"Hat uns das Match gekostet": Schiedsrichter-Ärger beim MSV

Innerhalb von zwei Minuten holte der MSV Duisburg am Mittwochabend im Nachholspiel gegen den 1. FC Saarbrücken einen 0:2-Rückstand auf, kassierte dann aber eine fragwürdige rote Karte und gab die Partie in der Nachspielzeit wieder aus der Hand. Der Ärger über den Schiedsrichter war groß.

"Klare Fehlentscheidung"

Mit viel Wut im Bauch waren Trainer Torsten Lieberknecht und Sportdirektor Ivica Grlic nach Spielende auf Schiedsrichter Patrick Glaser zugegangen – doch der lehnte ein Gespräch ab. Was war passiert? Es lief die 81. Minute, als Arne Sicker im Mittelfeld zum Ball ging, dabei das Bein hoch nahm und den heranlaufenden Tobias Jänicke etwas unglücklich auf Becken-Höhe traf. Eigentlich ein normaler Zweikampf und nicht mal ein Foul, doch Schiedsrichter Patrick Glaser zeigte dem MSV-Verteidiger glatt Rot. liga3-online.de-Experte Babak Rafati spricht in seiner Analyse von einer "klaren Fehlentscheidung, bei dieser sauberen Zweikampfführung überhaupt auf Foulspiel und zudem auf eine rote Karte zu entscheiden." Auch Jänicke gestand nach der Partie bei "MagentaSport" ein: "Er trifft mich zwar, aber für mich ist das keine rote Karte. Das tut mir für Duisburg ein Stück weit leid." Für MSV-Kapitän Moritz Stoppelkamp, der nach einer überstandenen Viruserkrankung erstmals in dieser Saison zum Einsatz kam, war es gar "die spielentscheidende Szene. Er spielt klar den Ball, das war nicht mal gestrecktes Bein. Wer weiß, wie das Spiel ausgegangen wäre, wenn wir keine rote Karte gesehen hätten."

Denn nachdem Saarbrücken zunächst mit 2:0 in Führung gegangen war, hatte der MSV nach dem Doppelschlag durch Arnold Budimbu (76.) und Vincent Vermeij (78.) plötzlich Oberwasser. "Wir waren am Drücker und sehr gut drin", haderte Stoppelkamp. Umso ärgerlicher für die Duisburger daher, dass sie anschließend in Unterzahl waren und in der dritten Minute der Nachspielzeit das 2:3 kassierten. "Der Schiedsrichter hat uns definitiv geholfen, Rot war völlig unberechtigt. Ohne die Karte wäre es hinten raus sehr eng geworden", musste auch FCS-Coach Lukas Kwasniok eingestehen, nachdem das Momentum "innerhalb von fünf Minuten" gekippt war. Und während Stoppelkamp dem Unparteiischen in vielen Szenen eine "kleinliche" Spielleitung attestierte, schimpft Grlic auf der MSV-Homepage: "Das Match hat uns am Ende der Schiedsrichter gekostet." Bitter zudem: Dem 0:2 ging ein Handspiel von Marin Sverko voraus, sodass der Treffer nicht hätte zählen dürfen.

"An die eigene Nase fassen"

Doch bei allem Frust über Glaser, der zudem auch Dominik Schmidt wegen Meckerns in der Nachspielzeit mit Gelb-Rot vom Platz stellte, es bei Saarbrückens Nicklas Shipnoski für ein deutlich rüderes Foul als das von Sicker bei Gelb beließ, hielt Trainer Torsten Lieberknecht fest: "Es wäre einfach, die Schuld beim Schiedsrichter zu suchen. Aber wir müssen uns an die eigene Nase fassen." Vor allen mit der Leistung in der ersten Halbzeit zeigte sich der MSV-Coach nicht zufrieden: "In vielen Szenen hatten wir überhaupt keinen Zugriff."

Nach dem 0:2 habe es seine Mannschaft "besser gemacht" und eine "klasse Moral" gezeigt, lobte Lieberknecht. Doch dass Saarbrücken direkt nach dem Ausgleich die große Chance auf die erneute Führung hatte, gefiel dem Übungsleiter nicht: "Das darf uns nicht passieren." Das galt trotz der Unterzahl auch für den Gegentreffer in der Nachspielzeit. So wartet der MSV nun weiter auf den ersten Heimsieg in dieser Saison. "Der FCS spielt eine starke Saison, das muss man anerkennen", wollte Lieberknecht die Niederlage aber nicht allzu schlecht reden – und versuchte, einen "positiven Nebeneffekt" daraus zu ziehen: "So etwas willst du wiedergutmachen. Das wird am nächsten Montag gegen Viktoria Köln sein."

Grlic hofft auf Sicker-Freispruch

Mit Schmidt und Sicker werden jedoch zwei wichtige Abwehrspieler fehlen. Grlic hofft bei Letzterem aber auf einen Freispruch: "Alles andere wäre eine große Überraschung." Doch da es sich um eine Tatsachenentscheidung handelt, dürfte Sicker für ein Spiel gesperrt werden. Dagegen könnte Stoppelkamp schon eine Option für die Startelf sein: "Man hat gesehen, dass er die Leute mitreißen kann", so Lieberknecht. Der 33-Jährige zeigte sich derweil "froh, dass ich wieder spielen durfte und gesund bin – auch, wenn ich noch nicht wieder bei 100 Prozent bin". Die lange Zeit zuhause sei "ätzend" gewesen, "ich bin meiner Frau ein bisschen auf die Nerven gegangen". Am Montag soll er nun der Viktoria auf die Nerven gehen.

   

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