Alles, was ihr zum 4. Spieltag wissen müsst
Was diese Corona-Pandemie alles möglich macht: Plötzlich ist Länderspielpause – und die 3. Liga pausiert nicht mit, sondern spielt weiter. Den Klubs, die Nationalspieler abstellen, gefällt das nicht. Uns schon, denn seien wir ehrlich: Es gibt Spannenderes, als die DFB-Elf bei Freundschaftsspielen in einem leeren Stadion zu beobachten. Zum Beispiel den 4. Spieltag in unserer Spielklasse. Auf geht’s!
Die Ausgangslage
Allmählich müssen sich die ersten Vereine im Tabellenkeller Gedanken machen. Der klassische Fehlstarter ist nicht dabei, denn kein Klub ist nach drei Partien noch punktlos. In der Bundesliga würde das derzeit schon für einen Nichtabstiegsrang reichen! Aber was vergleichen wir uns mit der Eliteklasse: Dort gab es schon Jahre, in den 30 Zähler für den Ligaverbleib genügten. Die 3. Liga forderte zuletzt regelmäßig 45 Punkte. Und diese zu erreichen, ist auch für Mannschaften wie den KFC Uerdingen oder den 1. FC Magdeburg, die sich mit nur einem Punkt weit hinten in der Tabelle einsortieren, kein Selbstläufer. Ein Turnaround ist gefragt, ebenso wie beim noch sieglosen MSV Duisburg oder dem 1. FC Kaiserslautern, dessen später 2:2-Ausgleich in Wiesbaden am vergangenen Montag zumindest für eine deutlich bessere Arbeitsatmosphäre gut war. Das kann dem neuen Trainer Jeff Saibene doch nur nützlich sein.
Natürlich ist uns nicht entgangen, dass wieder einmal die Aufsteiger den Saisonstart "gerockt" haben: Saarbrücken ist Erster, der SC Verl Zweiter. Chapeau! Doch die nächsten Herausforderungen warten: Verl empfängt Hansa, das nach zwei schwächeren Auftritten unter Druck steht. Saarbrücken gastiert schon am Freitag beim MSV Duisburg, der noch ohne Saisonsieg dasteht. Es sind diese Spiele, in denen man das Selbstvertrauen besonders spürt. Und in denen eine Überraschung greifbar scheint…
Was sonst noch passiert ist
Die Frage nach der Zuschauerzulassung beschäftigt uns Woche für Woche. Derzeit steigen die Infektionszahlen in Deutschland weiter an – in München aber haben sie leicht abgenommen. Das bedeutet für 1860 München, Türkgücü München und die SpVgg Unterhaching, dass sie am Wochenende wieder vor einigen Fans spielen dürfen. In Duisburg dürfen derweil keine Anhänger ins Stadion, in Köln sind nur 300 Fans zugelassen.
Am Deadline-Day haben einige Vereine nochmal nachgerüstet, Magdeburg und Kaiserslautern schlugen sogar doppelt zu. Am Mittwoch vermeldete der FCM mit Alexander Bittroff gar noch einen dritten Neuzugang in dieser Saison.
Vier Spiele im Fokus
Das Südwestderby: 1. FC Kaiserslautern gegen Waldhof Mannheim
Eigentlich ist es ja ganz nett, dass die Emotionen vor einem der hitzigsten Derbys der jüngeren Drittliga-Geschichte auf Sparflamme gehalten werden und an diesem Wochenende wahrscheinlich keine Schweineköpfe beim jeweiligen Rivalen abgelegt werden. Dennoch fehlt im Stadion jene Atmosphäre – und anders gedacht ist die Aufstockung der Zuschauerzahl auf 7.500 Fans doch ein ordentlicher Anfang. Der Betzenberg wird wieder laut, so viel ist gewiss. Wer ist sportlich im Vorteil? Es ist schwierig zu sagen. Waldhof hat drei teils spektakuläre Spiele hinter sich, spielt offensiv mutig und belohnt sich dafür mit zahlreichen Treffern, hinten steht man nicht immer so sicher – daher gab es pro Spiel auch nur jeweils einen Punkt. Kaiserslautern brauchte fünf Halbzeiten Anlauf bis zu den ersten beiden Saisontoren, die für ein 2:2-Remis beim SV Wehen Wiesbaden genügten. Der Optimismus ist zurück, müsste jetzt aber mit einem Sieg bestätigt werden.
Nächster Festtag an der Poststraße? SC Verl gegen Hansa Rostock
Der Sportclub Verl lebt seinen Traum, das kann man mit Fug und Recht behaupten. Die Mannschaft von Trainer Guerino Capretti macht das wahr, was sie angekündigt hat: Fröhlich-frechen Fußball spielen, das Risiko nicht scheuen. Man kalkuliere ein, dass nicht alles klappen würde, sagte Trainer Guerino Capretti vor einiger Zeit – bislang funktioniert sein Spielstil aber erstaunlich gut. Es spricht wohl nichts dagegen, nun auch gegen Hansa Rostock das Herz in beide Hände zu nehmen. Zumal die Kogge zuletzt ein wenig einfallslos wirkte: Zweimal blieb der FCH zuletzt ohne eigenen Torerfolg, das 0:0 gegen den KFC Uerdingen am vergangenen Sonntag war gähnend langweilig. Zu wenig für die Ansprüche an der Ostsee. Trotz sollte bei Hansa niemand das Auswärtsspiel in Verl als Pflichtsieg angehen – dafür wartet viel zu viel weiteres Stolperpotenzial.
Das "Oly" macht wieder auf: Türkgücü München gegen den SV Wehen Wiesbaden
Was verbindet ihr mit dem Münchner Olympiastadion? Bei uns sind es zunächst Namen wie Giovane Elber, Stefan Effenberg, aber auch Carsten Jancker, Alexander Zickler und Samy Kuffour. Wir denken an Zeiten zurück, zu denen der FC Bayern noch längst nicht so dominant war wie heute, ja phasenweise sogar Lokalrivale 1860 auf Augenhöhe war. Jetzt, nach 15 Jahren, wird das Olympiastadion wieder für ein Profifußballspiel aufgeschlossen. Türkgücü München begegnet dem SV Wehen Wiesbaden – auch sportlich ist das ein reizvolles Spiel, beide haben noch nicht verloren und gerade Türkgücü hat uns bislang noch nicht einmal schlechten oder langatmigen Fußball serviert. Überragender Mann beim Aufsteiger ist bislang Sercan Sararer, der in nur drei Spielen satte sieben (!) Scorerpunkte gesammelt hat.
Ostduell der höchsten Kategorie: Dynamo Dresden gegen den 1. FC Magdeburg
Sie mögen sich nicht, die beiden Anrainer der Elbe: Dynamo und der FCM sind zwei der größten Erscheinungen im ostdeutschen Fußball – die gegenseitige Abneigung ist da fast ein Ausdruck von Respekt voreinander. Doch beide Vereine müssen mehr oder weniger Schmutz vor der eigenen Haustür kehren: Dynamo hat die 0:3-Schlappe vom Auswärtsspiel bei der Bayern-Reserve in den Knochen und weiß spätestens seit jenem Freitagabend, dass die 3. Liga selbst bei überzeugender Kaderplanung niemals im Vorbeigehen zu nehmen ist. Magdeburg kämpft früh dagegen an, erneut in den Sumpf der unteren Tabellenhälfte zu geraten, aus dem sich die Blau-Weißen schon vergangene Saison nicht mehr befreien konnten. Gleich drei neue Spieler wurden diese Woche präsentiert, um den raschen Turnaround zu schaffen. Aber seien wir ehrlich: Ein Punkt beim Ligafavoriten, das wäre aus Magdeburger Sicht schwer in Ordnung.
Wer könnte überraschen?
Der 1. FC Saarbrücken beim MSV Duisburg
Die Voraussetzungen klingen fast schon zu gut für den Drittliga-Neuling aus Saarbrücken: Sieben Punkte, erst ein Gegentor, zuletzt zwei überzeugende Heimsiege – so liest sich die jüngste Bilanz von Lukas Kwasniok und seinem kecken Aufsteiger. Kwasniok, Duisburg – da war doch was? Richtig: Im Vorjahr besiegelte Torsten Lieberknecht mit einem 2:1-Auswärtssieg in Jena das Aus von Kwasniok, das sich im Nachhinein für ihn als gar nicht allzu fatal erwies: Jetzt trainiert er den FCS, der einen ordentlichen Etat auf die Beine stellt, ein nagelneues Stadion errichtet hat und mittelfristig Ambitionen in Richtung Zweitklassigkeit besitzt. Um noch ein Wort zum MSV zu verlieren: Der hat einen schwachen Start hinter sich, Unterschiedsspieler Moritz Stoppelkamp fehlt erkrankt noch für längere Zeit, zwei Spieler sind corona-positiv und die Fans dürfen am Freitag auch nicht dabei sein. Viele Gründe für Saarbrücken, sich beim Mitfavoriten etwas auszurechnen!