Fehlentscheidungen: Wer am häufigsten benachteiligt wurde
Nach jedem Spieltag analysiert Ex-FIFA-Schiedsrichter Babak Rafati exklusiv für liga3-online.de die strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen. Doch wer wurde in der zurückliegenden Spielzeit am häufigsten benachteiligt und wer profitierte am meisten? liga3-online.de klärt auf.
FCK und FCI jeweils 16 Mal benachteiligt
197 Mal lagen die Schiedsrichter in der Saison 2020/21 laut Rafati in den vom ihm begutachteten Szenen daneben. Die meisten Fehlentscheidungen mussten der 1. FC Kaiserslautern und der FC Ingolstadt hinnehmen: Jeweils 16 Mal sind beide Klubs benachteiligt worden, vor allem in Elfmeterszenen: Während beim FCI zehn Fehlentscheidungen bei Strafstößen zustande kamen, waren es beim FCK derer neun. Der 1. FC Magdeburg und der SC Verl sind jeweils 14 Mal benachteiligt worden, Zwickau zwölfmal und Rostock elfmal.
Die wenigsten Fehlentscheidungen gab es gegen Köln (5). Größter Streitpunkt sind die Strafstöße, hier entschieden die Unparteiischen Rafati zufolge 107 Mal falsch, was einen Anteil von 54 Prozent aller Fehlentscheidungen ausmacht.
Erläuterungen:
- Tor: Eigenes Tor wird aberkannt oder Gegentor durch Fehlentscheidung (Abseits, Foulspiel vorangegangen etc.)
- Elfmeter: Elfmeter wird nicht gegeben oder unberechtigter Elfmeter gegen sich
- Platzverweis: Unberechtigter Platzverweis gegen sich oder Gegner erhält unberechtigterweise keinen Platzverweis
Köln profitierte am häufigsten
Mit Abstand am häufigsten von Fehlentscheidungen profitiert hat Viktoria Köln: Gleich 21 Mal wurden Pfiffe laut Rafati fälschlicherweise zugunsten der Höhenberger ausgelegt – darunter in neun Elfmeterszenen. Hansa profitierte immerhin 17 Mal, Bayern II, Saarbrücken und 1860 München jeweils in 14 Szenen. Ingolstadt (zusammen mit dem FCK am häufigsten benachteiligt) wurde 13 Mal zu Unrecht bevorzugt (Platz 6), Kaiserslautern zehnmal (Platz 8). Am seltensten profitierten die Absteiger Lübeck (4 Mal) und Meppen (3).
Erläuterungen:
- Tor: Gegnerischer Treffer wird aberkannt oder eigener Treffer gegeben trotz Fehlentscheidung
- Elfmeter: Gegner erhält berechtigten Elfmeter nicht oder unberechtigter Elfmeter erhalten
- Platzverweis: Unberechtigter Platzverweis gegen den Gegner oder eigenes Team erhält unberechtigterweise keinen Platzverweis
Glück vs. Pech
Gleichen sich die Entscheidungen im Laufe der Saison aus? Bei Halle (9x benachteiligt, 9x profitiert), Uerdingen (8/8), Dresden (9/8), Türkgücü (8/7), Unterhaching (8/7) und Wiesbaden (7/6) kommt das hin. Bei vielen Klubs aber nicht. So hatte Viktoria Köln deutlich mehr Glück als Pech und kommt in der Differenz beider Werte auf 16 – mit Abstand die Liga-Spitze. Auch Saarbrücken (7), Bayern II und Rostock (jeweils 6) weisen einen vergleichsweise hohen Wert auf. Deutlich mehr Pech als Glück hatten gegen Magdeburg und Verl (jeweils 7) sowie Meppen und Kaiserslautern (jeweils 6).
Auswirkungen auf die Tabelle?
Ob es einen Zusammenhang zwischen falschen Schiedsrichter-Entscheidungen und der Tabellenplatzierung einer Mannschaft gibt, lässt sich nicht eindeutig klären. Während der FCK mit 16 falschen Pfiffen Platz 14 belegt, ist Ingolstadt mit der gleichen Anzahl von Fehlentscheidungen aufgestiegen. Beide Vereine profitierten in etwa gleich häufig von Fehlentscheidungen. Dass Köln am häufigsten profitierte und am wenigsten benachteiligt wurde, führt in der Tabelle "nur" zu Platz 12. Bayern II ist trotz der Tatsache, am dritthäufigsten profitiert zu haben, abgestiegen. Gleichzeitig ist Rostock, das ebenfalls vergleichsweise häufig von falschen Entscheidungen profitierte, aufgestiegen. Auffällig aber: Mit Lübeck und Meppen sind die beiden Klubs abgestiegen, die am wenigsten bevorzugt worden sind.
Allerdings spielt es auch natürlich immer eine Rolle, welche Entscheidungen jeweils falsch waren und welchen Einfluss sie auf den weiteren Spielverlauf hatten. Ein weiteres Problem: Es gibt keine Garantie dafür, dass nicht gegebene Elfmeter tatsächlich verwandelt worden wären. Aus diesen Gründen lässt sich auch keine "Wahre Tabelle" erstellen. Insgesamt gab es in der zurückliegenden Spielzeit Rafati zufolge etwas mehr Fehlentscheidungen (197) als in der Saison davon (192).