Die besten Spiele des Jahres: Platz 3

Auf insgesamt 329 Meisterschaftsspiele – plus einige Partien im DFB-Pokal – kann die 3. Liga im Jahr 2020 zurückblicken. Aus dieser Menge stachen einige Partien aus diversen Gründen ganz besonders hervor: Klare Siege, torreiche Aufeinandertreffen oder emotionale Entscheidungen. Zum Jahresabschluss haben wir sämtliche "Spiele des Jahres" in einer Top20-Bilanz gebündelt. Heute: Platz 3.

Info: Die Plätze 2 und 1 werden in den nächsten Tagen bis zum 31. Dezember veröffentlicht.

Hochspannung vorprogrammiert

Am Ende der Saison 2019/20 erreichten beide ihr Ziel: Die einen stiegen nicht ab, die anderen auf. Doch ohne die Fahrlässigkeit der Braunschweiger hätte Zwickau den Abstieg in die Viertklassigkeit wohl nicht mehr vermeiden können. Was war geschehen an jenem 27. Juni, das den 3:2-Sieg der Zwickauer über den BTSV so besonders machte und ihn auf Platz 3 unserer Spiele des Jahres 2020 hievte? Es wissen nur diejenigen, die den Fernseher nicht zu früh abschalteten…

Vor diesem 36. Spieltag, also drei Runden vor Schluss, haben mehr als drei Viertel der 3. Liga nach einem hochspannenden Jahr immer noch keine Planungssicherheit. Die obersten neun Klubs kämpfen um Meisterschaft und Aufstieg, die letzten acht gegen den Abstieg. Teil der ersten Gruppe ist Eintracht Braunschweig, das angesichts von vier Punkten Vorsprung auf die breite Verfolgergruppe mit einem Auswärtssieg in Sachsen eine Vorentscheidung treffen könnte – und just zuvor mit einem höchst glücklichen 2:1-Erfolg in Chemnitz dem nächsten Gegner FSV sogar noch einen großen Gefallen getan hatte, der in der Endabrechnung noch wichtig wurde. Zwickau selbst hatte dagegen guten Grund, am Boden zu sein. Sie kamen mit einer 1:2-Niederlage aus dem Abstiegskrimi in Münster, hatten dabei sogar geführt und durch einen Last-Minute-Elfmeter der Westfalen doch noch verloren. Urplötzlich war das rettende Ufer drei Punkte entfernt, und der Druck immens vor jenem 36. Spieltag.

Wie so oft in der Zeit nach dem Restart spielte der BTSV effektiv, aber nicht unbedingt aufstiegstauglich. Martin Kobylanski (45.) und Elias Huth (75.) hatten für den gerechten 1:1-Zwischenstand gesorgt, bis dato war es ein ganz normales Drittliga-Spiel mit guten Phasen für beide Mannschaften – alles andere als hochklassig, aber dramaturgisch enorm reizvoll. Während den Spielern mit zunehmender Dauer der strapaziöse Frühsommer mit reihenweisen Englischen Wochen anzumerken war, zappten manche Fans nervös durch die Konferenz: Wie steht es auf den anderen Plätzen, was machen die Kontrahenten? Die Schlussphase brach an, zwischenzeitlich hatten die Gäste etwas mehr vom Spiel, dann drängte wieder Zwickau. Doch am 1:1 änderte sich lange nichts, und Braunschweig hätte damit wohl noch besser, aber auch nicht wirklich gut leben können.

Drei Tore nach 90. Minute

Die 90. Minute war bereits angebrochen, als Yari Otto den 2:1-Siegtreffer für die Eintracht erzielte – Blau-Gelb hatte die Gastgeber über den früheren Zwickauer Marcel Bär mustergültig ausgekontert und Otto kaltschnäuzig versenkt. Der Siegtreffer? Von wegen! Denn Zwickau konterte über eine Flanke von der linken Seite des eingewechselten Can Coskun – der auf die gleiche Art und Weise schon das 1:1 vorbereitet hatte – die Torhüter Marcel Engelhardt noch abwehrte. Doch gegen den zweiten Anlauf von Elias Huth war er machtlos (90. +1). Huth versuchte zu jubeln, so wirklich gelang es ihm aber nicht. Er wusste wie alle Mitspieler, dass nur ein Sieg die FSV-Chancen auf den Ligaverbleib deutlich verbessern würde.

Zum Glück hatte Zwickau Coskun. Der hatte nach seiner zweiten guten Aktion noch nicht genug, wirbelte in der vierten Minute der Nachspielzeit nochmals an zwei BTSV-Verteidigern vorbei und schlug eine dritte scharfe Hereingabe in den Sechzehner. Manchen war nun wohl klar, was in den nächsten Sekundenbruchteilen passieren würde: Morris Schröter stieg am höchsten, traf den Ball trotz leichter Rücklage perfekt mit dem Kopf und drückte diesen ins lange Eck – der FSV Zwickau hatte ein verloren geglaubtes Spiel noch gedreht. Wir waren und sind von dieser 3. Liga ja vieles gewöhnt und auf fast alles vorbereitet. Aber drei Tore ab der 90. Minute? Das gab es in der Drittliga-Historie noch nie.

   

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