Kommentar: Warum der VfL eine perfekte Woche hinter sich hat
Drei Spiele, drei Siege, Neun Punkte – so lautet die Bilanz des VfL Osnabrück aus der letzten englischen Woche. Eine Ausbeute, die sich sehen lassen kann, da man in allen drei Partien ebenfalls ohne Gegentor blieb und mit bisher nur sieben Gegentreffern die beste Abwehr der gesamten Liga stellt. Dank dem Offenbacher Sieg bei der Spielvereinigung Unterhaching sprangen die Osnabrücker am gestrigen Sonntag aufgrund der besseren Tordifferenz noch auf den zweiten Tabellenrang. Die Formkurve zeigt also deutlich nach oben, die hohen Erwartungen der Fans konnten bisher eindeutig erfüllt werden.
VfL landet Auswärtssieg in Chemnitz
Nach der bitteren Derbyniederlage gegen den Nachbarn aus Münster erreichte die Stimmung rund um die Hasestadt kurzzeitig ihren Tiefpunkt. Die Anhängerschaft war sauer, enttäuscht und ratlos – die Mannschaft wohl ebenfalls. Jedoch hatte sie sich nicht kampflos ergeben und fightete bis zum Schluss um den Ausgleich, ehe Dimitrij Nazarov in der Nachspielzeit die Entscheidung zum 2:0 für die Preußen herbeiführte. Diese Niederlage schmerzte doppelt, aber trotzdem stand eine Woche später bereits die nächste Begegnung für die Niedersachsen an. Mit einem Dreier an der Gellertstraße in Chemnitz hatten wohl die wenigsten gerechnet. Doch das im Vergleich zum Derby etwas umgestellte Team von Trainer ,,Pele" Wollitz setzte in den richtigen Momenten die passenden Akzente und zeigte somit eine Trotzreaktion. Daniel Nagy und Timo Staffeldt sicherten mit ihren Toren den verdienten 2:0 Sieg beim Chemnitzer FC. Einzig und allein die negativen Äußerungen einiger Fans durchkreuzten den erfolgreichen Tag. Laut Wollitz sollen seine Spieler beleidigt worden sein. Dies teilte er auf der Pressekonferenz nach dem Spiel mit.
An der Bremer Brücke eine Macht
Am Mittwochabend gastierte der Tabellenachzehnte aus Darmstadt bei den Lila-Weißen. 8000 Fans sahen eine müde, langweilige und zum Teil spannungslose Partie an der heimischen Bremer Brücke. Bislang konnte man zuhause 12 von 15 möglichen Punkten einfahren; dieser positive Trend sollte sich weiter fortsetzen, da der VfL vor allem unter Flutlicht eine Macht ist. Dank dem fanatischen Publikum raffte sich das Team in den Schlussminuten nochmals auf und ging nach einem langen Abschlag von Torhüter Manuel Riemann durch Marcus Piossek in Führung. Er profitierte von einem Missverständnis in der Abwehr der ,,Lilien". Die Derbyniederlage gegen Münster schien vergessen, die Anhänger feierten ihre Mannschaft ausgelassen für ihren Einsatz. Geschlossenheit, Kampf, Leidenschaft und der unbedingte Wille ein Spiel zu gewinnen – alles typische Attribute für den VfL, die den Ausschlag für den späten Dreier gegeben haben.
Mit Selbstvertrauen nach Rostock
Nun wollte man die englische Woche mit einem dritten Sieg krönen, denn auch Rostock ist trotz ihrer guten Heimbilanz nicht unschlagbar. Rund 300 Fans reisten über 400 Kilometer in die Hansestadt, um die Lila-Weißen zum dritten Sieg zu peitschen. 100.000 schauten vor dem Fernseher der NDR-Liveberichterstattung zu. In der ersten Halbzeit sah es allerdings weniger gut aus und die Hoffnung auf drei Punkte wurden erst einmal eingestellt. Zwar glänzten die Rostocker mit ihrem Auftreten vor 8500 Zuschauern nicht, die besseren Chancen aber hatten sie allemal. Glücklich ging man mit einem 0:0 in die Pause, der große Auftritt sollte in der zweiten Hälfte folgen. Marcus Piossek sorgte in der 52. Minute für die Führung, 13 Minuten später legte Stürmer Adriano Grimaldi mit einem wohl ungewollten Abschluss nach, ehe Piossek nach einem Rostocker Abwehrfehler nochmals zum 3:0 Endstand traf. Die Freude kannte am Ende bei den mitgereisten Osnabrückern keine Grenzen. Alle waren überglücklich und zufrieden, so schien es. Doch Trainer Wollitz übte erneut Kritik an den eigenen Anhängern und griff die Beleidigungen gegenüber seiner Mannschaft in Chemnitz wieder auf. Zum Ärgernis der meisten VfL-Sympathisanten, da es sich nur um eine Minderheit gehandelt hatte. Wollitz aber sprach in der Pressekonferenz von einem ,,brandgefährlichen Umfeld". In Osnabrück dürfe man nicht verlieren.
Es ist einiges möglich
Die etwas überzogenen Aussagen trübten den verdienten Erfolg abermals. Wollitz sollte dieses Thema nicht weiter aufgreifen und durchkauen, da er mit seinen Statements selbst dem Umfeld schadet und die treuen Fans, welche nichts mit diesem Vorfall zutun haben, vergrault. Am Ende überwiegen jedoch die positiven Erinnerungen an die Englische Woche. Der VfL Osnabrück verbesserte sich auf den 2. Tabellenplatz und empfängt am kommenden Freitagabend den SV Wehen Wiesbaden (16.) zum Flutlichtspiel. Hier will man zusammen mit dem Publikum wieder eine Einheit werden und seine Heimbilanz von bisher 5 Heimsiegen ausbauen. An den ersten Spieltagen formulierte Wollitz ein wichtiges Motto: ,,Alles raushauen" war der Schlüssel für den guten Saisonstart. Wenn die Mannschaft dieser Devise im Laufe der Saison immer wieder nachgeht ist für die Lila-Weißen durchaus einiges möglich – und die hohen Erwartungen und Hoffnungen der Fans auf eine Rückkehr in die zweite Bundesliga scheinen machbar.