Saisonreport 19/20: Rekorderträge, aber auch Rekordverluste
Mit durchschnittlich 10,8 Millionen Euro haben die Erträge der Drittligisten in der Saison 2019/20 trotz Corona einen neuen Höchststand in der Geschichte der 3. Liga erreicht. Da gleichzeitig aber auch die Aufwendungen gestiegen sind, verbuchten die Klubs erneut einen Rekordverlust. Das geht aus dem am Donnerstag veröffentlichten Saisonreport des DFB hervor.
Gesteigerte Erlöse
Keine Frage: Die Corona-Pandemie hat die Vereine in der Endphase der vergangenen Spielzeit stark getroffen. Dennoch erwirtschafteten die Klubs (Bayern II stets ausgenommen) in der Saison 2019/20 insgesamt 205 Millionen Euro – und damit trotz Corona fast genau so viel wie in der Spielzeit zuvor (207 Millionen Euro). Zwei Gründe dafür: Zum einen sind die Sponsoringerlöse im Vergleich zur Vorsaison um durchschnittlich 600.000 Euro gestiegen, auch bei den Transfereinnahmen verzeichneten die Klubs eine Steigerung um 200.000 Euro.
Durchschnittlich hat jeder Verein einen Erlös von 10,8 Millionen Euro verbucht – ein neuer Rekord in der Drittliga-Geschichte. Das ist vor allem deswegen bemerkenswert, weil die letzten elf Spieltage ohne Zuschauer ausgetragen werden mussten. Mit durchschnittlich 1,873 Millionen Euro pro Klub bewegte sich der Erlös aus dem Spielertrag in etwa auf dem Niveau des Vorjahres (1,89 Millionen Euro). Ein Grund: Vor Corona lagen die Zuschauerzahlen auf Rekordkurs (rund 8.700) und haben am Saisonende trotz der Pandemie den vierthöchsten Wert in der Geschichte erreicht. Insgesamt haben sich die Erträge der Drittligisten seit der Saison 2008/09 fast verdoppelt.
Durchschnittlich 1,6 Millionen Euro Verlust
Weil in der vergangenen Saison allerdings auch die Aufwendungen der Klubs mit insgesamt 235,6 Millionen Euro und durchschnittlich 12,4 Millionen Euro pro Klub einen neuen Negativrekord erreicht haben (in der Saison 2018/19 waren es 234 Millionen Euro und im Schnitt 11,7 Millionen Euro), verzeichneten die Drittligisten im Schnitt einen Verlust von 1,61 Millionen Euro – ebenfalls ein neuer Höchstwert. Im Vergleich zur Saison davor ist der durchschnittliche Verlust um knapp 100.000 Euro angestiegen. "Dieser Trend stimmt bedenklich, weil Verluste auf Dauer schwer aufzufangen sind", so Manuel Hartmann, DFB-Abteilungsleiter Spielbetrieb Ligen und Wettbewerbe, bei einer Medienrunde am Donnerstag.
Größter Posten sind die Aufwendungen für den Spielbetrieb, die 34 Prozent des Gesamtaufwands ausmachen. Im Schnitt gab jeder Verein 4,2 Millionen Euro für seinen Kader (Spieler, Trainer, Funktionsteam) aus – ebenfalls ein neuer Höchstwert. Nur sechs von 19 Klubs (ohne FC Bayern II) erzielten in der abgelaufenen Saison einen Gewinn (in der Saison davor waren es 7), gleich 13 Vereine mussten einen Verlust hinnehmen. Dafür verfügten zwölf von 19 Klubs (ebenfalls ohne Berücksichtigung von Bayern München II) zum Stichtag 31. Dezember 2019 über ein positives Eigenkapital. Damit war der Durchschnitt (1,1 Millionen Euro) zum ersten Mal in der 3. Liga positiv. Hartmann sprach diesbezüglich von einem "Meilenstein". Als "positiven Trend" bezeichnete er indes die Tatsache, dass die Vereine in der vergangenen Saison rund 14 Millionen Euro in die Nachwuchsförderung investiert haben.
TV-Reichweiten deutlich gestiegen
Die Förderung der Jugend hat sich auch Haching-Präsident Manfred Schwabl auf die Fahne geschrieben. Als Mitglied im Ausschuss 3. Liga und der Task Force 3. Liga will er sich für eine Erhöhung der Gelder aus dem Nachwuchstopf einsetzen. Bisher schüttet der DFB jedes Jahr rund drei Millionen Euro aus, Schwabl hofft langfristig auf 30 Millionen Euro und kündigt an, dass bei der Spielvereinigung künftig 80 Prozent der Akteure aus dem eigenen Nachwuchs kommen sollen. Auch für die Erhöhung der Zahlungen aus dem Financial-Fair-Play will Schwabl sich einsetzen. Insgesamt sei die Entwicklung der 3. Liga laut Schwabl "brutal nach oben gegangen". Auch Ausschuss-Vorsitzender Tom Eilers sieht die 3. Liga trotz der angespannten wirtschaftlichen Lage "weiter auf Wachtumskurs". Die Liga habe sich etabliert und werde von Fans und Geldgebern anerkannt.
Das zeigt sich auch an den TV-Reichweiten: Allein im Free-TV waren in der letzten Saison rund 760 Millionen Zuschauer dabei – eine Steigerung von 50 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. Pro Spieltag verfolgten im Schnitt knapp eine Million Interessierte (995.000) das Livegeschehen in der 3. Liga an den Bildschirmen – ein neuer Rekord. Mit 1,56 Millionen Zuschauern bei der ARD-Übertragung des Spiels zwischen dem 1. FC Magdeburg und Eintracht Braunschweig am 1. Spieltag wurde ebenfalls eine neue Bestmarke verzeichnet. Die längste Beitragsdauer verzeichnete der 1. FC Kaiserslautern (66 Stunden), bei der Reichweite lag der Hallesche FC an der Spitze (193 Millionen).
Trend "nicht der beste"
Für die laufende Saison konnte der DFB noch keine genauen Zahlen nennen, allerdings sei der Trend laut Hartmann "nicht der beste". Allein aufgrund der weitgehend ausbleibenden Zuschauereinnahmen, die in der vergangenen Saison einen Anteil von 17 Prozent ausgemacht hatten, werden die Erträge zurückgehen. Zwar wurden mancherorts auch Einsparungen vorgenommen, insgesamt dürften aber viele Klubs die Saison mit roten Zahlen abschließen. Entsprechend zeigte sich Hartmann in Sorge, dass eine "negative Entwicklung" zu erwarten sei. Im Rahmen der Nachlizenzierung musste derweil knapp die Hälfte der Klubs eine Finanzlücke schließen – eine Anzahl, die sich aber in etwa an den Vorjahren orientiere. Der Großteil der Klubs habe den Nachweis bereits erbracht, die übrigen Vereine müssen das bis zum heutigen Donnerstag tun.
Unterdessen wurden am Hygienekonzept "zwei, drei kleinere Anpassungen vorgenommen", berichtete Hartmann. "Wir müssen schauen, dass wir das Thema Absagen besser in den Griff bekommen – auch mit Blick auf das Saisonende." Die Anpassungen umfassen Empfehlungen wie das Tragen von FFP2-Masken in Bussen sowie eine Checkliste, um bei Infektionen die letzten 48 Stunden nachweisen zu können. Das Ziel: Weniger Mannschaftsquarantänen und damit weniger Spielausfälle. Bislang mussten 21 Partien corona-bedingt abgesagt werden, nur vier Nachholspiele sind aber noch offen. Wann die Fans zurück in die Stadien können, ist derweil noch offen. Hartmann zeigte sich aber "optimistisch", dass es "Richtung Frühjahr" klappen könnte. Bis alles so wird, wie vor Corona dürfte es aber noch dauern.