Janjic im Interview: "Wollen uns oben festbeißen"

Im Interview mit liga3-online.de spricht Verls Routinier Zlatko Janjic über die starke Saison des Aufsteigers, seine starke Scorer-Bilanz, die Lage bei seinem Ex-Klub MSV Duisburg und ein Jubiläumsspiel am Samstag gegen Wehen Wiesbaden.
"Der Wille ist wichtiger als das Alter"
liga3-online.de: Am Dienstagabend gab es für Verl ein 1:1 gegen den FSV Zwickau. Ihr Trainer Guerino Capretti war danach unzufrieden. Können Sie ihn verstehen, Herr Janjic?
Zlatko Janjic: Absolut. Wir haben nicht so gespielt, wie wir uns das vorstellen. Es waren deutlich zu viele lange Bälle dabei. Unser Anspruch an uns selbst ist ein anderer.
Die Hinrunde schlossen Sie auf Platz fünf ab – als Aufsteiger ein starkes Zwischenergebnis. Allerdings gewann Verl von den zurückliegenden sieben Begegnungen bloß eine. Was überwiegt derzeit – die Freude über die starke Saison oder der Ärger über die vielen Spiele ohne Sieg?
Es herrschen aktuell gemischte Gefühle. In erster Linie sind wir froh, dass wir in der Tabelle so gut dastehen. Allerdings ist auch eine gewisse Enttäuschung über einige der vergangenen Ergebnisse vorhanden. Wir haben noch viel Luft nach oben und wollen am Samstag gegen Wehen Wiesbaden endlich wieder einen Dreier einfahren.
Sie kicken seit August 2019 für Verl, stiegen mit den Ostwestfalen direkt in die 3. Liga auf. Mal Hand aufs Herz: Hätten Sie bei Ihrem Wechsel gedacht, dass Sie überhaupt noch einmal in der 3. Liga kicken werden?
Nein. Eine Rückkehr in die 3. Liga war auch nicht der Plan. Mit meinem Wechsel von Großaspach nach Verl hatte ich grundsätzlich erst einmal mit dem Profifußball abgeschlossen. Aber ich will natürlich immer und überall das Maximum herausholen. Und schon in den ersten Wochen in Verl habe ich gemerkt, dass wir das Zeug haben, um den Aufstieg mitzuspielen. Dass wir das dann am Ende auch geschafft haben, war natürlich ein Riesending – vor allem für den Verein, aber auch für mich persönlich.
Dass Sie es mit 34 Jahren immer noch drauf haben, beweisen Sie regelmäßig. Mit neun Treffern und vier Assists gehören Sie zu den besten Scorern der Liga. Würden Sie die Zeit gerade als Ihren zweiten Frühling Ihrer Karriere beschreiben?
Ich bin kein Freund davon, das Alter eines Spielers in Zusammenhang mit seiner immer noch vorhandenen Qualität zu bringen. In Großaspach war ich auch nicht allzu schlecht und habe mit fünf Treffern bei neun Einsätzen bereits gezeigt, dass ich es noch kann. Es stört mich ein wenig, dass im Fußball viele Spieler mit 33 oder 34 Jahren schon abgeschrieben werden. Und das, obwohl sie noch topfit sind und weiterhin starke Leistungen zeigen. Vor allem der Wille eines Spielers entscheidet, ob er noch gut genug für den Profifußball ist – und nicht unbedingt das Alter. Voraussetzung dafür ist natürlich, dass man verletzungsfrei bleibt.
Im Rekordspieler-Ranking der 3. Liga sind Sie mittlerweile in der Top 50 angekommen. Wie viele Plätze wollen Sie noch klettern?
Ganz ehrlich? Solche Statistiken sind mir überhaupt nicht wichtig. Es geht nicht darum, wie viele Spiele ich noch mache, sondern wie erfolgreich wir als Team sind. Aber solange mein Körper weiterhin so gut funktioniert, kann ich mir sicher vorstellen, noch einige Jahre zu spielen. Es kann also durchaus sein, dass einige weitere Drittligapartien dazukommen.
"Haben gute Chancen, in der Spitzengruppe zu bleiben"
Ihre beste und erfolgreichste Zeit hatten Sie beim MSV Duisburg, mit dem Sie 2017 Drittliga-Meister wurden. Wie verfolgen Sie die Entwicklung bei Ihrem Ex-Klub, der auf einem Abstiegsplatz steht?
Sehr intensiv. Duisburgs Co-Trainer Branimir Bajic ist mein bester Freund, daher haben wir häufig Kontakt. Mit Cheftrainer Gino Lettieri, der zu meiner Zeit beim MSV auch im Amt war, tausche ich mich ebenfalls aus. Der Verein befindet sich in einer schwierigen sportlichen Lage und ich drücke dem MSV die Daumen, dass er da schnell wieder herauskommt. Mit seiner riesigen Tradition und dem wunderschönen Stadion gehört Duisburg mindestens in die 2. Bundesliga.
Verl hat mit dem Abstiegskampf bisher nichts zu tun. Der Vorsprung auf die Abstiegszone beträgt elf Zähler, der Rückstand auf Relegationsplatz drei dagegen nur drei Punkte. Wie realistisch ist es, dass Verl auch in den nächsten Monaten weiter oben mitmischt?
Ich denke schon, dass wir gute Chancen haben, in der Spitzengruppe zu bleiben. Wir waren bisher in jedem Spiel mindestens gleichwertig, oft sogar besser, und wollen uns oben festbeißen.
Am Samstag ist der SV Wehen Wiesbaden zu Gast. Ist Ihnen bewusst, dass es Ihr 200. Spiel in der 3. Liga wird?
Ja, aber erst seit kurzem. (lacht) Ex-Drittligaprofi Sven Schimmel, der früher unter anderem für Wehen Wiesbaden spielte und mittlerweile Mentalcoach ist, hat mich in einem Gespräch vor wenigen Tagen darauf aufmerksam gemacht.
Ist das noch einmal eine Extra-Motivation für ein Erfolgserlebnis?
Ein Jubiläum ist zwar immer etwas Schönes. Aber zusätzlich motivieren tut es mich nicht. Die einzige Motivation, die ich brauche, sind drei Punkte und Toreschießen.