Broll platzt nach Pleite der Kragen – Wird es für Kauczinski eng?
Nach dem 0:3 gegen den Halleschen FC liegen die Nerven bei Dynamo Dresden blank. Die Niederlage nach einer erschreckend schwachen Vorstellung ist die Fortsetzung einer Schwächephase und hat auch Auswirkungen auf die Tabelle. Wird es für Trainer Markus Kauczinski nun eng? Laut der "Sächsischen Zeitung" sollen sich die Verantwortlichen noch im Stadion über die aktuellen Situation beraten haben.
"So geht es nicht weiter"
Kevin Broll stand mit finsterer Miene am Mikrofon, als er bei "MagentaSport" um seine Einschätzung zum Spiel gebeten wurde. "Ich will gar nichts sagen", erklärte der Torhüter, dem die Wut über die abermals enttäuschende Leistung seiner Mannschaft ins Gesicht geschrieben stand. Im Ostduell gegen den Halleschen FC war Dynamo im Prinzip chancenlos und knüpfte an die schwache Leistung aus dem Spiel gegen Schlusslicht Unterhaching (0:2) vor zwei Wochen an. Schließlich überwand sich Broll doch und stellte fest: "Halle war heute einfach top eingestellt. Wir haben Social Distancing betrieben."
Damit spielte er auf die mangelhafte Zweikampführung an, die letztendlich in drei Gegentore mündete und sogar noch höher hätte ausfallen können, wäre Broll nicht das eine oder andere Mal zur Stelle gewesen. Eine Erklärung dafür hatte der 25-Jährige nicht: "Ich kann brüllen, schreien, aggressiv sein – aber wir machen es nicht. Was wir in den letzten Spielen angeboten haben, ist einfach nur bodenlos. Das ist nicht Dynamo Dresden." Es tue ihm "leid für die Fans und die Leute, die sich von außerhalb den Arsch aufreißen, uns Videos schicken und schreiben, dass sie hinter uns stehen. Dafür muss ich mich entschuldigen im Namen der Mannschaft. So geht es einfach nicht weiter!"
Seit vier Spielen ohne Tor
Angesprochen auf Brolls Interview meinte Markus Kauczinski auf der Pressekonferenz nach dem Spiel: "Da hat er recht. Ich hoffe, dass er das seinen Kollegen auch gleich in der Kabine sagt." Der Trainer stimme ihm zu, dass "wir in den Zweikämpfen viel zu viel Abstand gelassen haben und nicht reingekommen sind. Die Spiele sind da um Punkte zu holen, aber so wird das nicht gelingen. Das tut total weh. Auch in der Höhe ist der Sieg für Halle verdient." Dresden habe die Durchschlagskraft gefehlt, um gefährlich zu werden. "Halle war immer diesen Tick giftiger, spritziger. Mit dem 0:2, das zu einfach fällt, ist es dann wild geworden. Wir haben es nicht geschafft, gefährlich zu werden", so Kauczinski. Wieder einmal war das Toreschießen das große Manko – Dynamo hat seit mittlerweile über vier Spielen nicht mehr getroffen und kam erst nach 39 Minuten zur ersten nennenswerten Chance. Doch weder Christoph Daferner, noch Luka Stor oder der zur Pause eingewechselte Philipp Hosiner hatten zwingende Möglichkeiten.
Dieser Umstand regte auch Broll auf. Mit Blick auf die Konkurrenz meinte der Keeper: "Der Fußballgott meint es wahrscheinlich zu gut mit uns! Die anderen verkacken auch. Die sind auch zu blöd." Das traf unter der Woche zu, als Hansa Rostock, 1860 München und der FC Ingolstadt nicht gewinnen konnten, während die Dresdner noch in Quarantäne waren. Am Samstagnachmittag jedoch gewannen alle drei Mannschaften und ließen die Sachsen auf Platz vier abrutschen. Zwar hat Dynamo noch zwei Nachholspiele und könnte schon mit einem Sieg und einem Unentschieden den zweiten Rang zurückerobern. Ohne eine deutliche Steigerung wird das aber nicht gelingen.
Was wird aus Kauczinski?
Die Zwangspause und das große Verletzungspech (elf Spieler fehlten) wollte auch Kauczinski nicht als Ausrede gelten lassen: "Dass nicht alles gut eingespielt sein kann und nach 80 Minuten vielleicht ein paar Körner fehlen, war mir klar." Was seine Mannschaft aber über die gesamte Spielzeit ablieferte, gehe "auf keinen Fall." Auch Tim Knipping fand gegenüber den "Dresdner Neusten Nachrichten" deutliche Worte: "Ich muss ehrlicherweise sagen, dass ich mich für unsere Leistung schäme. Das hatte nichts mit Fußball zu tun."
Schon am Mittwoch gibt es die Chance auf Wiedergutmachung, wenn der MSV Duisburg im Rudolf-Harbig-Stadion gastiert. "Wir müssen einen kühlen Kopf bewahren", blickte Marvin Stefaniak im Vereins-TV voraus. Kauczinski betonte derweil: "Ich habe immer gesagt, dass 59 Punkte für den Aufstieg nicht reichen. Jetzt haben wir es schwarz auf weiß." Eine weitere Niederlage darf sich Dynamo mit Blick auf die Tabelle am Mittwoch nicht erlauben – spätestens dann dürfte die Luft für Kauczinski endgültig dünn werden.