"Eine Katastrophe": Auch Köllner schießt gegen Türkgücü

Nach Löwen-Kapitän Sascha Mölders hat auch Trainer Michael Köllner Stellung zum Thema Türkgücü München bezogen – und den Stadtrivalen auf der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen Viktoria Köln scharf kritisiert.
"Das geht einfach nicht!"
An sich, sagte Köllner, sei das Projekt Türkgücü "sicherlich spannend" und "interessant". Aber: "Die Umsetzung ist einfach eine Katastrophe. Das muss man auch mal so deutlich sagen", polterte der 51-Jährige in einer Deutlichkeit, wie es Trainer sonst nicht tun. Seine Aussage habe nichts damit zu tun, dass man gegen einen Verein treten wolle. "Doch wenn Verträge missachtet werden, wenn Spieler und Trainer am Ende nicht respektvoll und fair behandelt werden vom Verein, dann ist das einfach ungut", sagte Köllner.
Seine Kenntnisse zog der Löwen-Coach vor allem aus Gesprächen mit Spielern, die einst für Türkgücü am Ball waren. Und auch beim Pokalspiel vor drei Wochen war dem Sechzig-Coach das Verhalten von Türkgücü unangenehm aufgefallen: "Wenn ein Mitarbeiter meines Teams einen Kollegen an der Bank so attackieren würde, wie sie es gemacht haben, den würde ich rauswerfen. Was manche da abziehen, das geht einfach nicht!" Dann sei es logisch, dass sich Spieler solidarisch erklären. "Wir bekommen das in München näher mit, als andere im Bundesgebiet."
Einmal in Fahrt, war Köllner nicht mehr zu bremsen: Es gehe darum, wie man als Verein mit seinen Spielern und Mitarbeitern umgehe und wie man nach außen kommuniziere. "Diesbezüglich gibt Türkgücü derzeit kein gutes Bild ab. Zumindest sehen wir das so. Ob die das auch so sehen, ist ihre Verantwortung", sagte der 51-Jährige und betonte: "Wir sind kein Fan von diesem Projekt." Zumal Türkgücü mit immensen Forderungen an die Stadt und Verbände herantreten würde. "Das finde ich unmöglich", schimpfte der Oberpfälzer. Vor allem die Tatsache, dass sich Türkgücü auf eine Stufe mit Vereinen wie 1860 stelle, ist Köllner ein Dorn im Auge: "Sechzig München hat in der Stadt für viele eine große Bedeutung." Da könne Türkgücü nicht mithalten. "Und dann wird immer unterschwellig die Rassismuskarte gezogen – das ist nicht fair und nicht der richtige Stil."
Sportlicher Reiz? Köllner verwundert
Auch zur Reaktion von Geschäftsführer Max Kothny, wonach Türkgücü sportliche Reize gesetzt habe, nahm der Löwen-Coach Stellung: "Ich verstehe nicht, warum uns jemand sportlich reizen wollte. Es sind 14 Punkte Unterschied. Wo da der sportliche Reiz liegt, weiß ich nicht." Durch den 2:0-Erfolg am Samstag sei das Thema Türkgücü nun abgehakt: "Im wahrsten Sinne des Wortes", wie Köllner feststelle.
Durchaus möglich, dass sich beide Klubs in der kommenden Saison nicht mehr über den Weg laufen werden, hat 1860 angesichts von nur noch zwei Punkten Rückstand auf Rang drei doch gute Chancen, die Liga nach oben zu verlassen. Im Heimspiel gegen Viktoria Köln winkt am Dienstagabend der fünfte Sieg in Folge. Damit würden die Löwen mindestens auf Rang drei vorrücken, da Dynamo Dresden nach zwei Corona-Fällen erneut spielfrei hat. Auch ein direkter Aufstiegsplatz ist drin, falls Ingolstadt am Mittwoch in Lübeck erneut patzen sollte. "Wir haben das Momentum auf unserer Seite, aber es kann sich auch wieder drehen. Deshalb tun wir gut daran, uns auf das hier und jetzt zu konzentrieren", gab Köllner die Richtung vor. Es gehe darum, ein gutes Spiel über 90 Minuten zu zeigen. "Wenn uns andere zutrauen, dass wir aufsteigen können, ist das schön." Aber für ihn sei das momentan sekundär. Das Entscheidende sei, dass die Mannschaft Woche für Woche marschiere. "Wir spielen eine geile Saison, können nur gewinnen, wissen aber auch, dass wir uns in jedem Spiel strecken müssen."