FCM-Ikone Streich übt Kritik: "Würde den Kader verkleinern"
Der 1. FC Magdeburg scheint derzeit unaufhaltsam in Richtung Abstieg zu schlittern. Auch ehemaligen Vereinsgrößen wie Joachim Streich treibt die Misere tiefe Sorgenfalten auf die Stirn. Im "Kicker"-Interview kritisierte der DDR-Rekordspieler nun die Personalplanung beim FCM – und regte eine sofortige Kaderverkleinerung an.
Die Leiden des Joachim Streich
Joachim Streich ist eine Legende des ostdeutschen Fußballs. Auch beim 1. FC Magdeburg hinterließ er Spuren – zunächst als Spieler (1975-1985), dann als Trainer (1985-1990 und 1991-1992). Entsprechend nah geht dem früheren Nationalspieler (98 Einsätze) die aktuelle Situation bei den Elbestädtern. "Das tut einfach weh. Und das Schlimmste ist, dass ich manchmal denke, dass mich das mehr beschäftigt als die Spieler." Dieser Eindruck verfestigte sich am vergangenen Wochenende, die 0:4-Heimpleite gegen Verl glich einem Offenbarungseid. "Das war ein blutleerer Auftritt. Für mich sah es fast so aus, als hätten sich einige schon aufgegeben", so Streich.
Geht es nach der Klub-Ikone, ist die Entwicklung keine zufällige. Für den gebürtigen Wismarer wurden besonders nach dem Zweitliga-Aufstieg im Jahr 2018 gravierende Fehler gemacht. Eine bemerkenswerte, aber keinesfalls abwegige Sichtweise. "Der FCM hatte die Chance, sich in der 2. Liga festzusetzen", sagt Streich. "Aber man muss sagen, dass die Weichenstellung vor jener Zweitliga-Saison nicht geglückt ist. Bis auf Marius Bülter wurde zu viel Masse statt Klasse gekauft. Da wurde am falschen Ende gespart. Nichts war teurer als der folgende Abstieg in die 3. Liga." Tatsächlich kehrte anschließend keine Ruhe mehr ein, mit Christian Titz versucht sich momentan der bereits fünfte Trainer seit der ungewollten Drittliga-Rückkehr. "Jeder von ihnen hat neue Ideen und einen eigenen Ansatz. So kann keine Ruhe reinkommen."
"Ich würde den Kader verkleinern"
Noch hat der FCM das rettende Ufer in Sichtweite, derzeit fehlen lediglich drei Punkte. Für den Klassenerhalt brauche es laut Streich allerdings radikale Maßnahmen. Besonders der aufgeblähte Kader sei ein Hindernis bei der Fokussierung auf das Wesentliche. "Ich würde den Kader verkleinern", schlägt der DDR-Oberliga-Rekordschütze vor. "Statt 30 Mann würde ich 22, 23 Spieler für den Rest der Saison auswählen, auf die gebaut wird."
Ein anderer Klub, für den Streich noch vor seiner Zeit an der Elbe die Fußballstiefel schnürte, ist der F.C. Hansa Rostock. So groß die Rivalität zwischen FCM und FCH auch ist – die Hansestädter könnten zurzeit durchaus als eine Art Vorbild für Magdeburg dienen. "Die Mannschaft hat sich sportlich stabilisiert. Und das Umfeld inklusive des Stadions sind sowieso reif für mehr als die 3. Liga." Letzteres gilt fraglos auch für den FCM, der nach dem Abgang des langjährigen Cheftrainers Jens Härtel aber nicht mehr recht auf die Beine kam. Härtel, so viel ist bekannt, steht mittlerweile in Rostock an der Seitenlinie – und wird mit der Kogge möglicherweise den zweiten Zweitliga-Aufstieg seiner Karriere feiern.