Alles, was ihr zum 30. Spieltag wissen müsst
Ein riesiger Abstiegskampf und ein kleines, aber feines Rennen um die Aufstiegsplätze Richtung zweite Liga – so stellt sich die Drittliga-Tabelle neun Spieltage vor Schluss dar. Vor allem das Ostduell zwischen Dresden und Rostock zieht an diesem Wochenende viele in ihren Bann, doch da ist noch viel mehr. Hier ist unsere Vorschau auf den 30. Spieltag.
Die Ausgangslage
Bis auf die Nachholpartie zwischen Uerdingen und Zwickau (1:1), einige Landespokalspiele in Bayern sowie diverse freundschaftliche Begegnungen ruhte der Ball in den vergangenen zwei Wochen. Doch was geschah eigentlich davor? Magdeburg krallte sich die Punkte im Abstiegskracher mit dem 1. FC Kaiserslautern, genau. So kann der FCM an diesem Wochenende auf Rang 16 (oder besser) springen, bei Lautern wächst der Druck ab sofort von Woche zu Woche in großen Schritten – nur eine Siegesserie kann helfen. Denn auch Uerdingen, Duisburg und Meppen holten jeweils Dreier, ganz wie in den vorherigen Jahren nimmt das hintere Mittelfeld in dieser Saisonphase nochmals richtig Fahrt auf.
Nur Verl, Saarbrücken und Wiesbaden können wohl schon jetzt beruhigt für ein weiteres Drittliga-Jahr planen, sie sind zwölf bis 14 Zähler von beiden Tabellenenden entfernt. 1860 München wahrte seine letzte Chance, indem der TSV Spitzenreiter Dresden stürzte. Nun schaut die Liga gebannt auf das sonntägliche Ostduell zwischen Dynamo und Hansa – der Sieger ist Spitzenreiter! Doch auch der FC Ingolstadt, der tags zuvor in Magdeburg gastiert, wird das Treiben elbaufwärts verfolgen. Denn einer der Widersacher muss ja zwangsläufig Punkte lassen, und damit ist der Weg auf einen direkten Aufstiegsplatz in der Theorie frei…
Vier Spiele im Fokus
Das absolute Spitzenspiel: Dynamo Dresden gegen Hansa Rostock
Mehr geht in dieser Saison eigentlich nicht mehr. Können wir noch einen Eilantrag stellen, dass die Tabelle nach dem 30. Spieltag abgerechnet wird? Was wäre das für ein grandioses Finale! Aber die letzten neun Spielrunden nehmen wir natürlich auch noch gerne mit, und darum geht es am Sonntag auch noch nicht um alles oder nichts. Aber wer gewinnt, der hat nun wirklich beste Aussichten auf die 2. Bundesliga! Individuell mag ein kleiner Vorteil immer noch bei Dresden liegen, doch die klar stärkste Rückrundenmannschaft stellt Hansa. Wir haben jeweils vier Gründe für einen Sieg der beiden Mannschaften gefunden. Im Hinspiel führte die SGD nach 41 Minuten bereits mit 3:0, gewann schließlich mit 3:1.
Was macht der Verfolger? 1. FC Magdeburg gegen den FC Ingolstadt
Auch von dieser Sorte Spiel werden wir jetzt immer mehr bekommen, bei denen es für die eine wie auch die andere Mannschaft in ganz verschiedenen Tabellenregionen um richtig viel – und irgendwann um alles oder nichts – geht. Der FCI kann beispielhaft am Samstag die Tabellenführung übernehmen, einen Auswärtssieg vorausgesetzt, und dann genüsslich zuschauen, welchen der beiden oben genannten Ostklubs er überholen kann. Oder sogar beide? Bei einem Remis zwischen SGD und FCH wären plötzlich die Schanzer vorne. Doch der FCM ist zuletzt erstarkt. Vor ein paar Wochen für einige Fans schon fast abgestiegen, fiebert nun eine ganze Region mit dem just 50 Jahre alt gewordenen Christian Titz und seinen Spielern mit – schaffen sie den Klassenerhalt, bleibt Magdeburg deutschlandweit vertreten? Der FCM stellt sich auf ein Geduldsspiel ein. Und will – so klingt es bei Titz durch – vor allem verhindern, dass der Dritte aus Bayern Gelegenheit erhält, sein Umschaltspiel anzuwenden.
Start der Schicksalswoche: 1. FC Kaiserslautern gegen den Halleschen FC
Wohl oder übel bekommt der 1. FC Kaiserslautern in dieser Vorschau bis zum Saisonende ein Dauerabonnement – zumindest, sollte er nicht vorzeitig absteigen. Zu groß ist die Strahlkraft dieses nicht ganz normalen Vereins, und überdies wäre es das erste Mal, dass ein früherer Deutscher Meister (1951, 1953, 1991, 1998) aus der 3. Liga absteigt. Vielleicht ist es ein gutes Omen, dass Eintracht Braunschweig vor zwei Jahren mal aus ähnlicher aussichtsloser Lage ein Comeback schaffte? Gut: Der BTSV kam bedeutend früher auf Kurs. Lautern und Marco Antwerpen haben, angefangen mit dem Heimspiel gegen den HFC am Samstag und das Nachholspiel gegen Zwickau eingerechnet, noch zehn Spiele. "Wir wollen eine Reaktion sehen", sagt Antwerpen. Mehr Trainingseinheiten gab es auch. Ausreden hingegen gibt’s keine mehr. Gegner Halle kann ein paar Punkte übrigens auch noch gut gebrauchen, der Klassenerhalt ist noch längst nicht dingfest.
SVW bekämpft Krise: Waldhof Mannheim gegen den FSV Zwickau
Im Mittelfeld kommt Waldhof Mannheim nach sieben sieglosen Spiele punktemäßig kaum vom Fleck. Das kann allmählich ungemütliche Züge annehmen: Mit 35 Zählern ist der SVW nur noch vier Punkte entfernt vom ersten Abstiegsplatz. Einerseits erscheint das Restprogramm zwar machbar, andererseits geht es wieder und wieder in "Sechs-Punkte-Spielen" gegen das, was Waldhof nun als Konkurrenz betrachten muss: Duisburg, Lübeck, Haching, Halle und Uerdingen stehen noch auf dem Programm. Los aber geht es mit diesem so unbequemen, in der Rückrundentabelle Platz 4 belegenden FSV Zwickau. Mit defensiver Stabilität und vorne einem bald 38-jährigen, aber munter treffenden Ronny König schreiten die Sachsen entschlossen voran. Fünf, sechs Punkte braucht der FSV noch aus zehn Spielen – gelingt der Sieg in Mannheim, wären das beste Vorzeichen für ein unverhofft entspanntes Saisonfinale.
Die mögliche Überraschung
KFC Uerdingen gegen 1860 München
Man muss nicht unbedingt verstehen, warum der KFC Uerdingen in der schwersten Phase seit dem Drittliga-Aufstieg plötzlich eingeschworen wirkt und den Kampf gegen die Regionalliga entschlossener annimmt als viele Kontrahenten. Alle Störgeräusche aus dem Umfeld konnten bislang ausgeblendet werden, doch jetzt kristallisiert sich mehr und mehr heraus, dass trotz des neuen Investors Roman Gevorkyan zunächst hart gespart werden muss – offenbar inklusive Kündigungen von Spieler-, aber auch Vereinsseite. Kann Stefan Krämer, dessen Vertrag ebenfalls ausläuft, die Harmonie nun wahren? Während der KFC im hinteren Mittelfeld Boden gutmachen will, braucht Sechzig drei Punkte, um die Mini-Chance auf den Aufstieg zu wahren. Ein kleiner, aber nicht unbedeutender Vorteil für das schwere Duell mit 1860 München: Der Gegner hat durch zwei Landespokalspiele eine anstrengende Länderspielpause hinter sich.