Dynamo Dresden: Woran Markus Kauczinski gescheitert ist

Auch wenn Dynamo Dresden den Aufstieg und gar die Meisterschaft weiterhin in eigener Hand hat, ist Trainer Markus Kauczinski nach vier sieg- und torlosen Spielen am Sonntagvormittag freigestellt worden. liga3-online.de erklärt, woran der 51-Jährige gescheitert ist.

Aufstellung

Im Laufe einer Saison, gerade in Englischen Wochen, mal zu rotieren, ist nicht ungewöhnlich. Doch die Art und Weise, wie es Kauczinski in den letzten Partien handhabte, überraschte dann doch. So hatte der Dynamo-Coach in Unterhaching anstelle der eigentlich gesetzten Heinz Mörschel und Philipp Hosiner mit Marvin Stefaniak und Agyemang Diawusie zwei Akteure aus der zweiten Reihe aufgeboten. Für Stefaniak war es der erste Startelf-Einsatz seit Ende Januar, Diawusie stand erstmals seit Mitte Februar überhaupt mal wieder im Kader.

Auch dass Top-Scorer Christoph Daferner zur Pause ausgewechselt und Philipp Hosiner erst sechs Minuten vor dem Ende kam, mutete etwas seltsam an. Gegen Halle saß Hosiner trotz einer Quote von neun Toren und sieben Vorlagen in 28 Spielen ebenfalls zunächst nur auf der Bank, während Luka Stor (ein Tor in elf Spielen) von Beginn an ran durfte. Ob sich Kauczinski damit ein Gefallen getan hat? Fakt ist: Sowohl gegen Unterhaching als auch gegen Halle blieb der Angriff komplett harmlos.

Personalprobleme

Ein Stück weit waren Kauczinski allerdings auch die Hände gebunden. Mit Sebastian Mai (Gelb-Sperre), Heinz Mörschel (Muskelfaserriss), Jonathan Meier, Leroy Kwadwo (beide Reha nach Muskelfaserriss), Robin Becker (Reha nach Kreuzband-OP), Marco Hartmann (Reha nach Knie-OP), Patrick Weihrauch (Reha nach Sprunggelenks-OP), Patrick Wiegers, Maximilian Großer (beide Reha nach Knie-OP), Ransford-Yeboah Königsdörffer und Pascal Sohm (beide Corona-Quarantäne) fielen gegen Halle gleich elf Spieler aus – darunter mehrere Akteure, die eigentlich gesetzt sind. Auch in den letzten Wochen musste Dresden auf zahlreiche Akteure verzichten.

Lange konnte Dynamo diese Ausfälle kompensieren. Doch dass derzeit auch die im Winter verpflichteten Mörschel und Kwadwo, die jeweils für verletzte Spieler geholt worden waren, nun ebenfalls ausfallen, war dann noch zu viel. Als Ausrede für die schwache Leistung gegen Halle und Unterhaching taugen die Personalprobleme aber nicht. Schließlich war die Startelf gegen Halle laut "transfermarkt.de" 4,55 Millionen Euro wert. Die HFC-Elf brachte es dagegen lediglich auf 2,85 Millionen Euro.

Keine Ideen mehr

Ohne Tore keine Siege: Es ist eine einfache Formel, die Dynamo – und damit auch Kauczinski – in den letzten Wochen zum Verhängnis geworden ist. Nach den deutlichen 4:0-Erfolgen gegen Ingolstadt und Meppen ist die Offensive der Sachsen mächtig ins Stottern gekommen, mittlerweile wartet Dynamo schon seit Mitte März auf einen Treffer. Weder Top-Torjäger Christoph Daferner, noch Philipp Hosiner oder Pascal Sohm nutzten in den letzten Wochen ihre Chancen. Doch woran lag das?

Hat Kauczinski nicht mehr die richtigen Worte gefunden, die Spieler nicht mehr kitzeln können? Vielleicht hätte er innerhalb der Kabine häufiger auf den Tisch hauen müssen. Das tat er offensichtlich zu selten. Seine Ansage vor dem Spiel in Unterhaching, "Wer jetzt noch nicht verstanden hat, dass es in die entscheidende Phase geht, den kann ich nicht gebrauchen", verhallte jedenfalls wirkungslos. Klar scheint zudem: Kauczinski sind zuletzt die Ideen ausgegangen, wie die Offensivflaute behoben werden kann – seine Umstellungen in der Startelf und Auswechslungen im Spiel verpufften allesamt, auch eine Reaktion war ausgeblieben. Stattdessen trat der einst souveräne Tabellenführer zuletzt verunsichert auf. Auch taktisch gingen Kauczinski zuletzt die Ideen aus, die Dynamo-Spielweise ist ausrechenbar geworden.

Fehlendes Vertrauen

Letztlich ist Kauczinski aber auch am fehlenden Vertrauen durch die Vereinsführung gescheitert. Schon vor Wochen hätte Sport-Geschäftsführer Ralf Becker mit einer Verlängerung des am Saisonende auslaufenden Vertrages Fakten schaffen, sich damit klar zu Kauczinski bekennen und Vertrauen auch in der Mannschaft schaffen können. Tat er aber nicht, sondern verweis immer wieder auf das gemeinsame Ziel: den Aufstieg. Die Notwendigkeit, über eine vorzeitige Verlängerung einen Impuls im Endspurt um die 2. Liga zu setzen, sah Becker nicht, wie er am Rande des Unterhaching-Spiels sagte: "Wir haben alle ein wahnsinnig gutes Arbeitsklima. Ich glaube nicht, dass wir da einen zusätzlichen Impuls brauchen."

Natürlich wäre eine vorzeitige Verlängerung keine Garantie für den Aufstieg gewesen, Rückendeckung hätte sie aber in jedem Fall vermittelt. Eine Tatsache, die gerade in der aktuellen Zeit von Bedeutung ist. Und so sind es mehrere Gründe, die zum Ende der Amtszeit von Kauczinski führten. Gut möglich, dass sein Nachfolger bereits am Mittwoch im Nachholspiel gegen den MSV Duisburg auf der Bank sitzen wird.

   

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