Regionalliga-Report: Wie viel Aufstiegsreife haben Kölner Teams?
An der Tabellenspitze der Regionalliga-West spricht man "kölsch". Mit dem Tabellenführer FC Viktoria und dem Verfolger SC Fortuna stehen gleich zwei Kölner Teams an der Tabellenspitze, die sportliche Qualität aufgrund von wirtschaftlicher Möglichkeiten und einem schlüssigen Konzept kombiniert haben. liga-3-online.de geht der Frage nach, inwieweit ein Aufstieg in die 3. Liga für beide Teams realistisch erscheint.
Hohe Kaderqualiät
Der Saisonstart des Regionalliga-Aufsteiger FC Viktoria Köln war überaus beeindruckend. Acht Siege in den ersten acht Begegnungen waren Beleg für die sportliche Stärke dieses Vereins, der ehemalige Profis wie Mariusz Kukielka, Giovanni Federico, Michael Gardawski, Alexander Voigt, Mike Wunderlich oder auch Aziz Bouhaddouz in seinen Reihen hat. Ein Trumpf, der sich in den ersten Partien als unschlagbar für die viertklassige Konkurrenz erwiesen hat. Spielerisch und taktisch war das Team von Trainer Heiko Scholz extrem gut geschult. Ein Durchmarsch bis in die Drittklassigkeit schien nur eine Frage der Zeit zu sein, da die Qualität dieses rechtsrheinischen Kölner Vereins exorbitant gewesen ist.
Kleine, sportliche Krise zuletzt
Das Selbstbewusstsein war bei den Kickern aus Köln-Höhenberg enorm, da es keine großen Schwachpunkte im Spiel des erst 2010 gegründeten Vereins gab, den es jedoch etwas überraschend am neunten Spieltag im Heimspiel gegen die Zweivertretung des VfL Bochum erwischt hat. Durch einen Gästetreffer zwei Minuten vor Spielende musste die ersten Heimniederlage verkraftet werden. Die Zweite ließ nicht allzu lange auf sich warten, denn bereits einen Spieltag später wurde im Auswärtsspiel beim Verfolger Wuppertaler SV ein glückliches 2:2-Unentschieden erreicht. Die Leistung war für einen Zähler eigentlich nicht ausreichend und auch der spielerische Vortrag beim jüngsten 3:1-Ligasieg gegen die Sportfreunde Lotte konnte die immer zahlreicher in den Sportpark Höhenberg pilgernden Zuschauer nicht so richtig erwärmen.
Hervorragende Möglichkeiten in Höhenberg
Ein möglicher Aufstieg in die 3. Liga ist aber auch weiterhin sehr realistisch. Zum einen steht man auch weiterhin mit 28 Zählern nach neun Spieltagen unangefochten an der Tabellenspitze. Der Stadtrivale SC Fortuna Köln liegt mit zwei Zählern dahinter. Zum anderen sollte die bereits angesprochene enorme Qualität im Kader berücksichtigt werden. Was enorm wichtig erscheint, ist die Tatsache, dass auch die Vereinsführung dieses Projekt mitgestaltet. Der finanziell potente Investor Franz-Josef Wernze hat die wirtschaftlichen Möglichkeiten, um die Infrastruktur zu verbessern. Es fällt auf, dass dieser „schlafende Riese“ ein Konzept hat, welches auch mit Leben gefüllt wird. Die Voraussetzung für eine erfolgreiche Umsetzung im sportlichen Sektor sind außerordentlich vielversprechend. Trainer Scholz äußert sich gegenüber dem "Express" stolz über seine Kicker: „Wir haben eine sehr gute Mannschaft, die auch eine echte Mannschaft ist. Hier meckert keiner, wenn er hinten dran steht.“ Vor allem die Spielstärke könnte sich als echter Aufstiegstrumpf erweisen.
Fortuna und das Schattendasein
Stadtrivale SC Fortuna Köln steht häufig im Schatten eines scheinbar übermächtigen Konkurrenten aus der eigenen Stadt. In der Vergangenheit war es der 1. FC Köln, der noch zu glorreichen Bundesligazeiten den Rivalen aus der Südstadt die Aufmerksamkeit gestohlen hatte. Lange Zeit war man der Spitzenreiter der ewigen Tabelle der 2. Bundesliga, weil man ab der Saison 1974 bis 2000 ununterbrochen stattliche 26 Jahre lang dem Unterhaus des deutschen Fußballs angehört hatte. Nun steht man nach einer guten Saison auf dem zweiten Tabellenplatz und versucht den wirtschaftlich mächtigeren Rivalen aus dem rechtsrheinischen Teil von Köln zu jagen. Nach zwölf Spieltagen hat das Team von Coach Uwe Koschinat 25 Zähler geholt und liegt damit drei Punkte hinter der Viktoria. Nun wird es in den nächsten Wochen darum gehen, dass man am Erzrivalen dranbleibt und zugleich den Abstand zu den hartnäckigen Verfolgern aus Siegen, Essen und Wuppertal zu wahren. Der Aufstiegskampf in der Regionalliga West wird zweifelsfrei ein Kampf zwischen den Traditionsvereinen werden.
Gute Mischung
Auch die Fortuna hat einen für Regionalligaverhältnisse gut besetzten Kader mit Akteuren wie Mitja Schäfer, Dominique Ndjeng, Michael Lejan, Massimo Cannizzaro und Fabian Montabell, die allesamt ihre Qualitäten auch schon höherklassig unter Beweis stellen konnten. Kämpferisch kann das Team aus dem Kölner Südstadion durch die robusten Abwehrspieler meist überzeugen und auch spielerisch bieten die Offensivkräfte zahlreiche Möglichkeiten, die die überschaubaren Zuschauer in Begeisterungsstürme versetzen kann.
Ärger über unnötige Niederlage
Es muss noch mehr Konstanz in die Leistungen, damit so Leistungen wie bei der Pleite gegen Fortuna Düsseldorf II nicht mehr allzu häufig vorkommen. Über die völlig unnötige Niederlage gegen den Außenseiter klagte Fortunen-Boss Klaus Ulonska im "Express": „Ich bin am Boden zerstört, denn dieses Spiel hätten wir niemals verlieren dürfen. Wir machen hinten einen Fehler und der wird direkt bestraft. Das ist wirklich bitter.“ Wenn auf die eigene Stärke gesetzt wird, dann ist mit den Fortunen durchaus zu rechnen, dass sie ein gewichtiges Wörtchen im Aufstiegskampf mitreden können. Auch die wirtschaftlichen Möglichkeiten können dem Traditionsverein in der Winterpause ermöglichen, dass bei Bedarf sinnvolle Verstärkungen geholt werden könnten.
