Prognose zur restlichen Saison #3: Die Spitzenteams

Alles läuft ein wenig anders in diesem kurzen Winter. Die Hinrunde ist noch nicht vorbei, viele Nachholspiele müssen noch absolviert werden. liga3-online.de schaut dennoch wie in den vergangenen Jahren kurz und knackig auf die bisherige Saison aller 20 Vereine und gibt eine Prognose für 2021 ab. Den Abschluss machen heute die sieben höchstplatzierten Klubs inklusive des Wintermeisters.

Ausgangslage: Es gab nicht viele Gründe, den SC Verl vor der Saison in der Drittliga-Stecktabelle auf einen Nicht-Abstiegsplatz zu setzen – außer, dass es in der 3. Liga eigentlich immer anders kommt, als man vorher erwartet. So auch im Falle der ostwestfälischen Kleinstadt, denn Verl wurde unterschätzt. Gekommen aus der starken Regionalliga West, hat sich der Verein in seiner Premierensaison auf nationaler Ebene sofort etabliert und diverse Favoriten geärgert. Der Fußball, den der Sportclub zeigt, ist mutig und frech, an die Mannschaft kommt so schnell nichts heran, sie ist eine Einheit – selbst ein alter Recke wie Torjäger Zlatko Janjic ist alles andere als ein Star in der Kabine, sondern schlicht begeistert von der vielleicht letzten Mission seiner Karriere und hochmotiviert, die jungen Wilden mitzuziehen. Mit Erfolg: Trotz zwei Niederlagen zum Jahresende ist Verl in guter Position, hat zudem weniger Spiele absolviert als alle Höherplatzierten. Eine gute Basis, um weiter zu überraschen.

Prognose: Platz 7-10. Sollte es für Verl im Saisonverlauf doch noch einige Plätze heruntergehen, wird das in Westfalen keinen ärgern. Erstes Ziel sollten 45 Punkte und der Klassenerhalt sein, alles darüber ist Bonus. Wir trauen dem SCV nach dem bisher Gezeigten aber durchaus zu, seine Platzierung halten zu können.

 

Ausgangslage: Immer was los beim SVWW: Mit 57 Toren in 17 Spielen sind bei der Mannschaft von Rüdiger Rehm bislang schon einige Spektakel gesichtet worden, die einen endeten positiv (4:0 in Uerdingen, 4:2 gegen Lübeck), die anderen negativ (1:4 in Duisburg, 1:4 in Ingolstadt). Insgesamt ist Wehen Wiesbaden nach dem sofortigen Wiederabstieg aus der 2. Bundesliga gut angekommen, hat sich in Stellung gebracht für die Rückserie und ist mit starker Qualität ausgestattet. Auch das Festhalten an Trainer Rehm könnte sich noch auszahlen. Mit Stürmer Maurice Malone und dem variablen Defensivspieler Jakov Medic zählen zwei ausgeliehene Profis zu den Leistungsträgern. Welche Mittel Wiesbaden zur Verfügung stehen, zeigte auch die Verpflichtung des erfahrenen Österreichers Dominik Prokop im Dezember – der zuvor vereinslose Flügelspieler zahlte es sogleich mit zwei Toren zurück. Auch Lucas Brumme (BFC Dynamo) und Gustaf Nilsson (BK Häcken) verstärken das Team nun.

Prognose: Prognose: Platz 2-6. Wehen Wiesbaden ist ein klarer Kandidat für den Aufstieg, muss dafür aber seine Defensivarbeit (27 Gegentore) verbessern. Qualitativ liegen sie mit Dresden und Ingolstadt in der 3. Liga bereits ganz weit vorn.

 

Ausgangslage: Der Abschluss des Jahres war versöhnlich, die Platzierung ist es auch: Hansa Rostock kann das Jahr 2020 mit grundsätzlicher Zufriedenheit abhaken – mehr aber auch nicht. Zu inkonstant waren die Leistungen: Ein goldener Oktober mit dem grandiosen 5:1 über Viktoria Köln, auf das – typisch Hansa – vier sieglose Spiele folgten. Auch im Dezember gab es eine solche Schwächephase, dieses Mal mit drei Nullrunden nacheinander. Nur das 2:0 in Zwickau verhinderte Katerstimmung unter dem Tannenbaum. Die ist ob des Kreuzbandrisses des offensiven Aktivpostens Maurice Litka ohnehin da. Mit den Transfers von Lion Lauberbach (Holstein Kiel) und Simon Rhein (1. FC Nürnberg) wurde der dünne Kader verstärkt, weitere Transfers scheinen möglich. Trainer Jens Härtel, der fest im Sattel sitzt, soll im Frühjahr zudem seinen auslaufenden Vertrag verlängern.

Prognose: Platz 3-6. Reicht es in diesem Jahr für ganz oben? Gerade in den Spitzenspielen mit der direkten Konkurrenz zog Rostock gegen Saarbrücken, Dresden, Ingolstadt und Wiesbaden reihenweise den Kürzeren. Vielleicht ist das Potenzial also begrenzt. Wir trauen der Kogge das obere Drittel zu, für die ersten drei Ränge aber muss eine besondere Rückserie her.

 

Ausgangslage: Wir betitelten den FCS schon im Vorfeld dieser Saison als keinen ganz normalen Aufsteiger, und genau das bestätigten uns die Südwestdeutschen von September bis November mit tollen Leistungen. Klar: Auch das Quäntchen Spielglück wusste der euphorisierte Liganeuling auf seiner Seite, erzwang ein ums andere Mal in letzter Sekunde wichtige Treffer. Mit gezielten Verstärkungen in Verteidigung und Offensive, von denen sich gerade Nicklas Shipnoski mit neun Toren und sechs Vorlagen in den Vordergrund gespielt hat, gelang die sofortige Adaption an die 3. Liga, über längere Zeit grüßte Saarbrücken sogar von der Spitze. Doch seit Mitte November oder sechs Pflichtspielen warten die Blau-Schwarzen nun auf ein Erfolgserlebnis. Perspektivisch soll im Ludwigspark Bundesliga-Fußball geboten werden – im Winter steht aber statt Transfers zunächst einmal eine Kader-Verkleinerung ins Haus. Sechs Spieler wurden aussortiert, Mergim Fejzullahu ist bereits weg. Neu hinzukommen ist Stürmer Julian Günther-Schmidt, den Kwasniok noch aus Jena kennt.

Prognose: Platz 3-7. Der 1. FC Saarbrücken wird uns noch manches Mal mit feinem Fußball verwöhnen und seine Ergebniskrise nicht bis in alle Ewigkeit fortsetzen. In einer perfekten Rückrunde halten wir es für möglich, dass sich der FCS bis zum Saisonende im Verfolgerfeld hält – und vielleicht, analog zu Jahn Regensburg vor einigen Jahren, für eine Überraschung sorgt.

 

Ausgangslage: Kein Wunder, dass Sascha Mölders noch Bock aufs Kicken hat und sein Karriereende wohl frühestens für das Jahr 2022 plant: Der bald 36-Jährige ist Toptorjäger der 3. Liga (zwölf Treffer) und maßgeblich dafür verantwortlich, dass die Löwen aus seiner neuen Heimat München ordentliche Chancen auf die Zweitliga-Rückkehr haben. Was wäre das für eine Genugtuung für ihn, der 2017 den bitteren Abstieg aus der 2. Bundesliga und den direkten Absturz in die Regionalliga miterlebt hat. Bitter ist derzeit vor allem, dass noch nicht ein Löwen-Fan bei der tollen Hinrunde dabei sein durfte, nicht live miterleben konnte, wie diese Mannschaft füreinander kämpft, nie aufsteckt und immer wieder in der Lage ist, Feuerwerke abzubrennen.

Prognose: Platz 2-5. 35:19 Tore, ein solches Torverhältnis weist kein Konkurrent auf. Und selbst wenn Sechzig nominell nicht der Topfavorit sein mag, so lassen die gezeigten Auftritte nur einen Schluss zu: An der Grünwalder Straße geht es 2021 um den Aufstieg. Und womöglich wird der Teamgeist noch zur entscheidenden Stärke. Zudem wurde der Kader mit Merveille Biankadi auch qualitativ verstärkt.

 

Ausgangslage: In Ingolstadt geht man das ganze Unterfangen sachlich an. Platz 2 – das entspricht den Erwartungen des gut gestellten Vorjahres-Absteigers, dessen Plan es nicht ist, dauerhaft in der 3. Liga zu versacken. Auf Kurs gekommen ist man eher selten furios, sondern ganz dosiert, oft mit knappen Siegen, die aber auch nicht unverdient waren. Nicht zu unterschätzen ist, dass beim FCI defensiv jüngst das letzte Aufgebot auflief, er hatte mit einigen Verletzten zu kämpfen. Außersportlich gab Ingolstadt unterdessen nicht immer ein gutes Bild ab. In Erinnerung blieb etwa der unrühmliche Auftritt in Kaiserslautern, als sich Dominik Schad einen Beinbruch zuzog. Trainer Tomas Oral verzichtete zunächst auf Worte zur Genesung und diskutierte über die Schiedsrichterleistung, Sportchef Michael Henke ließ sich gar zu einem kleinen Tritt gegen FCK-Coach Jeff Saibene – vormals Ingolstädter Übungsleiter – hinreißen.

Prognose: Platz 2-5. Restlos überzeugt sind wir noch nicht von der Zweitligatauglichkeit des FCI, das Potenzial ist aber sehr wohl da. Wahrscheinlich wird es hinter Dynamo Dresden um den verbleibenden direkten Aufstiegsplatz gehen. Den kann Ingolstadt erreichen – und sollte das auch, zu präsent ist noch die Erinnerung an das Relegations-Drama gegen Nürnberg im Sommer 2020.

 

Ausgangslage: 35 Punkte! Als Einziger knackt Dynamo Dresden nach 17 Spieltagen den Zwei-Punkte-Schnitt, hat schon stolze acht Zähler Vorsprung auf Platz 3, wobei dieser Wert aufgrund von Nachholspielen noch nicht maximal präzise ist. Die Sachsen sind bisher vielleicht nicht ganz so dominant wie in der Saison 2015/16, als sie zum Jahreswechsel bereits elf Punkte vor dem Dritten Erzgebirge Aue führten. Es brauchte ja auch Anlaufzeit, man erinnere sich an eine Phase zwischen Oktober und November, die Spiele gegen Zwickau (1:2), Ingolstadt (0:1) und Saarbrücken (1:2). Dann aber drehte das Team von Trainer Markus Kauczinski auf, holte 22 von 24 möglichen Punkten im Jahresendspurt und überzeugte immer wieder als funktionierendes Kollektiv. Tatsächlich wäre es vermessen, an dieser Stelle ein oder zwei Profis hervorzuheben. Diese Form des Unterschiedsspielers hatte Dynamo bislang nicht – und brauchte ihn auch (noch) nicht.

Prognose: Platz 1-2. Die ersten Startschwierigkeiten sind beseitigt, danach war Dresden sehr souverän unterwegs und hat sich ein ordentliches Polster aufgebaut. Wir sind keine Schwarzmaler, daher gibt es absolut keinen Grund, der SGD nicht die allerbesten Chancen auf die direkte Rückkehr in die 2. Bundesliga zuzutrauen.

   

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