Alles, was ihr zum 11. Spieltag wissen müsst
In freudiger Erwartung blicken wir in Richtung des kommenden Wochenendes. Viele spannende Duelle sowie einer der Ost-Kracher dieser Saison erwarten uns. Da ist es fast zu verschmerzen, dass erneut nicht alle Spiele ausgetragen werden können – das Heimspiel zwischen Meppen und Türkgücü München wurde abgesagt, da nach der Corona-Quarantäne nicht absehbar war, wie viele Spieler am Samstag zur Verfügung gestanden hätten. Hier ist unsere Vorschau auf den 11. Spieltag.
Die Ausgangslage
Es knubbelt sich im Verfolgerfeld von Spitzenreiter 1. FC Saarbrücken: Zwischen dem zweiten Platz, auf dem gerade der TSV 1860 seinen Anker geworfen hat, und dem Elften SC Verl liegen gerade einmal vier Punkte, bis zum Fünfzehnten Halle sind es sechs Zähler. Doch das wird uns die kommenden Wochen und Monate noch begleiten, das Tabellenbild kann sich binnen eines Tages gravierend ändern. Über das verhältnismäßig niedrige Tempo im Aufstiegskampf freut sich nicht nur Aufsteiger FCS, der sich womöglich bald mit dem Thema Durchmarsch beschäftigen kann. Auch alle, die insgesamt eher holprig gestartet sind, haben dadurch bislang kaum Boden verloren, etwa Dynamo Dresden, Wiesbaden und Viktoria Köln.
Der Übergang zum Abstiegskampf ist im Tableau derzeit kaum zu finden. Ab Platz 12 – dem FC Bayern II – sollten sich die meisten Klubs gegenwärtig nach unten orientieren. Dabei gibt es auch dort noch ein Team der Stunde: Der VfB Lübeck empfängt ebenjene Bayern-Reserve am Sonntag mit dem Rückenwind von drei Siegen in Folge. Bis auf einen Abstiegsplatz abgestürzt ist dagegen die SpVgg Unterhaching, die allerdings auch mehrfach von Spielabsagen betroffen war. Dennoch: Um nicht früh in der Saison in ungewohnten Breitengraden der Tabelle stecken zu bleiben, sollte das Heimspiel gegen Viktoria Köln gewonnen werden…
Vier Spiele im Fokus
Klettern die Zebras? MSV Duisburg gegen den SC Verl
Am Rhein bleibt die Lage kompliziert: Duisburg hat nur neun Pünktchen aus zehn Spielen gesammelt und steckt auf einem Abstiegsplatz fest. Klar: Weil auch die anderen Mannschaften eher gemächlich punkten, könnte die Situation mit zwei, drei Siegen ganz schnell sogar nachhaltig entzerrt werden. Doch diese Erfolge fallen auch unter dem neuen Trainer Gino Lettieri nicht vom Himmel. Beim seinem Debüt gegen den Halleschen FC starteten die Zebras unter der Woche furios, stellten dann aber nach und nach das Spielen ein – nur dank der schwachen Chancenverwertung der Gäste hieß es am Ende 0:0. Nun kommt Aufsteiger SC Verl, der am Dienstag sein Nachholspiel gegen Lübeck vergeigt hat. Im Duell der deutsch-italienischen Trainer, Verl wird bekanntlich von Guerino Capretti gecoacht, können wir dabei auf keinerlei historische Daten zurückgreifen: Die beiden Teams begegnen sich zum allerersten Mal.
Shipnoskis besonderer Tag: 1. FC Saarbrücken gegen den SV Wehen Wiesbaden
Hätte der SV Wehen Wiesbaden gewusst, dass Flügelstürmer Nicklas Shipnoski in der 3. Liga zu einem herausragenden Spieler werden könnte – sie hätten ihn nach dem Zweitliga-Abstieg in diesem Sommer wohl nicht so einfach gehen lassen. Aber so ist das manchmal mit dem berühmten Tapetenwechsel, der Wunder bewirken kann: In Saarbrücken ist Shipnoski auf Anhieb zum Leistungsträger geworden. Seine neun Torbeteiligungen in zehn Punktspielen, jeweils zwei waren es bei den jüngsten drei Siegen, trugen maßgeblich zum Höhenflug und zum Bestwert für einen Aufsteiger nach zehn Spieltagen bei. Jetzt würde der 22-Jährige wohl nur zu gerne seinem alten Trainer Rüdiger Rehm zeigen, was in ihm steckt. Ob dessen Mannschaft unterdessen in der Lage ist, die Saarbrücker zu stoppen, hängt stark von der Tagesform ab. Zwischen Spitzenleistungen und defensiven Auflösungserscheinungen bewegt sich der SVWW bislang auf einem sehr schmalen Grat.
Der Ostkracher: Hansa Rostock gegen Dynamo Dresden
Wir haben die Sentimentalitäten bezüglich der fehlenden Zuschauer längere Zeit nicht mehr erwähnt, irgendwie hat man sich wohl auch an die Tristesse der Geisterspiele gewöhnt. Dieses Schicksal aber auch für das Duell zwischen Rostock und Dresden akzeptieren zu müssen, fällt schwer. Es wäre ein Garant für ein ausverkauftes Haus, gerade auch ob der tabellarischen Situation – beide Traditionsvereine mischen im Verfolgerfeld mit und scheinen derzeit auf Augenhöhe zu sein. Dann wären da sicher 3.000 Dynamo-Anhänger, es gäbe Choreographien, geschlossenen Support. Vermissen wir es nicht alle? Kurz zum Sportlichen: Hansa kommt von einem 1:1-Remis aus Halle, hat zuhause noch kein Spiel verloren. Dresden rang 1860 München mit 2:1 nieder, trat in der Fremde bislang aber recht wechselhaft auf. Auch hier wird der Sieg einzig über die Tagesform entschieden.
Landerl plant den vierten Streich: VfB Lübeck gegen den FC Bayern II
Selbst der Kommentator war etwas verdutzt, als Rolf Landerl, der Cheftrainer des VfB Lübeck, beim Stand von 1:1 beim Auswärtsspiel in Verl für die Schlussphase Stürmer für Defensivspieler brachte und klar signalisierte: Wir wollen bis zum Schluss früh angreifen, Fehler provozieren und durchaus auf drei Punkte gehen. Geht das schief, sind Diskussionen vorprogrammiert, geht es gut, wird das berühmte Trainerhändchen in hochkarätigem Gold nachgefertigt. Es ging gut – Lübeck erzielte in letzter Minute das Siegtor, es war der dritte in Folge und stürmte vor ins hintere Mittelfeld. Nun kommt die U23 des FC Bayern, die austesten wird, wie reif die Holsteiner schon geworden sind. Wie so oft hängt die Qualität beim FCB stark davon ab, welche Talente – einige von ihnen waren auf langen Länderspielreisen – überhaupt zum Einsatz kommen.
Die mögliche Überraschung
SpVgg Unterhaching gegen Viktoria Köln
Sie standen bedröppelt da, die Hachinger, als sie sich beim KFC Uerdingen mit 1:3 geschlagen geben mussten. Gut gespielt hatten sie fraglos, effektiv war das Ganze aber nicht – und das wird nicht immer, aber oft bestraft. Unruhe macht sich breit: Zwar hat die Spielvereinigung noch zwei Nachholspiele in petto, aber auf Platz 17 oder tiefer standen sie in der 3. Liga schon lange nicht mehr. Auch für Trainer Arie van Lent ist es nicht der erhoffte Start, doch Linderung ist in Sicht: Stürmer Stephan Hain ist seit dieser Woche wieder voll im Mannschaftstraining dabei. Obwohl der 32-Jährige schon in der Vorsaison von Verletzungen geplagt war, kann – und muss – seine Rückkehr den jungen Spielern in der Offensive einen Schub verleihen, denn gegen Mitfavorit Viktoria Köln täte ein Ausrufezeichen, sprich ein Sieg, ziemlich gut.