Die Gewinner und Verlierer des Saisonstarts
Vier Wochen liegen hinter und eine Englische Woche vor uns: Zeit für ein erstes Zwischenfazit dieser Drittliga-Saison. Denn neben einigen positiven Überraschungen hat der Saisonauftakt ebenso Enttäuschungen hervorgebracht – immerhin fünf Mannschaften haben noch gar keinen Sieg auf dem Konto. Wir stellen Euch die Gewinner und Verlierer des Starts vor und analysieren kurz die jeweilige Lage vor Ort.
Gewinner
Ehre, wem Ehre gebührt! 1860 München ist Tabellenführer nach vier Spieltagen und damit natürlich ein großer Profiteur. Was macht die Löwen so stark, obwohl doch ganz besonders ihnen die Anhängerschaft im stets ausverkauften Stadion an der Grünwalder Straße fehlt? Vieles ist an der Personalie Sascha Mölders festzumachen. Der aufgeschobene Fußball-Ruhestand des in München sesshaft gewordenen Straßenfußballers aus dem Ruhrgebiet motiviert und beflügelt den ganzen Klub. Dazu kommen die starken Neuverpflichtungen Richard Neudecker und Stephan Salger, unter dem Strich hat Sechzig gegenwärtig eine richtig starke erste Elf auf dem Rasen! Dazu gehört natürlich auch Linksaußen Stefan Lex, der ebenso wie Mölders bereits auf vier Torbeteiligungen kommt. Allerdings hatte 1860 bislang auch noch keine Aufeinandertreffen mit Ligafavoriten – das ändert sich in den kommenden Wochen.
Es war aufgrund von gleich vier Coronavirus-Infektionen beim MSV Duisburg nicht zu verhindern, doch die kurzfristige Spielabsage am vergangenen Freitag dürfte Aufsteiger Saarbrücken schon ein wenig gefuchst haben: So gut war der FCS in die Saison gestartet, spielt feinen und mutigen Fußball, bringt das geballte Selbstvertrauen aufs Feld – und hätte mit dem MSV einen Fehlstarter ärgern können. Doch selbst mit einem Spiel Rückstand rangiert Saarbrücken auf dem dritten Tabellenplatz, hat eine nahezu perfekte Balance zwischen Offensive und Arbeit gegen den Ball gefunden und zuletzt eindrucksvoll den Halleschen FC mit einem 4:0-Sieg, der noch höher hätte ausfallen können, in seine Einzelteile zerlegt. Die Rückkehr in den Ludwigspark befeuert die Euphorie des Drittliga-Rückkehrers sogar noch. Wie lange hält die Triumphstimmung an? Wir sind gespannt!
Die weiteren Gewinner:
Die SpVgg Unterhaching hat nach der Auftaktniederlage in Zwickau drei Siege aneinandergereiht – das hat in dieser Saison sonst noch kein Klub geschafft. Alle Partien waren enge Kisten, hervor stach sicherlich der 1:0-Auswärtssieg beim FC Ingolstadt – ein hervorragender Auftakt für den neuen Trainer Arie van Lent!
Der SC Verl hätte die sieben erreichten Punkte nach vier Spielen vor dem Saisonstart gewiss unterschrieben und kann daher auch die ärgerliche 2:3-Niederlage gegen Hansa Rostock vom Samstag verschmerzen. Da zahlte der Aufsteiger Lehrgeld, bislang machen die Ostwestfalen aber aus wenig Geld sehr viel Ertrag. Kompliment! Auch der FSV Zwickau kann sich angesichts von sieben Punkten aus vier Partien über einen gelungenen Start freuen.
In Türkgücü München können wir noch einen dritten Aufsteiger hervorheben. Immerhin ist er nach vier Spieltagen noch ungeschlagen – und das auch völlig verdient. Mit attraktivem Fußball und chancenreichen Spielen überzeugt Türkgücü sportlich bislang voll und ganz, hat so unter anderem bereits Drittliga-Meister FC Bayern II, Kaiserslautern und Absteiger Wehen Wiesbaden geärgert. Respekt!
Verlierer
Der Erste steht oben, der Letzte unten – was für eine Binsenweisheit. Aber dass Vorjahres-Absteiger 1. FC Magdeburg die Rote Laterne übernehmen würde? Für uns ist das in dieser Deutlichkeit überraschend. Gleichwohl hat sich die Entwicklung ins Negative am Heinz-Krügel-Platz durchaus angedeutet, es knirscht innerhalb der Vereinsgremien, die Fans sind zunächst skeptisch geworden und nun alarmiert. Denn drei der vier Spiele waren erschreckend schwach. Vermeintliche Hoffnungsträger unter den Neuzugängen standen zuletzt in Dresden schon gar nicht mehr im Kader, vorne hängt Topstürmer Christian Beck in der Luft, der FCM hat erst einmal getroffen – und das durch einen Verteidiger. Trainer Thomas Hoßmang steht bei seiner ersten Chef-Aufgabe im Profigeschäft gleich vor einer sehr schwierigen Aufgabe. Je früher Magdeburg merkt, dass es in dieser Saison durchaus eng werden kann mit dem Klassenerhalt, desto besser.
Nach zwei Spieltagen hat wohl selbst der 1. FC Kaiserslautern in seiner langen Vereinshistorie noch nie einen Trainer vor die Tür setzen müssen – bei Boris Schommers war es aber nach dem Null-Punkte-Start der Fall. Nachfolger Jeff Saibene hat beim Publikum zwar bereits Pluspunkte gesammelt, weil er Fehler und schwache Leistung öffentlich klar anspricht. Zudem hat er das Zählerkonto mit zwei Unentschieden ein wenig füllen können. Doch in der Bilanz steht noch kein einziger Sieg, das ist für einen trotz aller namhaften Abgänge weiterhin sehr gut besetzten Kaders und trotz eines happigen Auftaktprogramms zu wenig. Positiv zu vermerken ist, dass Saibene in der Lage ist, das Team in der Pause aus der Trance zu wecken, sodass der FCK dann eine Reaktion zeigt. Zu hinterfragen ist, warum eine solche Halbzeitansprache nach zwei verpatzten ersten Durchgängen in Folge überhaupt erst nötig ist…
Die weiteren Verlierer:
Der KFC Uerdingen schien in diesem Sommer clevere Transfers getätigt zu haben, holte sich Drittliga-Erfahrung sowie einige talentierte Spieler mit ins Boot. Doch der gezeigte Fußball spiegelt das noch nicht wider, Partien mit Krefelder Beteiligung waren bislang meist zähe Angelegenheiten. Nach zwei Niederlagen besserte sich die Bilanz zwar mit zwei Unentschieden zuletzt, doch der KFC muss zunächst mit einem Abstiegsplatz vorliebnehmen.
Auch beim SV Meppen sind erste Warnsignale nicht zu verkennen. Zwar schaffte es der SVM, die Uerdinger am zweiten Spieltag zu besiegen – alle anderen Punktspiele aber gingen verloren, darunter beide Begegnungen im eigenen Stadion. Alles andere als ein optimaler Einstand für den neuen Trainer Torsten Frings, der zuletzt mit der Chancenverwertung als auch dem Defensivverhalten seiner Spieler haderte.
Und der Hallesche FC schaffte es nach dem überzeugenden 2:0-Auswärtssieg gegen Magdeburg zum Auftakt nicht, diese gute Leistung zu konservieren. Viel schlimmer: Seitdem hagelte es 0:8 Gegentore und keinen weiteren Punkt mehr, das spielerische Niveau nahm in erschreckender Geschwindigkeit ab. Kein Wunder, dass den Fans des HFC der Appetit auf Fußball momentan ein wenig vergangen ist.