Verls irre Schlussphase: "Haben einen riesen Berg versetzt"
Was für ein Spiel! In einer verrückten Schlussphase mit drei Toren binnen fünf Minuten sicherte sich der SC Verl am Dienstagabend einen 4:3-Auswärtssieg bei der SpVgg Unterhaching. Siegtorschütze Berkan Taz war vom späteren Erfolg aber nicht überrascht.
"Habe an uns geglaubt"
In diesem Moment entluden sich die Emotionen: Berkan Taz rutschte auf den Knien mit geballten Fäusten Richtung Eckfahne vor dem leeren Gästeblock, ehe er von Mitspieler Matthias Haeder in die Höhe gereckt wurde. Bei der Auswechselbank des SC Verl hielt es ohnehin keinen mehr auf seinem Sitz. Dieser späte, aber spielentscheidende Treffer zum 4:3 in der Schlussminute wurde heftig, aber kurz bejubelt. Das Spiel war schließlich noch nicht zu Ende.
Doch die Gäste aus Verl überstanden auch die Nachspielzeit und gewannen Dank einer irren Aufholjagd bei der SpVgg Unterhaching. Binnen fünf Minuten hatten Kasim Rabihic (85.), Hachings Kapitän Markus Schwabl mit einem Eigentor (88.) und Taz (90.) einen 1:3-Rückstand zum Auswärtserfolg gedreht. Es war der pure Wahnsinn! "Um ehrlich zu sein: Ich habe damit gerechnet. Ich habe an uns geglaubt", sagte der Siegtorschütze nach der verrückten Schlussphase – noch immer voller Adrenalin – bei "MagentaSport", dass er vom Spielausgang nicht überrascht gewesen sei. "Das war Emotion pur", schilderte er die entscheidenden Momente.
Tore wochenlang trainiert
Dabei hätte die SpVgg Unterhaching die Partie nur wenige Augenblicke vor dem 2:3-Anschluss entscheiden können, doch SC-Schlussmann Robin Brüseke parierte einen Abschluss von Moritz Heinrich stark (85.). "Das war gut gehalten, beim 1:4 wäre das Spiel durch gewesen", wusste auch Verl-Trainer Guerino Capretti. Doch statt der Entscheidung für Unterhaching fiel der Anschluss. "Die Jungs haben nach dem 1:3 den Kopf hängen lassen. Aber mit dem Anschluss haben sie dann gesagt: alles oder nichts", meinte Capretti.
Diese Entscheidung wurde am Ende belohnt. "Wenn man will, kann man Berge versetzen, heute haben wir einen riesen Berg versetzt", so der Deutsch-Italiener. Der 38-Jährige lobte neben der Moral ("Die Mannschaft glaubt an sich, fightet bis zum Schluss.") auch die Effizienz vor dem gegnerischen Tor: "Dass wir dann mit drei Angriffen auch drei Tore machen ist super." Die Treffer fielen jedoch nicht aus wilden, planlosen Angriffen heraus, sondern waren das Ergebnis und die Belohnung für gute Trainingsarbeit. Bälle auf die Außen, die dann punktgenau in den Strafraum gespielt werden, seien "Schwerpunkte in den letzten Wochen" gewesen, so Capretti.
Knapp hinter Aufstiegsplatz
Mit 28 Punkten aus 17 Partien steht der Aufsteiger in der Tabelle weiter fantastisch da, liegt mit einem Spiel weniger nur zwei Zähler hinter dem Relegationsplatz. Auf das Thema zweiter Aufstieg in Folge wollte der Trainer nicht eingehen. Sicherlich auch, weil er noch genügend Schwachstellen bei seinem Team erkannt hat. "Wir hatten Schwierigkeiten gegen den Ball, Unterhaching hat das gut gemacht." Die Folge waren die Gegentreffer durch Lasse Jürgensen (41./Eigentor), Patrick Hasenhüttl (58.) und Moritz Heinrich (75.). Für Verl hatte Lars Ritzka zum zwischenzeitlichen 1:1 getroffen (45.). Da hatte noch niemand mit dem wahnsinnigen Ende gerechnet.