Für Rettung des KFC Uerdingen: Noch "mehrere Bausteine" nötig

Während die sportliche Rettung des KFC Uerdingen durch den 4:0-Erfolg in Meppen und das Verlassen der Abstiegsplätze am Mittwochabend wieder ein wenig wahrscheinlicher geworden ist, hängt die finanzielle Rettung noch an "mehreren Bausteinen", wie Insolvenzverwalter Dr. Claus-Peter Kruth am Donnerstag durchblicken ließ.

Entschuldung bis Ende Mai?

Seit rund sechs Wochen ist Claus-Peter Kruth als Insolvenzverwalter beim KFC Uerdingen im Einsatz, am Donnerstag äußerte er sich im Rahmen einer Presserunde erstmals öffentlich. Eine seiner wichtigsten Aufgaben ist die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs. Ein Unterfangen, das Kruth als "realistisch" bezeichnete. Zwar scheint die Saison noch nicht endgültig durchfinanziert zu sein, allerdings hätten die neue Investoren – die Noah Company aus Armenien – erste Finanzierungzusagen gegeben und auch bereits Geld überwiesen. "Es ist unverzichtbar, dass der neue Gesellschafter die erforderlichen Mittel zur Verfügung stellt", betonte Kruth.

Die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs ist auch für die Entschuldung der insolventen GmbH – der zweite wichtige Baustein – zentral. Denn bei einer Einstellung des Spielbetriebs würden zum einen die Gelder aus den laufenden Einnahmen entfallen, zum anderen wäre es für die Gläubiger wenig reizvoll, die Entschuldung mitzutragen. Kruth zufolge wäre eine Sanierung auch in der Regionalliga möglich, bei einem Liga-Verbleib würden die Chancen aber steigen. Zur genauen Höhe der Schuldenlast machte er keine Angaben. Dem Vernehmen nach soll sich um eine einstellige Millionensumme handeln. Kontakt zur Staatsanwaltschaft bezüglich einer möglichen Insolvenzverschleppung gebe es momentan nicht.

Zunächst wird Kruth einen Insolvenzplan erstellen, über den die Gläubiger anschließend abstimmen werden. Wird der Plan angenommen, wäre die GmbH schuldenfrei und der KFC könnte ohne Altlasten in die Zukunft gehen. Die Gläubiger würden unterdessen nur einen Bruchteil ihrer Forderungen erhalten, gingen aber immerhin nicht komplett leer aus. Um genügend Masse für eine Befriedigung der Gläubiger zu haben, will Kruth "insolvenzspezifische Ansprüche" geltend machen – also Haftungsansprüche anmelden und bereits geleistete Zahlungen zurückfordern. Zudem sollen Eigenmittel und Gelder der Investoren, ohne deren Unterstützung ein erfolgreiches Abschließen des Verfahrens wohl nicht möglich ist, mit einfließen. Geplant ist, das Verfahren bereits bis Ende Mai oder spätestens Anfang Juni abzuschließen.

"Reger Kontakt" mit den Investoren

Auch deswegen, um im Zulassungsverfahren für die kommende Saison – Baustein Nummer drei – bessere Aussichten zu haben. Denn angesichts von zahlreichen Außenständen in zum Teil siebenstelliger Höhe scheint es fraglich, ob die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit gegeben wäre. "Es wird zudem von großer Bedeutung sein, dass der Investor für die nötige Basis sorgt", machte Kruth deutlich. Mit den neuen Geldgebern stehe der Insolvenzverwalter in einem "regen Kontakt". Demnach sei das "eindeutige" Interesse vorhanden, für die Finanzierung der nächsten Drittliga-Saison zu sorgen. "Es wird sich schnell zeigen, wie zuverlässig diese Verbindung ist." Ob die Geldgeber auch im Abstiegsfall bleiben würden, ist noch offen. "Ich gehe aber davon aus", zeigte sich Kruth zuversichtlich. Eine Lizenz für die Regionalliga soll aufgrund der sportlichen Situation beantragt werden.

Wo der KFC in der kommenden Saison seine Heimspiele austragen wird, ist derweil noch offen. Klar ist nur: Die Grotenburg dürfte nicht infrage kommen. Aufgrund einiger Verzögerungen rechnet die Stadt mit einer vollständigen Inbetriebnahme erst im April 2022. Die ersten Spiele könnten laut der "Westdeutschen Zeitung" frühestens im Februar 2022 stattfinden. Damit weitergebaut werden kann, muss die Stadt am Abend zunächst noch der Übernahme der Mehrkosten von rund sechs Millionen Euro zustimmen. Die Zeichen, dass es eine Mehrheit dafür geben wird, verdichteten sich zuletzt. "Ich kann nur hoffen, dass die Entscheidung positiv ausfällt. Die mittelfristige Rückkehr in die Grotenburg ist ein wichtiger Baustein für den KFC." Dauerhaft außerhalb der Stadtgrenzen zu spielen, sei "nicht vertretbar".

KFC muss künftig sparen

Klar ist zudem: Künftig muss der Klub den Gürtel deutlich enger schnallen. "Wir werden Einsparungen vornehmen", kündigte Kruth an. Das wird sich auch auf die Zusammenstellung der Mannschaft auswirken: Wie der Insolvenzverwalter betonte, soll der Etat auf ein "angemessenes Niveau" reduziert werden. Beim Internet auf der Geschäftsstelle sowie beim Wasser für die Spieler soll derweil nicht gespart werden, wie Kruth betonte. Ein wesentlicher Baustein für die Rettung ist zudem der sportliche Klassenerhalt. Vor dem Hintergrund des deutlichen Erfolgs in Meppen zeigte sich Kruth "positiv gestimmt", dass der KFC am Saisonende über dem Strich stehen wird. Elf Partien stehen noch an, die nächste am Samstag in Unterhaching.

   

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