Kommentar zum Beck-Aus beim FCM: Seine Fußstapfen bleiben

Viele hatten diesen Moment gefürchtet, jetzt ist er eingetreten: Die Wege von Christian Beck und dem 1. FC Magdeburg werden sich im Sommer trennen, das gab der Klub am Mittwochabend bekannt. Sportlich ist die Entscheidung nachvollziehbar, dennoch schwingt ordentlich Wehmut mit. Ein Kommentar.

Warum ein Abgang besser ist als die zweite Reihe

Schluss machen ist schwierig. Gerade dann, wenn die emotionale Bindung eine besonders enge war, wenn die Beziehung über viele Jahre dauerte, die schönen Momente klar die schlechten überwiegen – und wenn man nicht in Unmut aufeinander die Verbindungen kappt, sondern schlicht im Wissen, dass es für beide Seiten die bessere Lösung ist. Klingt abgedroschen, ist aber im Fall von Christian Beck und dem 1. FC Magdeburg tatsächlich so. Warum sich noch weiter mit einer Joker- oder gar Zuschauerrolle quälen, für die der Vollblutstürmer nie gemacht war? Obgleich Beck, der den Klub von der Regionalliga in die 2. Bundesliga schoss, immer ein hervorragender Sportsmann war und auch immer wieder Angebote anderer Vereine ausgeschlagen hatte: Dem Status, den er sich in der Börde erarbeitet hat, würde das dauerhafte Verbannen in die zweite Reihe, womöglich verbunden mit einem leistungsbezogenen Einjahresvertrag, kaum gerecht werden.

Die Zahlen zeigen recht deutlich, wie sehr Christian Beck das vergangene Jahrzehnt beim FCM geprägt hat. Mehr als 120 Tore in Punktspielen, dazu diverse im Pokal, kein Jahr ohne zweistellige Torbilanz – selbst in der schwierigen Zweitliga-Saison, in der Beck auf dem Zenit seiner Karriere angelangt war, traf er zuverlässig – und begleitete den FCM zurück in die 3. Liga. Doch schon während der vergangenen Spielzeit hatte der Abwärtstrend schleichend eingesetzt: Beck stand zwar noch regelmäßig in der Startelf, traf nach dem Jahreswechsel aber nur noch in zwei von 18 Spielen. Die vielen Trainerwechsel dieser Zeit waren seiner Situation nicht förderlich: Noch unter Thomas Hoßmang legte Beck Anfang 2021 das Kapitänsamt nieder, als der FCM auf Platz 19 stand. Nachfolger Christian Titz startete seine beeindruckende Rettungsserie – allerdings ohne Beck, der serienweise gar nicht für den Kader nominiert wurde, erst zuletzt gegen Duisburg kam er aufgrund der früheren Verletzung von Kai Brünker mal wieder zu einem längeren Einsatz. Es war erst sein 24. Einsatz in dieser Saison, zur Startelf gehörte er nur elfmal. Noch ernüchternder ist sein Torkonto: Erst einmal konnte er treffen.

Beck braucht einen Abschied vor Fans

Genug Fingerzeige dafür, dass die Zeit des Torjägers allmählich abgelaufen scheint. Das auszusprechen, wird Magdeburger Anhängern nicht leicht fallen, mancher mochte diesen Moment schon im Augenblick des größten Erfolgs gefürchtet haben. Lebende Vereinsikonen zu verabschieden, passiert selten, ist pikant und birgt manchmal sogar Konfliktpotenzial. Bei Beck wird das nicht so sein, dafür ist er reflektiert genug. Seine Enttäuschung ist nachzuvollziehen, sie gehört auch dazu im Geschäft Profifußball. Er selbst hatte darauf gehofft, seine Karriere in Magdeburg beenden zu können. Doch 33 ist noch kein Alter zum Aufhören. Umso wichtiger und wertschätzender ist das Angebot des Klubs, ihn im Anschluss an die Spielerlaufbahn in den Verein einzubinden, was auch immer sich dahinter verbergen wird – wir werden es womöglich in einigen Jahren sehen. Zuvor verdient sich Christian Beck ein Abschiedsspiel, zumindest aber eine Verabschiedung vor den vollen Tribünen im Magdeburger Stadion. Sie würden ihren doppelten Aufstiegshelden nochmals huldigen, das steht schon jetzt fest.

Viel vorzuwerfen ist dem Verein indes nicht. Der FCM argumentiert zurecht, mit Kai Brünker einen ähnlichen Spielertypen bereits im Kader zu wissen, Brünker ist zudem deutlich jünger. Allein fehlen ihm (noch) die dauerhaften Torquoten – hier bleiben zunächst Becks große Fußstapfen, ob Brünker oder ein anderer einmal sein Nachfolger wird sein können, ist noch nicht abzusehen. Schlauer sind wir in anderer Frage, die sich mancher seit Jahren stellte: Die Mannschaft hat in den vergangenen Wochen nachgewiesen, nicht mehr von Christian Beck abhängig zu sein. Auch das klingt hart, ist aber für eine Profimannschaft ein gutes Zeichen. Oder, um im harmonischen Ton zu bleiben: Nun ist ein nachvollziehbarer Zeitpunkt, die schwere Entscheidung zu verkünden. Die ersten Reaktionen der Fans belegen das – und lassen vermuten, dass dem 1. FC Magdeburg und Christian Beck eine Trennung in jener Würde gelingt, die sich der FCM-Ausnahmestürmer in achteinhalb Jahren verdient hat.

   

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