Reisinger entfacht das KFC-Feuer: "Will das Bedingungslose sehen"
Mit dem 2:0 bei Türkgücü München hat der KFC Uerdingen nach zuvor drei Pleiten in Folge ein Lebenszeichen im Abstiegskampf gesendet. Auf der Zielgeraden will Interimstrainer Stefan Reisinger nun über die Motivation zu den nötigen Punkten kommen, die der KFC im Abstiegskampf noch braucht. Doch Reisingers Zeit läuft ab – wieder einmal.
"Ich kann nicht zaubern"
Wenn beim KFC Uerdingen der Baum brennt, dann ist meist Stefan Reisinger der Feuerwehrmann. Zusammengerechnet hat der Ex-Profi zwar nur fünf Spiele als KFC-Coach begleitet, ist seit Jahren aber die beständigste Kraft im Uerdinger Umfeld. Doch nach 15 Werktagen ist die Zeit an der Seitenlinie für Reisinger wieder abgelaufen – obwohl er in München einmal mehr eindrucksvoll bewies, dass er die KFC-Spieler gerade in Hinsicht auf ihre Motivation erreichen kann. "Ich habe gesagt, ich kann nicht zaubern, aber was ich kann, ist das Maximum von der Intensität rauszuholen", erklärte Reisinger am Mikrofon von "MagentaSport", was in den letzten Tagen von ihm erwartet wird.
Gibt es für den Interimstrainer eine Lösung für die letzten fünf Spiele? Fakt ist, dass Reisinger im letzten Jahr nicht in den Lehrgang für den DFB-Fußballlehrer kam, in diesem Jahr gab es aufgrund der Corona-Pandemie keine Möglichkeit. Die neuen Verantwortlichen der Noah Group haben jedoch das Vertrauen in Reisinger – genauso, wie der Coach andersherum. "Das ist alles jetzt wirklich sehr professionell. Sie haben alles hinterfragt, vom Training bis zu den Spielern. Sie haben gesagt, wir vertrauen dir, du kriegst das hin", berichtet der 39-Jährige. Möglicherweise wird eine Regelung gefunden, wie Reisinger das Team weiterhin betreuen kann. Schon einmal sprang ein Cheftrainer als Bindeglied für den zeitgleichen Teamchef ein.
Reisinger fordert den Willen
Unbestritten ist die Leistung, die der KFC gegen Türkgücü München vor allem in der zweiten Hälfte zeigte. Eine klare Steigerung gegenüber den ersten torlosen 45 Minuten brachte den Uerdingen nicht nur den Sieg, sondern auch einen Anschluss an das rettende Ufer in der Tabelle – vor dem Montagsspiel fehlt nur noch ein Punkt. "Wir waren sehr, sehr, sehr verunsichert im Ballbesitz und hatten sehr viele leichte Ballverluste", beobachtete Reisinger anfangs, was nach drei Niederlagen in Folge nicht verwunderte. Aber die wenigen Chancen, die sich Uerdingen in diesem Abschnitt erspielte, nahm der Interimscoach als Aufhänger, um an dem Plan festzuhalten. "Wir müssen gucken, dass jeder Einzelne für sich einhundert Prozent abruft in jedem Zweikampf", so Reisinger.
Deswegen wollte der Coach seinen Spielern auch Aktionen zugestehen, die nicht positiv enden. Beispielsweise im Fall von Muhammed Kiprit. "Chancen vergeben kann jeder und Fehler machen darf jeder, aber ich will das Bedingungslose sehen über 90 Minuten", kritisierte Reisinger, dass er junge Stürmer auf weite Strecke zu wenig zeigte – was nicht auf die Qualität des Angreifers zurückzuführen war. Denn auch Torschütze Kolja Pusch wusste um die eigenen Stärken: "Wir sind alle Fußball-Profis, wir haben viel eingesteckt dieses Jahr. Aber wir sind eine gute Mannschaft, das wollen wir zeigen." Im besten Fall mit Stefan Reisinger. Am kommenden Samstag steht nun das Nachholspiel gegen Dresden ein. Mit einem weiteren Sieg würde der KFC die Abstiegsränge verlassen.