1860 bleibt bescheiden: "Ostern gibt es nichts zu wünschen"
Beim 3:1 gegen den KFC Uerdingen bewiesen die Münchner Löwen am Samstag ihre aktuelle Form. Obwohl auch die Konkurrenz für die Sechziger spielte, wollte ein bärtiger Michael Köllner von etwaigen Aufstiegsambitionen nichts wissen und verglich stattdessen Weihnachten mit Ostern.
Köllner gewöhnt sich an den Bart
Die Schatten auf Michael Köllners Gesicht werden immer dunkler. Dieser Umstand hat jedoch nichts mit den Leistungen seiner Mannschaft zu tun, sondern ist schlichtweg auf den dichter werdenden Bart des 1860-Trainers zurückzuführen. Köllner scheint einen Aberglauben entwickelt zu haben und greift nicht mehr zum Rasierer so lange es bei den Löwen gut läuft. "Mittlerweile gewöhnt man sich dran. Es juckt nicht mehr so stark", flachste der der 51-Jährige am "Telekom"-Mikrofon. Das ist ihm nur zu gönnen – denn ein Ende der Münchner Spitzenleistungen ist derzeit nicht in Sicht. Obwohl 1860 in der Länderspielpause statt Wellness zwei Landespokalspiele zu absolvieren hatte, zeigte der Tabellenvierte am Samstag gegen Uerdingen keine Ermüdungserscheinungen und siegte souverän mit 3:1.
Wie groß das Münchner Selbstvertrauen ist, bewies Semi Belkahia schon nach drei Minuten, indem er eine Flanke zur Führung einnickte. Da Kapitän Sascha Mölders noch im ersten Durchgang zwei weitere Tore – eines davon per Seitfallzieher – nachlegte (35., 38.), war die Partie zur Pause bereits entschieden. "In der zweiten Halbzeit haben wir dann versucht, das Spiel richtig gut heimzubringen", erklärte Trainer Köllner auf der anschließenden Pressekonferenz. Das gelang weitestgehend, lediglich beim Anschlusstreffer durch Marcussen (51.) war die Löwen-Defensive nicht auf dem Posten. Nach getaner Arbeit freuten sich Trainer und Mannschaft auf ein wenig Erholung: "Wir müssen das aufholen an freien Tagen, was die anderen jetzt in der letzten Woche erledigt haben."
Aufstiegsambitionen? "Können es nicht beeinflussen"
Mit dem Gedanken an einen zufriedenen Michael Köllner, der sich beim Frühstück am freien Ostersonntag gedankenverloren durch den Bart streicht, könnte die Geschichte des abermals erfolgreichen 1860-Auftrittes im Prinzip enden – wäre da nicht die Konkurrenz aus Ingolstadt. Die Schanzer verloren ihr Parallelspiel in Magdeburg und ließen die Löwen damit auf sechs Zähler an Relegationsrang drei heranrücken. Fragen nach den neuen Ambitionen folgten auf den Fuß. Die Münchner allerdings wehrten sich mit allem, was ihr Wortschatz hergab, gegen vermeintlich einsetzende Aufstiegsträumereien. "Wünschen", so der Trainer süffisant, "das gibt es Weihnachten, Ostern ist eher ein anderes Fest. Da gibt es nichts zu wünschen."
Außerdem seien auch sechs Zähler noch "eine Menge Holz." Die gleiche Linie fuhr Routinier Sascha Mölders, der lächelnd feststellte: "Wir wollen unsere Spiele gewinnen. Wir können es nicht beeinflussen, was Ingolstadt macht." Keine Träumereien und schon gar keine Wünsche also in Giesing. Anders sieht das bei genannten Ingolstädtern aus, die sich durchaus wünschen dürften, schon bald wieder einen glattrasierten Löwen-Trainer zu Gesicht zu bekommen. Bei der aktuellen Münchner Form und noch acht ausstehenden Spielen darf das Aufstiegsrennen nämlich keinesfalls als vorentschieden gelten.