Wie geht es bei Türkgücü weiter? Drei Szenarien
Auch wenn der Zeitpunkt noch nicht festgelegt ist: Hasan Kivran wird sich als Investor von Türkgücü München zurückziehen – das bestätigte der Verein am Montag. Damit steht der ambitionierte Klub vor einer ungewissen Zukunft. liga3-online.de wirft drei Szenarien auf, wie es weitergehen könnte.
Szenario 1: Neuer Großinvestor übernimmt
Es wäre die Optimallösung für Türkgücü: Ein neuer Investor übernimmt die Anteile von Hasan Kivran (89 Prozent) vollständig und investiert ähnlich wie sein Vorgänger eine Millionen-Summe in den Verein. Solange der Klub in der 3. Liga spielt, wäre das Investment zunächst zwar ein Verlustgeschäft, allerdings könnte Türkgücü an den ambitionierten Plänen, hinter Bayern München die Nummer zwei der Stadt zu werden und bis 2023 in die 2. Bundesliga aufzusteigen, festhalten. Und sobald der Aufstieg geschafft ist, würde der Investor mit dem Verein Geld verdienen. Sollte ein neuer Investor noch im Januar einsteigen, könnte sich Türkgücü weiter verstärken, um vielleicht schon in dieser Saison den Aufstieg anzupeilen. Schließlich beträgt der Rückstand auf den Relegationsplatz nur drei Punkte, zudem hat der Klub noch ein Nachholspiel in der Hinterhand. Spätestens zur neuen Saison dürfte dann der Angriff auf die 2. Liga erfolgen.
Problem: Neben der Mannschaft müsste auch in die Infrastruktur investiert werden – das könnte Investoren abschrecken. Derzeit verfügt Türkgücü weder über ein eigenes Trainingsgelände, noch über ein eigenes Stadion. Beides ist jedoch unabdingbar, um langfristig im Profifußball bestehen zu können.
Szenario 2: Ein kleinerer Investor übernimmt
Dieses Szenario wäre eine Art Mittelweg: Es wird ein neuer Investor gefunden, allerdings übernimmt er Kivrans Anteile nicht vollständig. Damit wäre das Fortbestehen in der 3. Liga zwar gesichert, von den ambitionierten Plänen müsste Türkgücü zumindest vorerst jedoch Abstand nehmen. Das Projekt, einen Migrantenverein im Profifußball zu etablieren, könnte aber fortgeführt werden und sich in den nächsten Jahren aus sich heraus weiterentwickeln. Denkbar wäre auch, dass sich Kivran nicht komplett zurückzieht, sondern einen Teil seiner Anteile behält. Nicht ausgeschlossen zudem, dass in den nächsten Jahren weitere Investoren dazustoßen, um das Ziel 2. Bundesliga zu realisieren.
Problem: Da sich in der 3. Liga kaum Geld verdienen lässt, dürfte es für Investoren wenig reizvoll sein, in einen Klub zu investieren, der nicht den schnellen Aufstieg anpeilt. Hinzukommt die Thematik mit der Infrastruktur.
Szenario 3: Das Projekt scheitert
Ohne Frage ist es der Worst-Case: Sollte kein neuer Geldgeber gefunden werden, droht die Insolvenz. Denn ohne frisches Geld kann Türkgücü die hohen Kosten nicht mehr decken und müsste wohl Spieler verkaufen. Ob der Klub die Saison zu Ende spielen könnte, wäre höchst fraglich. Müsste der Spielbetrieb vorzeitig eingestellt werden, würden sämtliche Partien der Münchner annulliert werden und Türkgücü stünde als erster Absteiger in die Regionalliga fest – ein Horror-Szenario für den ambitionierten Klub. Das Projekt wäre dann endgültig gescheitert. Nicht ausgeschlossen sogar, dass es noch weiter nach unten gehen könnte. Es wäre eine Warnung für alle von Investoren geführten Vereine.
Problem: Sollte Türkgücü den Spielbetrieb tatsächlich einstellen müssen, würde das die 3. Liga gehörig durcheinander wirbeln. Vor allem Rostock, Halle, Uerdingen und Magdeburg wären die großen Verlierer, würden sie doch jeweils drei Punkte verlieren. Gleichzeitig würde es nur drei sportliche Absteiger geben.
Fazit
Wie es bei Türkgücü München weitergeht, ist völlig offen – die Zukunft des Vereins liegt nun vor allem in den Händen von Geschäftsführer Max Kothny. Es wird auf das Verhandlungsgeschick des 24-Jährigen ankommen, ob Türkgücü weiterhin von der 2. Bundesliga träumen darf, oder ob das ambitionierte Projekt ein jähes Ende finden wird. Dabei könnte der Zeitpunkt für die Suche nach einem neuen Investor – inmitten der Corona-Krise – kaum schlechter sein.