Berlin zieht Freigabe zurück: Regionalliga Nordost vor Abbruch?

Eigentlich sollte in der Regionalliga Nordost an Ostern wieder der Ball rollen. Doch weil der Berliner Senat die Freigabe für den Spielbetrieb in der Bundeshauptstadt zurückgezogen hat, droht nun ein Abbruch der Saison. Die besten Karten auf den Aufstieg in die 3. Liga hätte dann Viktoria Berlin.

Spielbetrieb in Berlin nicht möglich

Noch vor einer Woche hatte der Berliner Senat grünes Licht für den Spielbetrieb in der Regionalliga gegeben, diese Freigabe aber an einen Inzidenzwert von 100 geknüpft. Weil die Zahlen in den letzten Tagen jedoch gestiegen sind, liegt die Inzidenz in Berlin derzeit über dem Schwellenwert. Entsprechend hat der Senat seine Zustimmung für den Regionalliga-Spielbetrieb widerrufen. "Das heißt, dass in Berlin wohl bis Ende April kein Spielbetrieb möglich sein wird", sagte Viktoria-Sportchef Rocco Teichmann am Montag gegenüber dem "MDR".

Zwar wäre ein Umzug in benachbarte Bundesländer (etwa Brandenburg) möglich, allerdings sollen sich die meisten der sieben Berliner Klubs – Viktoria, Altglienicke, BAK, BFC Dynamo, Lichtenberg, Hertha II und TeBe – dagegen ausgesprochen haben, nicht zuletzt aus Kostengründen. "Wir werden unsere Heimspiele nicht auswärts bestreiten", sagte Mehmet Ali Han, Präsident des Berliner AK gegenüber dem "Kicker", sprach von "Wettbewerbsverzerrung" und kündigte an: "Sollte der NOFV dennoch so etwas entscheiden, müssen wir prüfen, ob das rechtens ist."

Videokonferenz am Mittwoch

Hält der Berliner Senat auch weiterhin an der 100er Inzidenz fest, droht der Abbruch der Saison. Für Mittwoch ist eine Videokonferenz zwischen dem Nordostdeutschen Fußball-Verband (NOFV) und den Vereinen angesetzt. "Es muss alles auf den Prüfstand", kündigte Präsident Hermann Winkler gegenüber der "dpa" an und ließ bereits durchblicken: "Die Konzeptlosigkeit der gesamten Politik lässt unsere Regionalliga-Pläne in weite Ferne rücken. Ich kann einen Abbruch nicht mehr ausschließen." Zunächst soll ein Stimmungsbild eingeholt werden, aus dem Ergebnis werde man entsprechend handeln. "Es geht darum, die Dinge realistisch einzuschätzen", so Winkler. "Die Vereine dürfen nicht unter dem unwürdigen Spiel der Politik leiden. Dann lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende."

Aus Sicht von Teichmann sei der Zeitpunkt für eine sportliche Bewertung vorbei. "Wenn kein Spielbetrieb erlaubt wird, können wir nicht einmal die Hinrunde beenden." Sechs Spieltage sowie zahlreiche Nachholspiele sind noch offen, um die Hinserie vollständig abschließen zu können. Da der Nordostdeutsche Fußball-Verband (NOFV) jedoch ein Saisonabschluss bis Ende Mai, Anfang Juni im Auge hat, drängt die Zeit.

Steigt Viktoria Berlin bei Abbruch auf?

Sollte der Abbruch der Saison beschlossen werden, hätte Viktoria Berlin als Tabellenführer mit 33 Punkten aus elf Spielen und acht Zählern Vorsprung auf Altglienicke die besten Chancen, zum Meister benannt zu werden, der in dieser Saison direkt in die 3. Liga aufsteigt. "Wir dürfen die elf Spiele der Saison nicht unberücksichtigt lassen. Wir haben eine sehr gute Leistung absolviert", so Viktorias Sportchef. "Es wäre aus NOFV-Sicht fatal, den Aufsteiger nicht zu benennen. Wir stehen auf Platz eins und es wird keine Mannschaft geben, die einen besseren Koeffizienten haben wird. Deswegen wollen wir den Schritt in die 3. Liga gehen."

Die entsprechenden Lizenzunterlagen hat die Viktoria fristgerecht eingereicht, verfügt derzeit aber über keine drittligataugliche Spielstätte. Das Stadion Lichterfelde, wo der Klub seine Heimspiele austrägt, ist mit 4.500 Plätzen schlicht zu klein. Entsprechend wird die Viktoria umziehen müssen – und Berlin dabei möglicherweise verlassen. Denn während das Olympiastadion und die Alte Försterei wohl zu teuer sind, ist der Jahnsportpark aufgrund einer Sanierung gesperrt. Auch das Poststadion (zu stark genutzt) und das Mommsenstadion (nicht drittligatauglich) sind derzeit keine Optionen. Entsprechend hat der Klub den Suchradius bereits auf Brandenburg ausgeweitet. "Das ist alles mit dem DFB abgesprochen", so Teichmann, der im Falle eines Aufstiegs von der Zulassung für die 3. Liga ausgeht. Die erste Hürde könnte durch einen Abbruch der Saison schon in Kürze genommen sein.

   

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