Viktoria Berlin auf Stadionsuche: Temporäre Spielstätte denkbar?
Als Tabellenführer der unterbrochenen Regionalliga Nordost wird Viktoria Berlin am 16. April aller Voraussicht nach vom NOFV zum Aufsteiger in die 3. Liga erklärt. Also alles gut bei den Hauptstädtern? Mitnichten! Denn noch immer hat der Verein kein Stadion gefunden, in dem er seine Heimspiele austragen kann. Selbst die Errichtung eines temporären Stadions wird mittlerweile in Erwägung gezogen.
Keine Lösung in Berlin absehbar
Bis Anfang Juni hat der designierte Aufsteiger noch Zeit, dem DFB ein geeignetes Stadion als Heimstätte zu melden. Die Vermutung liegt nah: In einer Metropole wie Berlin sollte das kein allzu großes Problem sein. Die Viktoria macht momentan allerdings ganz andere Erfahrungen. Klar ist: Die aktuelle Beherbergung, das Stadion Lichterfelde, ist mit 4.300 Plätze zu klein (gefordert sind 10.000 Plätze) und ist nicht drittligatauglich. "Es müssten Baumaßnahmen von erheblichem Ausmaß vorgenommen werden, doch der Denkmalschutz würde das erschweren. Wir brauchen andere Optionen", erklärt Geschäftsführer Peer Jaekel der "Berliner Zeitung".
Eine Idee war der Jahnsportpark, dessen Betriebserlaubnis allerdings am 31. Dezember 2020 ausgelaufen war. Auch das Poststadion in Moabit ist wohl raus. Mit dem DFB und den Regionalligisten Berliner AK sowie eventuell auch Lichtenberg 47 wäre die Auslastung zu hoch. Ebenfalls nicht machbar ist ein Umzug in das Mommsenstadion, wo Tennis Borussia spielt. Gespräche habe es laut Jaekel gegeben: "Das würde aber einen ungeheuren Kraftakt bedeuten, denn das Stadion wurde 1994 für den Profibetrieb stillgelegt und entspricht überhaupt nicht mehr den heutigen Anforderungen."
Absage von Union Berlin
Selbst über Heimspiele in der Alten Försterei, dem Stadion von Erstligist Union Berlin, wurde nachgedacht. Doch von den Eisernen habe es eine klare Absage gegeben. Auch eine Teilung des Rasens mit Hertha BSC ist nicht möglich, Spiele im Olympiastadion scheitern an den Finanzen: "Dort zu spielen, wäre für uns aus wirtschaftlichen Gründen nicht möglich, da müsste uns für eine vorübergehende Nutzung der Betreiber weit entgegenkommen."
Sollte es so weit kommen, dass der Klub die Berliner Stadtgrenze tatsächlich verlassen müsste, "wäre das ein Armutszeugnis für das Land und den Fußball-Standort Berlin", moniert Jaekel. Doch auch das Karl-Liebknecht-Stadion im noch halbwegs in der Nähe befindlichen Potsdam, Heimat von Regionalligist SV Babelsberg, "steht Stand heute nicht zur Verfügung", äußert sich der 38-Jährige zur verflixten Stadionsuche: "Wir müssen nun den Radar größer ziehen, vielleicht sogar bis nach Sachsen-Anhalt schauen. Das wäre aber ein Schlag ins Gesicht für unseren familiären Verein."
Temporäres Stadion?
Weshalb als letzte Möglichkeit über die Errichtung eines temporären Stadions nachgedacht wird. Dafür müsste eine speziellen Vorgaben entsprechende Fläche zur Verfügung gestellt werden. Als Vorbild könnte die "Airberlin-Arena" dienen, die 2011 in Düsseldorf stand und für drei Heimspiele von Fortuna Düsseldorf genutzt wurde. Damals fanden 20.000 Zuschauer Platz. Ein Beispiel eines schnell errichteten Stadions ist die Brita-Arena in Wiesbaden. Diese wurde 2007 binnen weniger Monate mit Stahlrohrtribünen errichtet – und steht bis heute. Für Jaekel käme ein temporäres Stadion allein schon deswegen durchaus infrage, "weil es ja in den kommenden Spielzeiten wieder Vereine aus Berlin geben wird, die das Ziel haben, in die 3. Liga aufzusteigen". Doch wann es eine Lösung in der Stadionfrage geben wird, ist derzeit nicht absehbar.