"Freuen uns alle": 1860 erstmals seit 2005 wieder im Olympiastadion
Im Rahmen des Stadtduells bei Türkgücü steht für 1860 München am Sonnabend eine Reise in die Vergangenheit an: Erstmals seit 16 Jahren spielen die Löwen wieder im Olympiastadion. Eine allzu große Rolle soll die Rückkehr an die einstige Wirkungsstätte jedoch nicht spielen. Statt in der Vergangenheit zu schwelgen, möchte der immer bärtigere Michael Köllner lieber "weiter an unserer Leistung schrauben."
Mit Bart in die Vergangenheit
Als der TSV 1860 München seine Heimspiele noch im Olympiastadion austrug, gab es dort zumeist Erst- oder Zweitligafußball zu sehen. Am Seitenrand schrien sich damals Gestalten wie Werner Lorant die Seele aus dem Leib. Wenn die Löwen am Wochenende nach 16 Jahren zurückkehren, wird so einiges anders sein. Statt Lorants heller Mähne wird am Rand der dunkle Bart Michael Köllners beeindrucken, statt Bundesliga-Fußball steht ein Drittliga-Spieltag auf dem Programm. Die Laune ist dennoch prächtig. Denn die Sechziger haben drei aufeinanderfolgende Ligasiege im Rücken und schielen bei nur noch vier Zählern Rückstand wieder auf einen der drei Spitzenränge. "Wir freuen uns alle darauf und wollen drei Punkte holen. Wir haben einen richtig guten Lauf momentan", schwärmte Cheftrainer Köllner im Pressegespräch.
Zu erkennen ist das unter anderem an erwähnter Gesichtsbehaarung, die fröhlich gedeihen darf, solange 1860 erfolgreich ist. Dass aber auch Negativerlebnisse nicht gleichbedeutend mit dem Kahlschlag sein müssen, zeigte der bayerische Toto-Pokal. Dort hatte Köllners Mannschaft vor gut zwei Wochen gegen Türkgücü den Kürzeren gezogen – und der Bart blieb trotzdem. Nun bietet sich den Löwen die Chance zur Revanche. Dabei sollen auch die Erkenntnisse aus dem letzten Duell, vor allem aber mehr Frische helfen. Vor der Pokalpleite sei die Vorbereitung nicht optimal verlaufen, sodass die Löwen zwar "schon Spielkontrolle", aber wenig Durchschlagskraft gehabt hätten. "Jetzt konnten wir uns wieder gut vorbereiten. Und da liegt der Schlüssel auch bei uns", so Köllner.
"Mit einem Messer in den Oberarm"
In der Liga hat Gegner Türkgücü zuletzt allenfalls durchwachsene Leistungen gezeigt. Gefährlich seien sie trotzdem. "Viele haben eine Sechziger-Vergangenheit", betonte der Löwen-Trainer, "von dem her glaube ich schon, dass sich da jeder maximal reinhaut." Für seine Mannschaft müsse es darum gehen, die "gute Spielanlage" zu bestätigen und den Positivtrend fortzusetzen. Apropos Trend: Angesprochen auf den Höhenflug der Giesinger setzte Köllner zu einem wahren Loblied an. "Wenn mir das vor der Saison jemand gesagt hätte, dann hätte ich gesagt, der muss mich nicht bloß zwicken, der muss mir mit einem Messer in den Oberarm rennen, damit ich das glauben kann."
Die weiteren Worte des Übungsleiters dürften dann nicht nur für Türkgücü, sondern die gesamte Liga wie eine Drohung geklungen haben: "Wir sind noch nicht am Ende. Wir haben noch sieben Spiele vor uns – auf die sind wir richtig wild. Jetzt steht das nächste an: ein Derby." Nicht ausgeschlossen also, dass Köllners Bart irgendwann das Brustbein erreicht. Phillipp Steinhart (Gelbsperre) und Keanu Staude (Sehenriss) werden bei diesem Unterfangen nicht helfen können.