"Der Tupfen auf dem i": Schiri-Wut bei Landerl nach Abstieg
Durch das 1:2 gegen den FSV Zwickau ist der Abstieg des VfB Lübeck nach nur einem Jahr besiegelt. Trainer Rolf Landerl regte sich nach Abpfiff über die Schiedsrichterleistung auf – und fand deutliche Worte.
Trainer vermisst Fingerspitzengefühl
Der VfB Lübeck hätte ein kleines Wunder gebraucht, um den Abstieg in den letzten beiden Partien doch noch abzuwenden, nun steht der Gang in die Regionalliga schon nach dem 37. Spieltag fest. Unter dem Strich war die Niederlage gegen Zwickau zwar nicht unverdient, kam durch eine rote Karte gegen Tommy Grupe in der 57. Minute beim Stand von 1:1 aber auch unglücklich zustande. Im Anschluss an einen Zweikampf trat der Lübecker Kapitän in Richtung von Gegenspieler Dustin Willms, was Schiedsrichter Lukas Benen als Tätlichkeit interpretierte.
"Die rote Karte kannst du in dieser Situation nicht geben", meinte Rolf Landerl am Mikrofon von "MagentaSport", nachdem er zuvor wegen Meckerns die gelbe Karte gesehen hatte. Der VfB-Trainer hatte nach Schlusspfiff vehement auf den Unparteiischen eingeredet und ihn bis in den Spielertunnel begleitet – Sportdirektor Rocco Leeser musste ihn zurückhalten. "Da musst du ein bisschen Fingerspitzengefühl zeigen und wenn man das nicht hat, tut es mir leid", echauffierte sich Landerl. Auch wenn die 3. Liga eine "Ausbildungsliga" sei, könne man als Schiedsrichter in einem derart bedeutenden Spiel, wo es um die allerletzte Chance einer Mannschaft gehen, "nicht so auftreten", redete sich der Österreicher in Rage.
"Der Tupfen auf dem i"
Beim Blick auf die Szene bemängelte der Österreicher, dass Grupe zuvor lange festgehalten worden sei und bezeichnete den angedeuteten Tritt als "Schritt Richtung Gegner. Da kann man Gelb geben. Wir haben dieses Jahr so viele Situationen gegen uns gehabt, in denen wir den Mund gehalten haben. Das ist vielleicht auch falsch", mutmaßte Landerl wütend. "Wenn du das nicht machst, wie andere Vereine oder Trainer, kriegst du das auch noch gegen dich." Diese Entscheidung sei "der Tupfen auf dem i", auch wenn es durchaus noch andere Gründe für den Abstieg gebe: "Klar hätten wir in den anderen Partien die Punkte holen müssen. Aber nun ist die Enttäuschung maßlos, es tut unglaublich weh, bei dem was wir versucht und investiert haben dieses Jahr. Wir sind oft aufgestanden, haben weitergemacht, gegen alle Widerstände", so Landerl.
Auch für Mirko Boland war die rote Karte nicht nachzuvollziehen: "Die Entscheidung ist sehr, sehr hart. Tommy ist so ein fairer Sportsmann. Ich würde ihm niemals unterstellen, dass er nachtritt." Der Platzverweis sei der Knackpunkt im Spiel gewesen: "Wir haben nochmal alles versucht, kriegen dann das 1:2 und da war das Ding durch", so der Mittelfeldmann. "Es tut gerade weh und ist einfach scheiße und kacke." Der 34-Jährige wird dem Verein auch nach dem Abstieg erhalten bleiben.
Landerl verabschiedet sich nach fünf Jahren
Anders sieht es auf der Trainerposition aus. Durch den Abstieg wird es für Landerl an der Lohmühle nicht weitergehen. Nach fünf erfolgreichen Jahren geht er aber nicht im Groll: "Der Klub, die grün-weißen Farben haben einen Platz in meinem Herzen, keine Frage." Der 45-Jährige hatte die Hanseaten erstmals in die 3. Liga geführt, dort aus 37 Spielen aber nur acht Siege geholt. Auf seinen Coach angesprochen, sagte Boland: "Ich bin jetzt ein Jahr hier, Rolf ist ein unglaublich emotionaler Trainer, der sehr viel Herzblut in den Verein reingesteckt hat. Er hat über viele Jahre etwas aufgebaut. Wenn der Verein so entscheidet, muss man das akzeptieren."
Somit bleibt dem VfB nur noch das Auswärtsspiel in Rostock am kommenden Samstag, wo er allerdings noch entscheidend ins Aufstiegsrennen eingreifen kann. "Gerade für unsere Zuschauer gilt es, am letzten Spieltag nochmal alles zu geben. Du musst Sportsmann genug sein und bis zum Ende alles raushauen", versprach Boland.