Saisonprognose #3: Köln, Magdeburg, Zwickau, Halle

Na endlich: Der Saisonauftakt rückt näher, wir bewegen uns allmählich in Richtung Normalität und dürfen auf ordentliche Zuschauerkulissen in den Stadien hoffen. Das steigert die Vorfreude auf das Drittliga-Jahr 2021/22. Wer wird oben mitspielen, wer muss den Abstieg fürchten, wer überrascht und wer droht zu enttäuschen? Im dritten Teil schauen wir ins Mittelfeld – darunter sind sämtliche verbliebenen Ostklubs der 3. Liga.

Sportliche Lage: Der frühzeitige und letztlich souveräne Klassenerhalt als Tabellenzwölfter täuschte ein wenig hinweg über die schwierige Saison am Höhenberg, besonders der Winter hatte es in sich. Da trudelte die Viktoria bis in den Abstiegskampf, gewann nur eines von elf Spielen, Trainer Pavel Dotchev musste gehen. Nachfolger Olaf Janßen stabilisierte die Rheinländer schnell, am Ende sah die Rückrundenbilanz (Platz 8) sogar sehr ordentlich aus. Doch nun muss sich Köln mit einem erheblichen Umbruch auseinandersetzen, kurz vor dem Saisonstart fehlen noch etliche Spieler.

Transfers: 14 Abgängen stehen erst fünf Neue gegenüber, allein der quantitative Gegensatz macht schon misstrauisch. Derzeit umfasst das Aufgebot erst 18 Spieler. Dazu kommt die Qualität, die auf der rechten Rheinseite verlorenging: Kapitän Mike Wunderlich, der dem Klub seines Vaters Franz den Rücken kehrte und sich dem 1. FC Kaiserslautern anschloss, ist kaum zu ersetzen. Auch Flügelstürmer Lucas Cueto (Karlsruher SC), der zu den schnellsten Spielern der Liga zählte, und der in der Rückrunde ausgeliehene und eingeschlagene Verteidiger Michael Schultz (Braunschweig) werden fehlen. Die wenigen Neuen lassen wiederum aufhorchen: Dass Marcel Risse (31) fest vom großen Stadtrivalen FC verpflichtet werden konnte, ist ein kleiner Coup, auch Linksverteidiger Daniel Buballa (31/St. Pauli) bringt enorm viel Erfahrung mit. Federico Palacios (23/Regensburg) soll der nächste Torjäger werden. Was allerdings fehlt, ist neben Spielern für die Außenpositionen ein Spielmacher, wie es Wunderlich war. Der Star sitzt mit Geschäftsführer Andreas Rettig künftig auf der Tribüne.

Vorbereitung: Ein Sieg über Porz (3:0), dann eine klare Niederlage im ersten Härtetest gegen den Karlsruher SC (1:5) sowie ein 2:2-Remis gegen ein mit Talenten gespicktes Team von Erstligist Borussia Mönchengladbach stehen bislang in der Bilanz der dreiwöchigen Vorbereitung.

Prognose: Mit dem jetzigen Kader darf der Janßen-Mannschaft nicht viel zustoßen, sonst warten erhebliche Personalprobleme. "Extrem schwierig" nannte der Trainer die Situation, die verwundert, weil Viktoria die Planungen für das neue Jahr früher als viele Konkurrenten beginnen konnte. Platz 9 bis 12 wäre derzeit eine angemessene Einordnung – sollten noch mehr Hochkaräter kommen, kann es natürlich auch weiter nach oben gehen.

 

Sportliche Lage: Alles neu macht der Titz – beim FCM herrscht vorsichtiger Optimismus, was die anstehende Saison 2021/22 betrifft. Nach drei eher ernüchternden Jahren mit einer phasenweisen sportlichen Irrfahrt soll der Elbdampfer wieder auf Kurs kommen und mit dem Abstiegskampf, der trotz Platz 11 in der Endabrechnung ein treuer Begleiter der vergangenen Spielzeit war, nichts mehr zu tun haben. Mit einem stark verjüngten Kader und der Rückkehr der Fans bricht eine neue Ära an – in Christian Beck hat der letzte Spieler der früheren Erfolgsgeneration und noch dazu eine absolute Führungsfigur seine Zelte in Magdeburg abbrechen müssen.

Transfers: Becks Fehlen allein kann der FCM rein sportlich mittlerweile kompensieren, das von Rückrunden-Star Baris Atik hätte mehr geschmerzt. Glücklicherweise hat dieser seinen Vertrag um ein Jahr verlängert. In Torwart Morten Behrens (Darmstadt 98) und Thore Jacobsen (Rückkehr zu Bremen nach Leihe) fehlen zwei Stammspieler. Aufgefüllt hat Magdeburg ihre sowie zehn weitere Abgänge vorrangig mit U23-Akteuren, sieben der neun Neuen erfüllen dieses Kriterium, fast alle stammen aus der Regionalliga. Das Plus an Erfahrung müssen Spieler wie Connor Krempicki (26, Mittelfeld, MSV Duisburg) und Amara Condé (24, Mittelfeld, RW Essen) bringen – letzteren kennt Erfolgstrainer Titz aus seiner Zeit im Ruhrgebiet noch bestens. Ebenfalls neu beim FCM sind Jason Ceka, Luca Schuler (beide Schalke II), Tim Sechelmann (1. FC Köln II), Julian Rieckmann (Bremen II), Tobias Knost (HSV II) und die Torhüter Dominik Reimann (Kiel) und Benjamin Leneis (Augsburg), die sich um den Stammplatz im Tor duellieren. Darüber hinaus wurden Maximilian Franzke (St. Pauli) und Florian Kath (SC Freiburg) fest verpflichtet.

Vorbereitung: Noch gab es keine Niederlage in den Testspielen, dafür sogar ein sattes 8:1 gegen Regionalligist Tennis Borussia Berlin und auch ein 2:1 über Erzgebirge Aue aus der zweiten Liga. Zur Generalprobe wartet am kommenden Wochenende Hannover 96.

Prognose: Titz sowie Sportdirektor Otmar Schork läuten eine neue Periode beim FCM an, eine bessere Basis als die überragende Rückrunde, als Magdeburg zwischenzeitlich elfmal in Folge ungeschlagen blieb, gibt es kaum. Auch spielerisch wussten die Elbstädter zu überzeugen, entsprechend darf Magdeburg nach zwei Jahren im Drittliga-Abstiegskampf vorsichtig wieder nach oben schielen. Die Buchmacher zählen den FCM nach 1860 und zusammen mit dem FCK sogar zu den Top-Favoriten, in der Trainer-Umfrage von liga3-online.de erhielt Blau-Weiß immerhin die viertmeisten Stimmen. Platz 3 bis 7 erscheint realistisch, wenngleich dem jungen Team aber Zeit zur Entwicklung eingeräumt werden muss – niemand spielt sofort die Sterne vom Himmel. Ein Platz im oberen Tabellenmittelfeld, dazu mal wieder mehr Siege als Niederlagen – das würde dem Anhang auch schon sehr zusagen.

 

Sportliche Lage: Einmal mehr überraschte der FSV Zwickau mit Tabellenplatz zehn viele, denn für gewöhnlich gelten die Sachsen mit einem klar im unteren Drittel der Liga angesiedelten Etat und wenigen nominellen Hochkarätern im Kader als Abstiegskandidat. Sollten sie das dieses Jahr auch sein, nachdem das Team um Trainer Joe Enochs die 3. Liga einmal mehr Lügen gestraft hat?

Transfers: Vom Interesse höherklassiger Klubs an den auffälligsten Akteuren bleibt man auch in Zwickau nicht verschont. Rechtsaußen Morris Schröter, der in den vergangenen Jahren eine fabelhafte Entwicklung nahm und Topscorer war, geht zu Zweitliga-Aufsteiger Dynamo, Achter Leon Jensen – zwischenzeitlich suspendiert – zum Karlsruher SC. Dazu endete die Leihe von Innenverteidiger Jozo Stanic (Augsburg, nun in Wiesbaden). Die getätigten Zugänge lesen sich aber sehr ordentlich: Mit Nils Butzen (28), Max Reinthaler (26) und Luca Horn (22) stießen gleich drei Akteure von Hansa Rostock nach Westsachsen. Adam Susac (32/Osnabrück) und Dominic Baumann (26/Würzburg) kommen von künftigen oder ehemaligen Zweitligisten, auch von der Rückkehr Patrick Göbel (27) darf einiges erhofft werden. Spannend auch der sechste Neue: Johan Gomez, 19 Jahre junger Stürmer, kommt von der Reserve des FC Porto. Kann er die "Regentschaft" des doppelt so alten Ronny König im Sturmzentrum beenden? Ebenfalls neu beim FSV sind die Youngster Felix Brand (FCA Walldorf II) und Yannic Voigt (Auerbach).

Vorbereitung: Teils deutliche Siege gelangen gegen die drei Nordost-Regionalligisten Chemie Leipzig (7:1), Carl Zeiss Jena (2:1) und den ZFC Meuselwitz (2:0). Gleich zum Auftakt gab es dazu eine 1:5-Schlappe gegen den 1. FC Nürnberg. Gegner des letzten Tests ist der tschechische FK Usti nad Labem.

Prognose: Auch aufgrund der namhaften Verpflichtungen landet der FSV in diesem Jahr nicht auf der roten Liste der bedrohten Drittligisten: Platz 11 bis 14 kann die Enochs-Elf schaffen, wenn sie weiterhin so unbequem bleibt wie in den vergangenen Jahren.

 

Sportliche Lage: Mit vier Siegen aus fünf Spielen katapultierte sich der HFC im Mai noch in die obere Tabellenhälfte und täuschte damit gekonnt über alle Strapazen hinweg, die die 33 vorherigen Spieltage in petto hatten. Bezeichnend war, dass es lange dauerte, bis man sich an der Saale zum Verbleib von Cheftrainer Florian Schnorrenberg durchringen konnte – noch im Frühjahr stand er vor dem Aus. Es bleibt ein unsicheres Gefühl bei der Sache, eine Vorahnung, dass das sportliche Fundament ein bisschen wackelig, fragil wirkt. Als stabilisierende Instanz ist 18-Tore-Stürmer Terrence Boyd aber weiterhin an Bord.

Transfers: Innenverteidiger Stipe Vucur (Steaua Bukarest), der von Darmstadt in der Rückrunde ausgeliehene Flügelflitzer und Rückkehrer Braydon Manu sowie Sechser Antonios Papadopoulos (BVB II) zählen zu den Spielern, die in Halle vermisst werden, das halbe Dutzend übriger Abgänge konnte sich nicht ausreichend empfehlen. Dafür sind unter dem früheren Dresdener Ralf Minge, seit Mai als Sportdirektor im Amt, Ex-SGDler hinzugestoßen, darunter der frühere Torschützenkönig Justin Eilers (33/zuletzt in Verl) und Niklas Kreuzer (28), der direkt aus Dresden kam. Sechser Louis Samson (26/Aue) geht nach fünf Jahren 2. Liga den Weg zurück und könnte ein Schlüsselspieler werden. Potenzial zur Überraschung hat Tom Zimmerschied (22), Rechtsaußen vom österreichischen Zweitligisten Dornbirn. Zudem wurde mit Aaron Herzog jüngst ein weiterer Mittelfeldspieler verpflichtet. Zudem soll noch ein Innenverteidiger kommen.

Vorbereitung: Bislang testete der HFC ausschließlich gegen unterklassige Gegner sowie Regionalligisten, schlug dabei Halberstadt mit 6:0 und den Berliner AK mit 2:0. Dass die mitunter wacklige 58-Gegentore-Defensive in den Testläufen noch kein solches kassiert hat, ist ein positives Indiz, dass es bei der Generalprobe gegen Beinahe-Bundesligist Holstein Kiel am Samstag zu bestätigen gilt.

Prognose: Ab ins Verfolgerfeld oder wieder in den Abstiegskampf? Nominell sollte der HFC zumindest mit Letzterem im bereits zehnten Drittliga-Jahr nichts zu tun haben, doch für positive wie negative Überraschungen ist dieser Klub immer gut. Wir sagen: Platz 7 bis 10 geben die Umstände her.

 

Weiterlesen:

Saisonprognose #1: Havelse, Freiburg II, BVB II, Viktoria Berlin

Saisonprognose #2: Meppen, Duisburg, FCK, Türkgücü

   

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