Arminia Bielefeld ist zurück auf dem Boden der Tatsachen

Als Anhänger des aufregenden Traditionsvereins Arminia Bielefeld muss man das Wort „Leidenschaft“ allzu häufig auch wörtlich durchleben. Kaum ein Verein hat in der Vergangenheit seine Fans so massiv auf die „emotionale Achterbahn“ geschickt, wie der Verein aus Ostwestfalen. Bundesliga und Oberligajahre wechselten sich ab. Zuletzt sorgte eine finanzielle Fehlkalkulation dafür, dass Arminia innerhalb kürzester Zeit den Weg von der Bundesliga in die 3. Liga antreten musste. Zu Saisonbeginn erlebte man immerhin einen sportlichen Aufschwung und grüßte gar von der Tabellenspitze. Das desillusionierende 0:4 im Westfalenderby bei Preußen Münster hat den Verein jedoch wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt.

Warnschuss nicht gehört

Bis zum neunten Spieltag lief in der aktuellen Saison alles nach Maß. Der DSC stand an der Tabellenspitze und die Träume am Rande des Teutoburger Waldes wurden immer optimistischer. Auch die Fans waren „besoffen vor Glück“, da ihr Team enorme Effizienz mit einer soliden Defensive kombinierte. Die Mischung war ein Aufstiegskandidat, der auch von den Ligakonkurrenten als Solcher respektiert wurde. Vielleicht war man sich im Nachhinein auch ein wenig zu sicher, denn schon die 3:2 Niederlage beim Aufstiegskonkurrenten Spielvereinigung Unterhaching, wo man eine erschreckende Abwehrleistung und fehlende Zielstrebigkeit im Angriff offenbarte, sollte als Warnschuss dienen.

 

Münster-Debakel: War es Übermotivation?

Immerhin passte die Tabellensituation, da man seine Heimspiele gewinnen konnte und auch auswärts mit einer schnörkellosen Spielweise das Punktekonto aufbessern konnte. Vielleicht war auch eine Portion Übermotivation im Spiel, als man am zehnten Spieltag zum Spitzenspiel beim Rivalen Preußen Münster antrat. Dort setzte es eine Niederlage, die mit 0:4 noch glimpflich ausging. Es fehlte auf Arminen-Seite an den Grundtugenden wie Kampf, Einsatz und Zweikampfhärte. Möglicherweise hatte man sich zuviel vorgenommen und verkrampfte auf dem Spielfeld dermaßen, dass man ein willkommener Gegner für Münsters Kicker und ein beliebtes Spottobjekt für die nicht gerade feinfühligen Münsteraner Fans geworden ist. Für DSC-Trainer Stefan Krämer, der als ehrgeizig und überaus akribisch gilt und der es binnen einen Jahres geschafft hat aus dem Tabellenletzten ein Spitzenteam zu formen, war diese Darbietung im altehrwürdigen Preußenstadion schon fast eine persönliche Beleidigung. Dementsprechend forderte er für das folgende Heimspiel gegen den Chemnitzer FC eine Wiedergutmachung seiner Mannschaft für diese überaus trostlose Vorstellung, die einer Bankrotterklärung gleichkam.

 

Verunsicherung in Sicherheit umwandeln

Auch die erwartungsfrohen Bielefelder Fans, die vielleicht durch die fünfjährige Bundesligazeit zwischen 2004 und 2009 etwas verwöhnt gewesen sind, entzogen ihren Kickern die Treue. Die Saison-Minuskulisse von gerade einmal 5.800 Fans im Spiel gegen den sächsischen Traditionsverein kam einem Schock gleich. Immerhin stand man auf einem Aufstiegsplatz und hatte bisher eine formidable Saison absolviert. Sicherlich gab es eine Steigerung im Vergleich zum Münster-Debakel. So wurde im kämpferischen und läuferischen Bereich ein klarer Aufwärtstrend demonstriert. Dies konnte auch Krämer gegenüber der "Neuen Westfälischen" erfreut konstatieren: „Wir mussten die Verunsicherung nach der 0:4 Derbyniederlage wieder in Sicherheit umwandeln, das ist der Mannschaft gelungen.“ Dennoch kann man mit der spielerischen Leistung, wie auch mit dem 0:0 Unentschieden, nicht zufrieden sein, auch wenn der Trainer bewusst versucht positive Elemente aus diesem Spiel hervorzuheben: „Ich möchte nichts schönreden, wir haben aber geduldig gespielt und in der zweiten Halbzeit richtig Druck aufgebaut.“ Und er versucht eine Entschuldigung für die Chancenarmut aus Arminen-Sicht zu finden: „Es war schwierig für uns. Wir durften nicht blind anrennen und dem Gegner Räume bieten. Die Balance, die wir gefunden hatten, war aber in Ordnung.“ Sein Ziel für die kommenden Wochen scheint klar zu sein: „Wir stehen immer noch gut da, das Team muss sich aber weiter stabilisieren.“

 

Suche nach der alten Konstanz

Eine Stabilisierung, die möglichst schnell erfolgen muss, da ansonsten der Aufstiegszug ohne die Arminia abfahren wird. Die Aufstiegskonkurrenz ist in dieser Spielzeit vielzählig und wird gewiss auf schwächelnde Konkurrenten keinerlei Rücksicht nehmen. Für den DSC wird es schon beim kommenden Auswärtsspiel in Darmstadt darum gehen, dass möglichst schnell in die Erfolgsspur zurückgekehrt wird, denn ihre Stärken haben sie in der bisherigen Spielzeit schon hinlänglich unter Beweis stellen können.

FOTO: Benjamin Hanke

   

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