Europapokal-Historie der Drittligisten #2: Hallescher FC

Passend zum Anpfiff der neuen Spielzeit in Champions League und Europa League startet liga3-online.de die Themenwoche „Europapokal-Historie der Drittligisten“. Heute: Der Hallesche FC. Der HFC, seit Sommer erstmals Bestandteil der gesamtdeutschen dritten Liga, qualifizierte sich in seiner Vereinshistorie drei Mal für den europäischen Wettbewerb. Die einzelnen Teilnahmen liegen dabei verstreut in drei verschiedenen Jahrzehnten, weswegen es zu dem Kuriosum kam, dass sich bei jeder Qualifikation der Vereinsname im Vergleich zum letzten Mal geändert hatte. Von triumphalen Siegeszügen wird in Halles Europapokalgeschichten nicht erzählt, stattdessen existieren Erinnerungen an frühes Scheitern sowie die größte Tragödie der Vereinsgeschichte.

Belgrad war keine Reise wert

Die erstmalige Qualifikation gelang dem damaligen SC Chemie Halle durch den FDGB-Pokalsieg 1962. Im Ernst-Thälmann-Stadion in Karl-Marx-Stadt konnte Dynamo Berlin mit 3:1 bezwungen werden. Das Los brachte die Chemiker in der darauffolgenden Europapokalsaison nach Jugoslawien zum OFK Belgrad. Die Reise in die heutige Hauptstadt Serbiens endete jedoch mit einer 2:0 Auswärtspleite, welche im torreichen Rückspiel, das in Halle mit 3:3 endete, nicht mehr ausgebügelt werden konnte. Trainer des damaligen Teams war Heinz Krügel, der den größten Erfolg seiner Laufbahn später beim Erzrivalen 1. FC Magdeburg mit dem Europapokalsieg 1974 feierte.

 

Tragödie vor dem Rückspiel in Eindhoven

In der Spielzeit 1970/71 belegte der mittlerweile in Hallescher FC Chemie umbenannte den dritten Platz in der DDR-Oberliga, was die beste Platzierung der Vereinsgeschichte bleiben sollte. Diese Position berechtigte zur Teilnahme am UEFA-Cup, in dessen erster Runde der PSV Eindhoven als Gegner gezogen wurde. Nach dem 0:0 Hinspielergebnis schien ein Weiterkommen vor dem Rückspiel in den Niederlanden durchaus möglich. Dieses Spiel sollte jedoch nie angepfiffen werden. Ein Großbrand im Hotel der Hallenser am Vorabend der Partie entwickelte sich zur Katastrophe. Die beiden HFC-Spieler Klaus Urbanczyk und Erhard Mosert gelang es zwar, einigen anderen Hotelgästen das Leben zu retten, ihr Mannschaftskamerad Wolfgang Hoffmann jedoch überlebte das Unglück nicht. „Mit einem Verein können Sie nach einem Abstieg in ein, zwei Jahren eventuell wieder aufsteigen, aber es gibt Sachen, die lassen sich nie mehr zurückführen. Deshalb sage ich heute: Es gibt Schlimmeres als ein verlorenes Fußballspiel.“, äußerte sich Urbanczyk 35 Jahre später in einem Interview mit dem Spiegel. Anlass des Medieninteresses war der Besuch des PSV zu einem Freundschaftsspiel in Halle, in dessen Rahmenprogramm auch dem frühen Tode Wolfgang Hoffmanns bedacht wurde.

 

Aus nach Gastspiel bei Torpedo

Fußball gespielt wurde in Halle auch nach dem Drama von Eindhoven, die nächste und bisher letzte Bewährungschance im internationalen Wettbewerb ließ allerdings 20 Jahre auf sich warten. In der letzten Saison der DDR-Oberliga vor der Zusammenführung mit der Bundesliga belegte der HFC den vierten Tabellenplatz, welcher zur Qualifikation zur zweiten Bundesliga berechtigte und auch die Teilnahmeerlaubnis zum UEFA-Cup enthielt. Der Zweitligist Hallescher FC, dessen Zusatz Chemie mittlerweile aus dem Vereinsnamen offiziell gestrichen war, durfte nun gegen Torpedo Moskau antreten. Ein weiteres Mal wurde die zweite Runde allerdings nicht erreicht. Die nach dem 2:1 Hinspielerfolg im heimischen Kurt-Wabbel-Stadion geweckten Hoffnungen auf ein Weiterkommen bestätigten sich nicht, mit einem deutlichen 3:0 im Rückspiel holte Torpedo die Hallenser auf den Boden der Tatsachen zurück und beendete damit ihre mit Schattenseiten überhäufte Europapokalhistorie.

Anmerkung des Autors: In einer früheren Version dieses Artikels wurde behauptet, die letzte Europapokalqualifikation des Halleschen FC war durch die Disqualifikation von Dynamo Dresden begünstigt. Hier lag ein Recherchefehler vor.

Morgen: Chemnitzer FC

   

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