Woran Schommers beim 1. FC Kaiserslautern gescheitert ist

Nach nur zwei Spieltagen musste Boris Schommers seinen Posten beim 1. FC Kaiserslautern am Dienstag räumen. Noch nie zuvor in der Geschichte der 3. Liga wurde ein Trainer zu einem so frühen Zeitpunkt innerhalb der Saison beurlaubt. liga3-online.de erklärt, woran Schommers beim FCK gescheitert ist.

Unruhe im Umfeld

"Seitdem ich hier angefangen habe, ist Druck auf dem Kessel. Das gehört zum Betzenberg wohl dazu", sagte Schommers am Freitag auf der Pressekonferenz vor dem Spiel bei Türkgücü. Eine Aussage, die kaum jemand bestreiten wird. Die Ansprüche in der Pfalz sind hoch, als Drittligist sieht sich der FCK nicht. Und wenn es dann sportlich so wie in den letzten beiden Spielzeiten nicht läuft, ist die Unruhe erst recht groß. Der schwache Saisonstart mit zwei Niederlagen und null Toren aus zwei Partien tut sein Übriges.

Dass Schommers während seiner knapp einjährigen Amtszeit nicht in Ruhe arbeiten konnte, lag aber auch an Geschehnissen hinter den Kulissen. Im Februar überwarf sich der 41-Jährige mit FCK-Legende und Torwarttrainer Gerry Ehrmann, dem der FCK daraufhin kündigte. Zwar soll es nach Vereinsangaben zu "massiven, substantiellen Beleidigungen, Arbeitsverweigerungen und Drohungen" seitens Ehrmann gegenüber dem Trainerteam gekommen sein, doch ein Großteil der Fans hielt weiterhin zu Ehrmann. Die Folge: Beim ersten Training nach dem Ehrmann-Aus sah sich Schommers Beleidigungen einiger Anhänger ausgesetzt und auch abseits davon hatte der Fußballlehrer bei manchen Anhängern keinen guten Stand mehr.

Weil die Ergebnisse (nur zwei Niederlagen in 13 Spielen) stimmten, wurde es anschließend wieder ruhiger – bis zum vergangenen Mittwoch. Da erklärte Martin Wagner seinen Rücktritt aus dem Aufsichtsrat, nachdem es angeblich zu Meinungsverschiedenheiten in der Trainerfrage gekommen war. Und als einen Tag später über die "Bild" mit Bernhard Trares bereits ein möglicher Nachfolger lanciert wurde, war die Unruhe auf dem Betzenberg nach nur einem Spieltag endgültig perfekt.

Umstellung des Spielsystems

Auch wenn es schon ein wenig her ist: Die Fans des 1. FC Kaiserslautern dürften sich noch an den letzten November und Dezember erinnern, als der FCK plötzlich fünfmal in Folge gewann. Eine Serie, die dem Klub zuletzt vor zehn Jahren gelungen war. In einer 4-4-2-Formation mit einer Doppelsechs um Kapitän Carlo Sickinger und Janik Bachmann besiegte Kaiserslautern nacheinander den KFC Uerdingen, Hansa Rostock, Viktoria Köln, den Halleschen FC und sogar den späteren Meister Bayern II. Doch entgegen dem Grundsatz "Never change a running system" impfte Schommers seiner Mannschaft in der Winterpause ein neues Spielsystem ein und ließ fortan im offensiveren 4-3-3 spielen. Warum? Das bleibt das Geheimnis des 41-Jährigen.

Offenbar wollte Schommers den FCK variabler ausrichten. Ein Plan, der allerdings nicht aufging. Zwar holte Kaiserslautern nach der Winterpause immerhin 26 Punkte aus 18 Spielen, doch an die Erfolgsserie kurz vor Weihnachten konnten die Roten Teufel nicht mehr anknüpfen. Entsprechend landete der FCK am Ende im Mittelfeld – neun Punkte hinter einem direkten Aufstiegsplatz.

In den ersten beiden Liga-Spielen dieser Saison gegen Dresden und Türkgücü bot Schommers ein 4-3-1-2 auf – mit gelernten Zentrumsspielern auf der Außenbahn. Die Folge: Immer wieder kam es zu Abstimmungsproblemen in der Rückwärtsbewegung und nach vorne blieb der FCK bis auf wenige Ausnahmen völlig harmlos. Da half es auch nichts, dass Schommers wie beim Spiel gegen Türkgücü permanent Anweisungen von außen reinbrüllte. Vielmehr trugen diese vielleicht sogar zur Verwirrung bei den Spielern bei.

Personeller Umbruch

Mit Florian Pick, Christian Kühlwetter und Timmy Thiele hat der FCK in dieser Transferperiode seine drei besten Torjäger verloren – 61 (!) Scorerpunkte müssen somit ersetzt werden. Dass das nicht von heute auf morgen geht, wird den Verantwortlichen inklusive Schommers bewusst gewesen sein. Darüber hinaus ist die Offensive noch nicht vollständig besetzt, bis zu zwei weitere Spieler für den Angriff sollen noch kommen. Und die, die schon da sind, sind entweder noch nicht in Form (Marvin Pourié und Marlon Ritter) oder verletzt (Nicolas Sessa und Marius Kleinsorge). Insgesamt war der Umbruch wohl zu groß, um direkt zum Saisonstart oben mitspielen zu können.

Doch es gibt auch Gegenbeispiele: Dynamo Dresden bot beim Spiel auf dem Betzenberg gleich zehn (!) Neuzugänge von Beginn an auf. Auch die Startelf von Türkgücü München, das insgesamt 20 Mal auf dem Transfermarkt zuschlug, hatte wenig mit der Mannschaft aus dem Vorjahr zu tun. Ein großer Umbruch kann also durchaus auf Anhieb funktionieren. Allerdings müssen dafür mehrere Faktoren zusammenlaufen – und das war beim 1. FC Kaiserslautern nicht der Fall. Eine Tatsache, die Boris Schommers nach nur zwei Spieltagen nun den Job gekostet hat. 

   

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