Was die Meistertrainer der 3. Liga heute machen
Bald wird der 13. Meister einer Drittliga-Saison gekürt – höchstwahrscheinlich darf sich aus dem Trio Markus Kauczinski, Jens Härtel und Tomas Oral dann einer als Meistercoach bezeichnen. Zwei von ihnen könnten dann ein kleines Kunststück wiederholen und mit zwei Drittligisten Meister werden. Wer das schon einmal schaffte und was die anderen Erfolgstrainer heute machen, haben wir aufgelistet.
2008/09: Uwe Neuhaus, Union Berlin
Premierenmeister Union Berlin machte es ganz souverän, nach dem 35. Spieltag standen sowohl Aufstieg als auch Titel bereits fest. Urheber des Erfolgs: Uwe Neuhaus, unter dem der FCU nur viermal verliert und 23 Gegentore kassiert. Fünf weitere Jahre bleibt der heute 61-Jährige in Köpenick, ist noch heute Rekordtrainer des Klubs. Zum Zeitpunkt seiner Entlassung im April 2014 ist Neuhaus fast sieben Jahre im Amt und damit der dienstälteste Coach im deutschen Profifußball – da konnte seinerzeit nichtmal der SC Freiburg mithalten.
2009/10: Karsten Baumann, VfL Osnabrück
Ein Jahr darauf geht es viel, viel knapper zu. Karsten Baumann schafft im beschaulichen Burghausen am allerletzten Spieltag, mit Osnabrück durch einen 1:0-Auswärtssieg noch an Erzgebirge Aue vorbeizuziehen und mit 69 Punkten Meister zu werden, damit meistert der VfL den direkten Wiederaufstieg. Am 27. Spieltag der Folgesaison in der 2. Bundesliga wird Baumann entlassen, später steigt Osnabrück direkt wieder ab. Baumann trainiert danach noch Erzgebirge Aue, den MSV Duisburg und Hansa Rostock, ehe er 2017 als Fußballtrainer an einer englischsprachigen Ganztagsschule einen neuen Weg einschlägt.
2010/11: Torsten Lieberknecht, Eintracht Braunschweig
Als sich am 38. Spieltag jener Saison die Wege Torsten Lieberknechts und eines gewissen Frank Schmidt kreuzen und Braunschweig den 1. FC Heidenheim mit 4:0 abschießt, ist einer der souveränsten Aufstieg lange eingetütet. Mit sagenhaften 81:22 Toren und 85 Punkten – geteilter Drittliga-Rekord – geht der BTSV hoch. Sieben weitere Jahre bleibt er bei den Niedersachsen, bringt sie bis in die Bundesliga und stürzt anschließend wieder in die 3. Liga ab. Die einzige weitere Station Lieberknechts ist der MSV Duisburg, bei dem der heute 47-Jährige aber sein Glück nicht findet und Ende 2020 gehen muss.
2011/12: Gerd Dais, SV Sandhausen
Gerd Dais und der SV Sandhausen können nicht ohneeinander: Binnen 1985 und 2012 ist er in vier Etappen erst Spieler, dann Co-Trainer und schließlich Chefcoach, unter seiner Leitung schafft es der SVS aus der fünften bis in die zweite Liga. Meister wird er unter anderem, weil in jener Saison kein anderer will – 66 Punkte sind der bis dato niedrigste Wert eines Ligabesten. Am 38. Spieltag verlieren sowohl Sandhausen als auch Verfolger Aalen, so bleiben die Mannen vom Hardtwald Erster. Dais fliegt als Tabellenletzter der 2. Liga wenige Monate später raus, seit 2017 ist der 57-Jährige ohne Anstellung.
2012/13: Markus Kauczinski, Karlsruher SC
Na, den kennen wir doch! Ja: Markus Kauczinski ist einer der beiden Trainer, die ihren Erfolg im Jahr 2021 wiederholen könnten. Damals ist der Aufstiegskampf in der 3. Liga spannend wie selten, fünf Klubs kämpfen bis zum Umfallen und Preußen Münster sowie der 1. FC Heidenheim verpassen mit jeweils 72 Punkten sogar den dritten Platz – bitter. Kauczinski und der KSC haben dagegen gut lachen, unter anderem dank eines gewissen Hakan Calhanoglu, dessen Karriere in diesem Jahr so richtig Fahrt aufnimmt. Kauczinski führt Karlsruhe fast in die erste Liga, erfüllt sich diesen Traum dann mit dem FC Ingolstadt. Über die Station St. Pauli landet er Ende 2019 bei Dynamo Dresden. Und ist mit den Sachsen jetzt einmal mehr auf Aufstiegskurs…
2013/14: Frank Schmidt, 1. FC Heidenheim
Nicht das herangezüchtete Projekt Leipzig, sondern der kleine 1. FC Heidenheim holt sich ein Jahr später den Titel, wenn auch nur haarscharf mit drei Toren Vorsprung. Macher des Erfolgs ist der, der auch heute noch längst nicht amtsmüde ist: Frank Schmidt, im Klub seit 2003 als Spieler, seit 2007 als Trainer, feiert seinen größten Erfolg – unter anderem dank eines überragenden Marc Schnatterer. Das Ende der Geschichte ist (un)bekannt: Noch heute schreibt Schmidt im mittlerweile 14. Jahr als Coach an der Geschichte des FCH mit. Das Ziel ist längst klar: Irgendwann soll es einmal in die Bundesliga gehen.
2014/15: Norbert Meier, Arminia Bielefeld
2009 wird er mit Fortuna Düsseldorf noch Zweiter hinter Union Berlin, doch den verpassten Titel holt Norbert Meier einfach einige Jahre später nach: Ein Jahr nach dem wohl schmerzhaftesten Abstieg der Vereinsgeschichte in einer denkwürdigen Relegation gegen Darmstadt 98 schlägt Arminia Bielefeld zurück, setzt sich in der Rückrunde Stück für Stück ab und distanziert am Schlussspieltag mit einem Sieg in Großaspach den letzten Verfolger MSV Duisburg. Meier bleibt ein weiteres Jahr, schafft den Klassenerhalt und wechselt dann trotz laufenden Vertrags nach Darmstadt in die Bundesliga. Sowohl dort als auch bei den Folgestationen Kaiserslautern und Uerdingen bleibt er nicht lange. Im August 2020 gibt der 62-Jährige das Ende seiner Trainerkarriere bekannt.
2015/16: Uwe Neuhaus, Dynamo Dresden
Nein, die Geschichte mit Uwe Neuhaus ist noch nicht zu Ende erzählt. Denn nach seiner Zeit bei Union verschlägt es ihn nach Dresden, und dort wiederholt er seinen Drittliga-Erfolg in ähnlicher Dominanz: Mit 78 Punkten und 75 Toren lässt Dynamo die Konkurrenz weit hinter sich und verliert nur zwei Spiele. Ähnlich gut läuft es für Neuhaus bei seinem nächsten Arbeitgeber Arminia Bielefeld, den er 2020 überraschend in die 1. Liga führt – eine Premiere für den Trainer-Routinier. Seine Entlassung dort liegt erst wenige Wochen zurück.
2016/17: Ilia Gruev, MSV Duisburg
Den Abstieg aus der 2. Liga kann Ilia Gruev im Mai 2016 in der Relegation gegen Würzburg nicht verhindern, steigt mit den Zebras anschließend aber direkt wieder auf – als Meister! Diesmal führt er Duisburg bis in die obere Tabellenhälfte der 2. Bundesliga – das mag sich heute Jahrzehnte entfernt anfühlen. Im Oktober 2018 muss er nach acht Spielen ohne Sieg gehen. Heute ist er im Trainerstab von Werder Bremen aktiv.
2017/18: Jens Härtel, 1. FC Magdeburg
Zum zweiten Mal sammelt ein Drittligist 85 Punkte, und Jens Härtel darf sich einen Großteil des Erfolgs auf die Fahne schreiben. Was er, der den 1. FC Magdeburg schon in die 3. Liga geführt hat, aus diesem Klub gemacht hat, ist sagenhaft – selbst den 90-Tore-Sturm des spielerisch nochmal besseren SC Paderborn hält er in diesem Jahr irgendwie hinter sich. Doch während die Ostwestfalen im Folgejahr bis in die Bundesliga durchstarten, bricht beim FCM Chaos aus – mit dem vielleicht größten Fehler, Härtel zu entlassen. Der coacht nun Rostock und ist auf gutem Wege, die Kogge in den Zweitliga-Hafen zu lenken.
2018/19: Daniel Thioune, VfL Osnabrück
Es ist eine Auferstehung fast biblischen Ausmaßes, als der Vorjahres-Siebzehnte VfL Osnabrück unter Daniel Thioune plötzlich auf Kurs kommt und zwar nicht mit Zauberfußball, aber effektiver Dominanz einen Gegner nach dem anderen zermürbt. Aussetzer leistet sich Lila-Weiß nicht und ist daher schon am 36. Spieltag sicherer Meister. Auch danach sorgt der im Osnabrücker Land aufgewachsene Thioune – mit 46 Jahren immer noch ein Trainertalent – mit guter Arbeit für Schlagzeilen, was letztlich den HSV dazu bewog, ihn zu verpflichten. Aktuell hat er ordentliche Chancen, im kommenden Spätsommer Bundesliga-Trainer zu sein.
2019/20: Sebastian Hoeneß, FC Bayern II
Ein weiteres Kuriosum in der Drittliga-Geschichte ist der Titel einer zweiten Mannschaft, die bekanntlich gemäß der Statuten nicht aufsteigen darf. Sebastian Hoeneß, Sohn von Dieter, Neffe von Uli Hoeneß, macht es trotzdem – und zwar gleich doppelt: Er wird zur Saison 2020/21 Trainer der TSG Hoffenheim, schafft es damit sogar auf die europäische Bühne. Verdient hat er sich das mit einer beeindruckenden 43-Punkte-Rückrunde, die die Reserve des FC Bayern von Platz 15 bis an die Spitze katapultiert. Was für ein Saisonfinale!