Dynamo Dresden verliert pro Geisterspiel 300.000 Euro

Nachdem Dynamo Dresden zweimal vor 10.000 Zuschauern spielten durfte, waren zu den letzten beiden Heimspielen nur noch 999 Fans zugelassen. Wie viele Fans am Samstag gegen Meppen dabei sein dürfen, ist noch offen. Klar ist hingegen: In jedem Geisterspiel verliert der Zweitliga-Absteiger 300.000 Euro.

Im schlimmsten Fall sechs Millionen Euro Verlust

Seit rund acht Monaten dauert die Coronakrise mittlerweile an, ein Ende ist noch nicht absehbar. Im Gegenteil: Auch aufgrund einer deutlich erhöhten Testkapazität gegenüber dem Frühjahr steigen die Infektionszahlen derzeit überall. Die Folge: Spiele vor einer nennenswerten Anzahl wird es zumindest in den kommenden Wochen wohl nicht geben. Vor allem Klubs wie Dynamo Dresden, das vor der Coronakrise einen Schnitt von 30.000 Fans pro Heimspiel hatte, sind davon stark betroffen. "Tatsächlich verlieren wir pro Heimspiel über 300.000 Euro an Deckungsbeitrag, die Summe also, die sich direkt negativ in unserem Ergebnis niederschlägt und damit tatsächlich verloren geht", berichtet Interimsgeschäftsführer Enrico Kabus in einem Interview auf der Dynamo-Homepage. "Das macht auf eine Saison hochgerechnet fast 6 Millionen Euro Verlust, mit welchem wir im Zuge der Nachlizenzierung für die aktuelle Saison jetzt auch planen mussten." Sollte dieses Worst-Case-Szenario tatsächlich eintreten, hätte Dynamo sein Eigenkapital in Höhe von rund zehn Millionen Euro über die Hälfte aufgebraucht.

Aktuell habe das Polster laut Kabus aber "noch nicht groß abgenommen". Zum einen, weil etwa die Hälfte der 17.000 Dauerkarten-Inhaber in der vergangenen Saison auf eine Rückerstattung verzichtete, zum anderen, weil 92 Prozent der Sponsoren ihre vertraglich vereinbarte Summe gezahlt haben. "Wir merken jetzt aber deutlich, dass es für alle Beteiligten zunehmend schwieriger wird, dieses Engagement aufrechtzuerhalten, je länger die Pandemie anhält", sagt der Interimsgeschäftsführer und warnt: "Spielen wir weiterhin durchgehend vor 999 Zuschauern oder weniger, reicht das gesparte Geld noch rund eineinhalb Jahre. Wir sollten deshalb gewarnt sein und sorgsam mit unseren Ressourcen umgehen, die wir uns mühsam in den zurückliegenden Jahren erarbeitet haben."

"Pandemie wird ihre Spuren hinterlassen"

Aus Sicht des 36-Jährigen wäre es "naiv und fatal einfach alles unter dem Prinzip Hoffnung so weiterlaufen zu lassen, dass die Corona-Pandemie alsbald überstanden ist und wir danach direkt wieder in den zuvor gewohnten Normalzustand zurückkehren können." Denn das werde nicht passieren: "Die Pandemie wird ihre Spuren hinterlassen, die sich sowohl auf jeden einzelnen in unserer Gesellschaft aber selbstverständlich auch auf den Profi-Fußball an sich auswirken werden", befürchtet Kabus. Es gelte nun mit "Kreativität und Hingabe" mögliche zusätzliche Erlöspotentiale und aus kaufmännischer Sicht "leider auch weitere erhebliche Einsparpotentiale für den Verein zu eruieren". Vor allem bezogen auf Letzteres würden dabei "sicherlich auch harte Personalentscheidungen zu treffen sein, die teilweise dann auch direkte Auswirkungen darauf haben können, was wir als Drittligist in welcher Qualität in den einzelnen Fachbereichen noch leisten und welche Angebote wir in welchem Standard aufrechterhalten können".

Darüber hinaus gelte es, "sehr zügig die finale Bewilligung der beiden siebenstelligen Zuschüsse von Seiten der Landeshauptstadt Dresden – die Betriebskosten des Stadions und die Mehrkostenförderung des Trainingszentrums betreffend – auf die unser Verein zwingend angewiesen ist und die in den genannten Planzahlen bereits enthalten sind, herbeizuführen". Diesbezüglich berichtet der 36-Jährige von "sehr guten und partnerschaftlichen Gesprächen mit der Stadt und der Politik". Insgesamt kann in der aktuellen Situation nur auf Sicht gefahren werden: "Wir denken seit März nur noch in unzähligen Szenarien und gefühlt wird jedes erdachte Szenario wöchentlich wieder über den Haufen geworfen. Das macht eine Vorausplanung so gut wie unmöglich. Trotzdem ist es eine Pflicht und Notwendigkeit, um den Verein lenken und steuern zu können."  Eine große Herausforderung, vor der nicht nur Dynamo Dresden steht.

   

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