunschweig und Ingolstadt mit zehn Nominierungen gleich auf. Am Ende belegten beide Klubs auch tatsächlich einen Aufstiegsplatz.
Dass die SGD bei den Trainern nun der große Favorit ist, dürfte vor allem an den Neuverpflichtungen liegen. Gleich 13 Mal schlugen die Sachsen zu und sicherten sich dabei einige namhafte Spieler. Darunter etwa Philipp Hosiner, der in der vergangenen Saison 19 Tore und sechs Vorlagen in 28 Spielen für den Chemnitzer FC verbuchte. Auch Sebastian Mai und Pascal Sohm gehörten beim Halleschen FC zu den Leistungsträgern. Yannick Stark (Darmstadt), Patrick Weihrauch (Bielefeld) und Tim Knipping (Regensburg) bringen zusammen die Erfahrung von 340 Zweitliga-Partien mit. Darüber hinaus konnte der Zweitliga-Absteiger Spieler wie Kevin Broll, Chris Löwe und Marco Hartmann binden. Unter dem Strich "eine sehr gute Kaderzusammenstellung", sagte KFC-Trainer Stefan Krämer im Gespräch mit unserer Redaktion. Auch Wiesbadens Rüdiger Rehm hält den Kader für "gut bestückt". Mit Kevin Ehlers verfügt die SGD zudem über den wertvollsten Drittliga-Spieler (Marktwert 1,5 Millionen Euro), der nicht bei Bayern II unter Vertrag steht. Ohnehin ist der Dynamo-Kader bei transfermarkt.de mit einem Gesamtwert von 9,28 Millionen Euro der zweitwertvollste nach dem Aufgebot von Bayern II.
Bei der Nominierung des FC Ingolstadt führten die Trainer derweil den eingespielten Kader der Schanzer an. Bis auf Maximilian Thalhammer (SC Paderborn) musste der FCI bislang keinen Stammspieler abgeben. Entsprechend trauen viele Übungsleiter den Ingolstädtern nach dem denkbar knapp verpassten Aufstieg in der Vorsaison einen neuen Anlauf auf die 2. Bundesliga zu. Auch Trainer Tomas Oral hatte zuletzt den Aufstieg als Ziel ausgerufen: "Aufsteigen. Ich möchte definitiv aufsteigen. Ich weiß, dass es unheimlich schwer wird. Aber unser Ziel ist es, besser zu sein als in der vergangenen Saison. Da waren wir in der Relegation, und das heißt, dass wir jetzt aufsteigen wollen." Zum Zeitpunkt dieser Aussage befand sich der FCI allerdings noch im Training. Nach zwei Corona-Fällen innerhalb der Mannschaft trainiert Ingolstadt seit etwas mehr als einer Woche nur noch individuell und sagte zudem das Trainingslager ab. Inwiefern sich diese Umstände auf die Saison auswirken werden, ist offen.
Geheimfavorit Viktoria Köln
Auch dem MSV Duisburg wird ein neuer Anlauf in Richtung Aufstieg zugetraut, nachdem die Zebras in der vergangenen Saison erst in der Schlussphase abreißen lassen mussten. Bitter: Insgesamt 20 Spieltage lang waren die Meidericher Tabellenführer – so lange wie kein anderer Verein. Hätte der Herbstmeister am vorletzten Spieltag nicht den späten 2:2-Ausgleich gegen Bayern II kassiert, wären die Zebras als Meister aufgestiegen. "Oben mitspielen" lautet nun das Ziel für die neue Saison. Ob das gelingt? Schließlich hat der MSV mit Lukas Daschner (St. Pauli), Yassin Ben Balla (Braunschweig) und Tim Albutat (Uerdingen) mehrere Stammspieler verloren. Dennoch sieht etwa Stefan Krämer weiterhin "großes Offensivpotenzial" und sagt: "Ivo Grlic (Sportdirektor, d. Red.) ist es immer gelungen, eine gute Mannschaft zusammen zustellen." Auch Guerino Capretti, Trainer des SC Verl, sagt: "Sie haben sich gut verstärkt und sind sicherlich an dem knappen Scheitern in der letzten Saison gewachsen."
Dass Viktoria Köln ebenfalls siebenmal genannt wurde, dürfte auf die bisherigen Transfers zurückzuführen sein. Neben Marcel Risse vom 1. FC Köln haben sich die Höhenberger auch mit Ex-Werder-Keeper Sebastian Mielitz, FCK-Stürmer Timmy Thiele, Maximilian Rossmann vom niederländischen Erstligisten Heracles Almelo und René Klingenburg durchaus namhaft verstärkt. Für Wiesbadens Rüdiger Rehm wächst bei der Viktoria "etwas heran". Mit Mike Wunderlich und Albert Bunjaku hat die Viktoria zudem zwei überaus erfahrene Spieler in ihren Reihen, die schon in der letzten Saison für Furore sorgten.
Kann der FCK oben mitspielen?
Mit dem SV Wehen Wiesbaden taucht auch der zweite Absteiger aus der 2. Liga mit fünf Nennungen in der Kandidatenliste auf. Zwar mussten die Hessen nach ihrem nur einjährigen Zweitliga-Ausflug mehrere Stammspieler wie etwa Top-Torjäger Manuel Schäffler (Nürnberg), Daniel-Kofi Kyereh und Maximilian Dittgen (beide St. Pauli) abgeben, sicherten sich dafür aber unter anderem die Dienste von Dennis Kempe, Tim Boss und Gianluca Korte.
Dem F.C. Hansa Rostock trauen vier Trainer den Aufstieg zu. Schon in der letzten Serie spielte Hansa bis zum letzten Spieltag um die 2. Liga mit. Gelingt nun im bereits neunten Anlauf die Zweitliga-Rückkehr? Trainer Jens Härtel stapelt tief und betonte im Interview mit liga3-online.de, zunächst "so früh wie möglich genügend Punkte für den Klassenverbleib" sammeln zu wollen. "Erst danach sollte man sich neue Ziele setzen. Wir haben aber auf jeden Fall die Qualität, um erneut eine ordentliche Runde zu spielen. Der Anspruch muss sein, uns im Vergleich zur Vorsaison tabellarisch nicht zu verschlechtern und dementsprechend unter die Top 6 zu kommen. Damit das gelingt, ist es vor allem wichtig, gut aus den Startlöchern zu kommen."
Außenseiter-Chancen werden derweil dem 1. FC Kaiserslautern (drei Nominierungen), 1860 München (2) und Mannheim (1) eingeräumt. Während sich der FCK auf der einen Seite mit Tim Rieder, Marvin Pourié und Adam Hlousek prominent verstärkt hat, bangen die Roten Teufel auf der anderen Seiten noch um den Verbleib der beiden Top-Torjäger Christian Kühlwetter und Florian Pick. Klar ist aber so oder so: Der FCK will – nicht zuletzt aus finanziellen Gründen – so schnell wie möglich wieder hoch. Wie weit der Weg zurück ist, mussten die Pfälzer in den letzten beiden Jahren jedoch schmerzhaft feststellen.
Die Löwen, von Torsten Frings und Pavel Dotchev nominiert, sowie der von Oral genannte Waldhof befinden sich momentan noch im Transferstau. Beim TSV 1860 klemmt es in der Defensive, bei Mannheim in der Offensive, nachdem sich Maurice Deville, Valmir Sulejmani und Gianluca Korte verabschiedet haben.
Wer überrascht?
Mindestens neun Teams wird also zugetraut, ein Wörtchen um den Aufstieg mitreden zu können. Vermutlich dürften es aber noch ein paar mehr werden. Und vielleicht steigt am Ende auch ein Klub auf, den derzeit niemand auf der Rechnung hat. Die Würzburger Kickers etwa wurden vor der vergangenen Saison nur zweimal nominiert. Und dass Bayern II Meister wird, damit hätte vermutlich niemand gerechnet.
Mitarbeit: Kevin Jung und Christian Knoth