Zahlen, Daten und Fakten zum Transferfenster der 3. Liga

Das gab es noch nie und wird wohl auch nicht wieder vorkommen: Bis zum 5. Oktober durften Profifußballvereine in Deutschland Spieler von anderen Klubs verpflichten. Entsprechend hat sich eine hohe Zahl an Transfers ergeben – wir schauen, was im Sommer passiert ist, wer sehr und wer kaum aktiv war. Unsere Fakten zum Transferverhalten der 20 Drittligisten.

Die allgemeinen Zahlen

258 Abgänge stehen laut "transfermarkt.de" 251 neu verpflichteten Spielern gegenüber. Ohne vereinsinterne Wechsel, etwa aus der zweiten Mannschaft oder der U19 bei den Profis integrierte Spieler, reduziert sich die Zahl der Neuverpflichtungen allerdings auf 216. Mehr als 50 davon, also knapp ein Viertel aller Transfers, stellen Leihgeschäfte dar. Dass die Beliebtheit von Leihen hoch wie selten ist, ist allerdings kein drittliga-spezifisches Phänomen, sondern eine Folge der wirtschaftlich schwierigen Lage inmitten der Corona-Pandemie. Aufnehmende Klubs sind meist nicht gewillt, Ablösesummen zu zahlen, abgebende wiederum froh, zumindest ein wenig Gehalt einzusparen für Spieler, die in manchen Fällen überhaupt keine Rolle mehr spielen, aber ihren gut dotierten Vertrag nicht auflösen würden.

Gerade für Drittligisten, bei denen sich durch monatelange Fehlen von Zuschauereinnahmen viele Fehleinnahmen angehäuft haben, war es kaum möglich, Freigabesummen zu bezahlen. Nur etwas mehr als eine halbe Million Euro floss insgesamt in Neuzugänge – drei Viertel der Drittligisten setzten ausschließlich auf ablösefreie Transfers. Im Gegenzug nahmen die Vereine immerhin 7,4 Millionen Euro mit Verkäufen ein. Genaueres dazu aber in den weiteren Daten und Fakten.

Die Transfermeister

Dass ein Aufsteiger diese Liste anführt, ist selten. Doch Türkgücü München hat sich den Titel des Transfermeisters mit 20 externen Neuverpflichtungen geschnappt – noch vor den Absteigern Dynamo Dresden (14) und SV Wehen Wiesbaden (11), die sonst stets heiße Anwärter auf die meisten Neuzugänge sind. Dazwischen mogelte sich ein weiterer alter Bekannter: Der KFC Uerdingen, bei dem eine hohe Fluktuation in der Vergangenheit ebenfalls ein wiederkehrendes Phänomen war, verstärkte sich mit 15 neuen Profis, ebenfalls 14 waren es schlussendlich beim VfB Lübeck, der kurz vor Toresschluss noch mehrfach zuschlug. 13 Spieler verpflichtete der 1. FC Magdeburg und immerhin 12 der SC Verl – die Aufsteiger bedienten sich in diesem Sommer auffällig oft.

Die Zurückhaltenden

Wenig Fluktuation herrschte etwa in Ingolstadt: Fünf externe Neue präsentierte der Fast-Aufsteiger aus dem Vorjahr lediglich. Genauso zurückhaltend agierte der TSV 1860 München, bei dem dies aber auch lange auf fehlendes Geld zurückzuführen war, ehe spät eine Finanzspritze des Hauptsponsors Abhilfe schaffte. Und auch die SpVgg Unterhaching mit ebenfalls fünf Transfers sowie der SV Meppen, der sechsmal zuschlug, veränderten ihre Mannschaft auf verhältnismäßig wenigen Positionen. Streng genommen müssten wir übrigens den FC Bayern München II hier mit lediglich fünf externen Transfers ebenso an der Spitze führen. Aber ihr kennt das Geschäft: Aus der U19 sind zugleich elf Spieler aufgerückt, das Team damit komplett verändert – so läuft der Hase bei Zweitvertretungen Jahr für Jahr.

Der Krösus

Bei nur etwa einer halben Million Euro insgesamt gezahlter Ablösesumme – wie gewohnt kann allerdings nicht jedes gut gehütete Geheimnis um den Geldfluss bei solchen Geschäften gelöst werden – musste ein Drittligist dieses Jahr nur wenig investieren, um als ausgabefreudigster Klub in der Bilanz zu stehen. Viktoria Köln steht mit angeblich 275.000 Euro Ablöse, die für Offensivmann Timmy Thiele an den 1. FC Kaiserslautern bezahlt worden sein sollen, hier auf Platz eins. Allerdings wurde dieser Betrag nirgendwo offiziell genannt. Sicher ist, dass Türkgücü München eine sechsstellige Summe für Stürmer Petar Sliskovic an den MSV Duisburg überwiesen hat, im Raum stehen 150.000 Euro. Damit stehen die beiden Klubs an der Spitze.

Die Gewinnbringer

Für zwei Spieler wurden nun Millionensummen fällig: Einerseits verkaufte der 1. FC Kaiserslautern seinen Stammtorhüter Lennart Grill an Bayer Leverkusen und strich dafür gut zwei Millionen Euro ein. Andererseits griff Bundesligist Union Berlin nach der erfolgreichen Leihe von Marius Bülter zur Kaufoption, was dem 1. FC Magdeburg für seinen ehemaligen Zweitliga-Kicker 1,5 Millionen Euro bescherte. Kurios: Bülter hat nie in der 3. Liga gespielt, macht nun aber einen Drittligisten reich.

Der FCK hat auch dank der Verkäufe von Christian Kühlwetter und Florian Pick zum 1. FC Heidenheim, für die zusammenaddiert nochmals etwa 1,5 Millionen Euro geflossen sein sollen, mit mehr als 3,5 Millionen Euro Einnahmen den größten Transfergewinn eingefahren. Geld, dass man auf dem Betzenberg im laufenden Insolvenzverfahren gut gebrauchen kann und das zum Teil auch reinvestiert werden durfte. Allerdings legte der FCK nur für Tim Rieder Geld auf Tisch – im Raum steht eine Summe zwischen 50.000 und 100.000 Euro. Alle anderen Neuzugängen kamen ablösefrei oder per Leihe.

Die neuen Stars

Ein echter Coup war für den FC Ingolstadt der Transfer von Marc Stendera: Der 24-Jährige sammelte bereits 78 Bundesliga-Spiele für Eintracht Frankfurt und hatte bis zuletzt noch einen Millionen-Marktwert. Seine zwei erlittenen Kreuzbandrisse und viele weitere Verletzungsprobleme machen die Verpflichtung nicht unriskant. Der zweite Starspieler ist Marcel Risse von Viktoria Köln. Der derzeit zweitgrößte Klub der Domstadt profitierte davon, dass Risse sich im persönlichen Umfeld nicht umorientieren wollte – beim 1. FC Köln aber für ihn keine wirkliche Perspektive mehr bestand. Noch hat sich Rechtsaußen Risse ebenso wie Stendera nicht mit auffälligen Aktionen, sprich Toren oder Vorlagen, vorstellig gemacht. Aber was nicht ist, kann ja – und wird sicher – noch werden.

Die Weltenbummler

Fußballer werden nicht selten zu Legionären, ziehen von Verein zu Verein. Einige dieser Profis sind auch in dieser Saison in der 3. Liga untergekommen. So etwa Sechzig-Stürmer Martin Pusic: Der Österreicher wechselte in seiner Karriere bereits stolze 17 Mal: Von Wien über Schwadorf, Mödling, Altach, Hull City, Valerenga, Fredrikstad, Brann, Esbjerg, Midtjylland, Rotterdam, nochmal Midtjylland, Kopenhagen, Aarhus, Horsens und Mattersburg hat er nun den Weg an die Grünwalder Straße gefunden.

Zum deutschland-internen "Weltenbummler" ist Jan Löhmannsröben geworden: Oldenburg, Nordhausen, Magdeburg, Jena, Kaiserslautern, Nordhausen, Münster und jetzt Rostock stehen binnen fünfeinhalb Jahren in seiner Vita. Wen haben wir sonst noch auf dem Schirm? Der Neu-Duisburger Wilson Kamavuaka spielte in seiner Karriere schon in Belgien, Österreich, Griechenland und Polen. Mirko Boland ist wiederum alles andere als ein klassischer Weltenbummler. Doch der ehemalige, langjährige Leitwolf von Eintracht Braunschweig legte mit seinem Wechsel vom australischen Klub Adelaide United nach Lübeck die weiteste Strecke zurück.

   

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